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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Produkts, das jedermann herstellen, vervielfältigen und wieder entsorgen kann, wie es seinen kleinlichen Bedürfnissen entspricht.« Er hielt inne. »Also – ich würde nicht sagen, dass ich nichts unternehmen würde, um meine Überlebenschancen zu erhöhen – aber ich hätte niemals eingewilligt, mich kopieren zu lassen.«
    »Aber genau das hast du getan. Du hast Pascale erlaubt, dich für Abstieg in die Finsternis zu kopieren.« Sie war dabei so geschickt vorgegangen, dass er jahrelang nichts geahnt hatte. Er hatte erlaubt, dass Calvin ihr bei der Erstellung der Biografie behilflich war. Dafür hatte sie ihm seinen Herzenswunsch erfüllt und ihm ermöglicht, sich weiter mit den Amarantin zu beschäftigen, auf die Forschungsergebnisse zuzugreifen und Verbindung zu der ständig schwindenden Gruppe seiner Anhänger zu halten.
    »Es war seine Idee«, sagte Pascale.
    »Ja… das gebe ich zu.« Cal holte tief Luft und schien zu überlegen, obwohl die Calvin-Simulation sehr viel schneller ›denken‹ konnte als jeder naturbelassene Mensch. »Die Zeiten waren gefährlich – natürlich nicht schlimmer als jetzt, soweit ich seit meiner Erweckung feststellen konnte –, aber doch recht unsicher. Deshalb wollte ich vorsichtshalber dafür sorgen, dass ein Teil von mir die Zerstörung des Originals überlebte. Ich dachte dabei allerdings nicht an eine Kopie – eher an eine Skizze, ein Konterfei, das vielleicht nicht einmal vollständig Turing-kompatibel zu sein brauchte.«
    »Und warum hast du deine Meinung geändert?«
    »Pascale baute Teile von mir in einen bestimmten Zeitraum der Biografie ein – es ging um einige Monate. Sie wählte ein raffiniertes Codierungsverfahren. Aber als sie so viel vom Original kopiert hatte, dass die Teile in Interaktion treten konnten, waren sie – oder vielmehr ich – nicht mehr so angetan von der Vorstellung, cybernetischen Selbstmord zu begehen, nur um Recht zu behalten. Tatsächlich fühlte ich mich lebendiger – war ich mehr ich selbst – als je zuvor.« Er schenkte seinem Publikum ein Lächeln. »Natürlich wurde mir bald klar, woher das kam. Pascale hatte mich in ein leistungsfähigeres Computersystem kopiert, in das Rechenzentrum der Regierung in Cuvier, wo Abstieg zusammengestellt wurde. Das System war an mehr Archive und Netzwerke angeschlossen, als du selbst mir damals in Mantell je zugestanden hattest. Ich hatte zum ersten Mal etwas gefunden, mit dem sich mein überragender Verstand sinnvoll beschäftigen konnte.« Er sah allen tief in die Augen und fügte dann ganz leise hinzu: »Das war übrigens ein Scherz.«
    »Exemplare der Biografie waren überall erhältlich«, fuhr Pascale fort. »Sajaki hatte bereits eins erworben, ohne zu ahnen, dass es eine Version von Calvin enthielt. Aber wie hast du es eigentlich herausgefunden?« Jetzt sah sie Sylveste an. »Hat Cals kopierte Version es dir verraten?«
    »Nein, und ich bin nicht einmal sicher, ob er das gewollt hätte, selbst wenn es möglich gewesen wäre. Ich bin selbst dahinter gekommen. Die Biografie war zu umfangreich für die darin enthaltene Menge an Simulationsdaten. Oh, ich weiß, du bist sehr umsichtig vorgegangen – du hast Cal mit möglichst niederwertigen Bits verschlüsselt und in die Dateien eingefügt – aber es war einfach zu viel von ihm da, das ließ sich nicht so einfach verstecken. Abstieg war fünfzehn Prozent zu lang. In den ersten Monaten dachte ich, du hättest eine ganze Schicht von geheimen Szenarien darin versteckt, Teile meines Lebens, die du eingefügt hattest, obwohl sie nicht zur Dokumentation freigegeben waren, damit jeder, der hartnäckig genug suchte, sie auch finden konnte. Aber dann fiel mir auf, dass die Überkapazitäten gerade groß genug waren für eine Kopie von Cal, und das passte ins Bild. Ganz sicher war ich natürlich nie…« Er sah die Projektion an. »Du würdest vermutlich behaupten, du seiest der echte Cal und ich hätte nur die Kopie gelöscht?«
    Cal hob streitlustig die Hand. »Nein; das wäre viel zu stark vereinfacht. Immerhin war ich einmal diese Kopie. Aber was ich damals war – und was die Kopie auch blieb, bis du sie zerstört hast – war nur ein Schatten dessen, was ich jetzt bin. Sagen wir doch einfach, ich hätte eine Erleuchtung gehabt, und belassen wir es dabei.«
    »Aha…« Sylveste trat vor und klopfte sich nachdenklich mit dem Finger an die Unterlippe. »In diesem Fall hätte ich dich aber nicht wirklich getötet?«
    »Nein«, gestand Calvin mit falscher

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