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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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größeren fiktiven Ziels gewesen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob der gleiche Trick zwei Mal funktioniert hätte. Ich vermute stark, dass Sie am Ende um einen echten Angriff nicht herumgekommen wären.«
 
    Die Kälte war wie Stahl, wie tausend Stacheldrahtspitzen, die über die Haut kratzten und sich bei jeder Bewegung ins Fleisch zu bohren drohten. Aber davon bemerkte man nichts mehr, sobald man sich endgültig im Einflussbereich des Captains befand, denn die Kälte, die ihn umfangen hielt, war noch viel intensiver.
    »Er ist krank«, sagte Sajaki. »Eine Abart der Schmelzseuche. Sie wissen darüber sicher Bescheid.«
    Sylveste nickte. »Wir haben Berichte von Yellowstone erhalten«, erklärte er. »Wobei ich nicht sagen kann, dass sie besonders ausführlich gewesen wären.« Er hatte es die ganze Zeit vermieden, den Captain direkt anzusehen.
    »Wir können sie nicht eindämmen«, erklärte Hegazi. »Jedenfalls nicht wirksam. Durch extreme Kälte lässt sich die Ausbreitung etwas bremsen, aber das ist auch alles. Die Seuche – oder der Captain – dehnt sich langsam immer weiter aus, greift auf die Schiffsmaterie über und verwandelt sie nach ihren eigenen Bauplänen.«
    »Dann ist er, jedenfalls im biologischen Sinn, noch am Leben?«
    Sajaki nickte. »Natürlich kann man bei diesen Temperaturen nicht wirklich von organischem Leben sprechen. Aber wenn wir den Captain jetzt aufwärmen würden… wäre er in Teilen funktionsfähig.«
    »Das klingt nicht sehr ermutigend.«
    »Ich habe Sie nicht an Bord geholt, um Sie aufzumuntern, sondern damit Sie ihn heilen.«
    Der Captain sah aus wie eine Statue, die in ein Netz von Silberfäden eingesponnen war. Die Ausläufer des unheimlichen biochimärischen Tumors erstreckten sich wunderschön glänzend viele Meter weit nach allen Seiten. Der Kälteschlaftank im Herzen der Eisexplosion funktionierte noch immer – ein Wunder der Technik, vielleicht auch nur Zufall. Aber seine einstmals symmetrische Form war durch die gletscherartig langsam, aber unaufhaltsam weiterwandernden Massen des Captains verzerrt und verschoben worden. Die meisten Statusanzeigen waren tot; keine entoptischen Figuren schwebten in der Luft. Einige der Anzeigen, die noch in Betrieb waren, lieferten unleserlichen Zeichensalat, sinnlose Hieroglyphen einer senilen Maschine. Khouri war froh, dass keine entoptischen Figuren mehr erzeugt wurden. Sie wären vermutlich ebenfalls krank gewesen; Scharen von boshaft feixenden Seraphim oder missgebildeten Cherubim, die das fortgeschrittene Stadium der Krankheit des Captains symbolisierten.
    »Hier kann kein Chirurg mehr helfen«, sagte Sylveste. »Sie brauchen einen Priester.«
    »Calvin war anderer Meinung«, widersprach Sajaki. »Er konnte es kaum erwarten, mit der Arbeit anzufangen.«
    »Dann leidet die Kopie, die Sie in Cuvier gekauft haben, unter Größenwahn. Ihr Captain ist nicht krank. Er ist nicht einmal tot, denn es ist kaum noch etwas von ihm übrig, was jemals gelebt hat.«
    »Trotz alledem«, sagte Sajaki, »werden Sie uns helfen. Ilia kann Sie unterstützen – sobald sie wieder gesund ist. Sie glaubt, ein Mittel gegen die Seuche entwickelt zu haben – ein Retrovirus. Soviel ich weiß, wirkt es bei kleinen Proben. Aber ihr Spezialgebiet sind Waffen und die Verabreichung des Virus gehört in den Bereich der Medizin. Immerhin wäre damit ein Werkzeug vorhanden.«
    Sylveste schenkte Sajaki ein Lächeln. »Sie haben das sicher mit Calvin besprochen.«
    »Sagen wir, er wurde informiert. Er ist bereit, es auszuprobieren – er meint, es könnte sogar funktionieren. Macht Ihnen das Mut?«
    »Ich unterwerfe mich Calvins Urteil«, antwortete Sylveste. »Er ist schließlich der Mediziner von uns beiden. Aber bevor ich mich zu irgendetwas verpflichte, müssen wir die Bedingungen aushandeln.«
    »Es gibt keine Bedingungen«, sagte Sajaki. »Und wenn Sie nicht mitspielen, werden wir Mittel und Wege finden, Sie über Pascale unter Druck zu setzen.«
    »Das würden Sie wahrscheinlich bereuen.«
    Khouri spürte zum zehnten Mal an diesem Tag ein Kribbeln im Nacken. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Auch den anderen war es aufgefallen, aber sie ließen sich nichts anmerken. Sylvestes Auftreten war zu selbstbewusst, das war es wohl. Zu selbstbewusst für jemanden, der eben entführt worden war und sich bald einer qualvollen Prozedur unterziehen sollte. Er benahm sich eher wie ein Spieler, der gleich sein Blatt aufdecken und die Partie gewinnen würde.
    »Ich

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