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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Sylveste bekannt waren, und der Erscheinung, die er niemals hatte Wiedersehen wollen. »Ein unerträglich heimtückisches… Nichts.« Die Erscheinung sprach so ruhig und ohne jegliche Emotion wie ein Schauspieler, der seinen Text nur durchgeht, um zu messen, wie lange er dafür braucht. »Eine hirnlose Ratte.«
    »Vom Nichts zur Ratte?«, fragte Sylveste. »Aus einer bestimmten Sicht könnte man das fast als Fortschritt betrachten.«
    »Glaube das ja nicht, Sohn«, höhnte Calvin und beugte sich auf seinem Lehnstuhl vor. »Du hältst dich für unglaublich schlau, nicht wahr? Aber jetzt habe ich dich an den Eiern, falls du überhaupt welche besitzt. Man hat mir erzählt, was du getan hast. Wie du mich, nur um ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen, einfach umgebracht hast.« Er hob den Blick zur Decke. »Was für eine klägliche Rechtfertigung für Vatermord! Ich hätte zumindest gehofft, du würdest mich aus einem halbwegs ehrenwerten Grund töten. Aber nein, das war wohl zu viel verlangt. Ich wäre fast enttäuscht von dir, wenn das nicht hieße, ich hätte einmal höhere Erwartungen in dich gesetzt.«
    »Wenn ich dich tatsächlich getötet hätte«, sagte Sylveste, »würde uns dieses Gespräch vor gewisse ontologische Probleme stellen. Außerdem habe ich immer gewusst, dass noch eine Kopie von dir existierte.«
    »Aber du hast eins von meinen Ichs ermordet!«
    »Bedauere, das ist ein klassischer Kategorisierungsfehler. Du bist nur Software, Cal. Kopiert und gelöscht zu werden ist deine natürliche Existenzform.« Sylveste war auf weitere Proteste gefasst, aber Cal schwieg. »Im Übrigen stimmt es nicht, dass ich Sajaki einen Strich durch die Rechnung machen wollte. Ich brauche seine… Kooperation nicht weniger als er die meine.«
    »Meine Kooperation?« Der Triumvir kniff die Augen zusammen.
    »Wir kommen noch dazu. Ich will nur sagen, als ich die Kopie zerstörte, wusste ich, dass eine andere existierte und dass Sie mich bald zwingen würden, ihr Versteck zu verraten.«
    »Also eine völlig sinnlose Tat?«
    »Keineswegs. Ich durfte für eine Weile beobachten, wie Sie Ihre Felle davonschwimmen sahen, Yuuji-san. Ich habe einen Blick in Ihre Seele getan und dafür hat sich das Risiko gelohnt. Es war kein schöner Anblick, wenn ich das sagen darf.«
    »Woher… wusstest du?«, fragte Cal. »Woher wusstest du, dass ich kopiert worden war?«
    »Ich dachte, er wäre nicht zu kopieren«, sagte die Frau, die man ihm als Khouri vorgestellt hatte. Sie war klein und flink und möglicherweise war ihr ähnlich wie Sajaki nicht ganz zu trauen. »Ich dachte, die Sims hätten Spoiler… Kopierschutz… was es eben so gibt.«
    »Das sind die Alpha-Simulationen, meine Liebe«, erklärte Calvin. »Und eine solche bin ich nicht – wie man dazu auch stehen mag. Nein, ich bin nur ein einfaches Beta-Sim, das allen Turing-Standards gerecht wird, aber – philosophisch betrachtet – kein Bewusstsein besitzt. Deshalb wirft es auch keine ethischen Probleme auf, wenn es mich mehr als einmal gibt. Allerdings…« – er holte tief Atem und füllte das Schweigen, das andere vielleicht gern zum Nachdenken genützt hätten – »glaube ich nicht mehr an diesen neuro-kognitiven Quatsch. Ich kann nicht für mein Alpha-Sim sprechen, das vor etwa zweihundert Jahren verschwunden ist, aber ich bin jetzt bei vollem Bewusstsein, wie das auch zugegangen sein mag. Vielleicht gilt das für alle Beta-Sims, vielleicht hat die Komplexität meiner Vernetzung irgendwann eine kritische Grenze überschritten. Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich denke, und deshalb bin ich außer mir vor Zorn.«
    Sylveste hörte das alles nicht zum ersten Mal. »Er ist ein Turing-kompatibles Beta-Sim. Deshalb muss er so reden. Wenn er nicht behaupten würde, bei Bewusstsein zu sein, fiele er automatisch hinter die Turing-Standards zurück. Aber das heißt nicht, dass das, was er sagt – die Geräusche, die er… die es… von sich gibt, irgendeine Berechtigung hätten.«
    »Die gleiche Argumentation könnte ich auf dich anwenden, mein lieber Sohn«, sagte Calvin. »Und sie führt letztlich nur zu einer Schlussfolgerung: Da ich über das Alpha nichts weiß, muss ich davon ausgehen, dass es nur noch mich gibt. Auch wenn du es nicht einsehen willst, mein Wert beruht auf meiner Einmaligkeit, und deshalb muss ich mich aufs Schärfste dagegen verwahren, dass man Kopien von mir anfertigt. Jede Kopie mindert meinen Wert. Sie gibt mir den Status einer Ware, eines

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