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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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sich die erdähnlichen Planeten – Resurgam eingeschlossen – in der Mitte eng zusammen; ein dichtes Netzwerk konzentrischer Bahnen um den Stern Delta Pavonis. Dahinter beherrschten die Kleinplaneten, gefolgt von Gasriesen und Kometen, das Mittelfeld des Systems. Zwei Gas weiten, etwas kleiner als Jupiter, kaum noch als Riesen zu bezeichnen, schlossen sich an, danach kam eine Pluto-ähnliche Welt – nicht viel mehr als ein ausgebrannter Komet, den sich das Zentralgestirn eingefangen hatte. Der Kuipergürtel aus ursprünglichem Kometenmaterial erschien im Infrarotbereich wie eine verschobene Sandbank mit einem kugeligen Ende, das nach außen zeigte. Und dann kam über zwanzig AE, im Umkreis von mehr als zehn Lichtstunden von der Sonne selbst nichts mehr. Was hier an Materie noch vorhanden war, hatte nur eine schwache Bindung an den Stern; zwar spürte sie sein Schwerkraftfeld noch, aber sie bewegte sich auf jahrhundertelangen Bahnen, die auch von anderen Himmelskörpern leicht zu stören waren. Die schützende Hülle des Sonnenmagnetfelds reichte nicht so weit nach draußen, hier wurden alle Objekte von den ewigen Stürmen der galaktischen Magnetosphäre herumgeschleudert, dem großen Windsystem, in das die Magnetfelder aller Sterne eingebettet waren wie kleine Strudel in einen riesigen Zyklon.
    Dennoch waren diese ungeheuren Weiten nicht völlig leer. Zunächst sah man nur einen Körper – doch das lag daran, dass die voreingestellte Vergrößerung zu hoch war, um die Dopplung zu zeigen. Das zweite Objekt befand sich in der Richtung, in die der Kuipergürtel zeigte; sein Schwerkraftsog hatte den an sich kugelförmigen Halo derart verformt. Nur damit verriet es seine Existenz, denn zu sehen war es mit bloßem Auge nicht, es sei denn, man käme auf eine Million Kilometer heran – und dann hätte man mit Sicherheit andere Sorgen, als es zu betrachten.
    »Sie werden davon gehört haben«, sagte Sylveste. »Auch wenn es bisher nicht allzu viel Aufmerksamkeit erregt haben mag.«
    »Es ist ein Neutronenstern«, sagte Hegazi.
    »Gut. Wissen Sie noch etwas darüber?«
    »Nur, dass er einen Begleiter hat«, sagte Sajaki. »Was aber an sich nicht ungewöhnlich ist.«
    »Eigentlich nicht, nein. Viele Neutronensterne haben Planeten – angeblich die kondensierten Reste verdampfter Binärsterne. Möglicherweise blieb der Planet auch aus irgendeinem Grund verschont, als bei der Supernova-Explosion eines schwereren Sterns der Pulsar entstand.« Sylveste schüttelte den Kopf. »Trotzdem nicht ungewöhnlich, nein. Warum also – die Frage ist berechtigt – interessiere ich mich dafür?«
    »Eine vernünftige Frage«, sagte Hegazi.
    »Weil etwas daran merkwürdig ist.« Sylveste vergrößerte das Bild, bis der Planet, der auf seiner Bahn unnatürlich schnell um den Neutronenstern raste, deutlich zu erkennen war.
    »Dieser Planet war für die Amarantin von außergewöhnlicher Bedeutung. Je näher man dem Ereignis kommt – der Sonnenfackel, die sie auslöschte –, desto häufiger taucht er auf den Fundstücken der Spätphase auf.«
    Das hatte eingeschlagen. Die Drohung, das Schiff zu zerstören, hatte den Selbsterhaltungstrieb angesprochen, doch jetzt waren die Ultras auf intellektueller Ebene gefesselt. Sylveste hatte nie bezweifelt, dass er hier leichter Gehör finden würde als bei den Kolonisten. Sajakis Mannschaft sah die Dinge ohnehin schon von der kosmischen Warte.
    »Was steckt dahinter?«, fragte Sajaki.
    »Ich weiß es nicht. Aber Sie werden mir helfen, es herauszufinden.«
    »Sie glauben, auf dem Planeten könnte etwas zu finden sein?«
    »Oder in seinem Innern. Um das zu ergründen, müssen wir sehr viel näher heran, nicht wahr?«
    »Es könnte eine Falle sein«, sagte Pascale. »Ich denke, wir sollten diese Möglichkeit nicht ausschließen – besonders, wenn Dan den Zeitablauf richtig beurteilt.«
    »Was hat das mit dem Zeitablauf zu tun?«, fragte Sajaki.
    Sylveste legte die Fingerspitzen dachförmig aneinander.
    »Ich habe den Verdacht – nein, es ist kein Verdacht, sondern eine Schlussfolgerung –, dass die Amarantin in ihrer Entwicklung irgendwann so weit kamen, dass sie in den Weltraum aufbrachen.«
    »Nach allem, was ich auf Resurgam erfahren habe«, sagte Sajaki, »liefern die Fossilien dafür keine Anhaltspunkte.«
    »Aber das wäre doch ganz normal, nicht wahr? Technische Produkte sind naturgemäß weniger haltbar als Erzeugnisse aus primitiveren Epochen. Keramik hält sich. Mikroschaltkreise zerfallen

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