Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
Freundlichkeit. »Du hast mich nicht getötet. Aber es hätte sein können, und nur darauf kommt es an. Aus dieser Sicht, mein lieber Junge, bist du leider immer noch ein ruchloser Vatermörder.«
    »Ist das nicht rührend?«, fragte Hegazi. »Es geht doch nichts über ein schönes, altmodisches Familientreffen.«
 
    Sie setzten den Weg zum Captain fort. Khouri war nicht zum ersten Mal hier unten und schon ein wenig mit der Umgebung vertraut, aber sie fühlte sich trotzdem unwohl; die infektiöse Masse, die ihren Kälteschlaf tank jederzeit sprengen konnte, drängte sich unaufhaltsam in ihr Bewusstsein.
    »Allmählich sollte ich doch erfahren, was Sie eigentlich von mir wollen«, sagte Sylveste.
    »Versteht sich das nicht von selbst?«, fragte Sajaki. »Oder glauben Sie, wir hätten Sie so unerbittlich verfolgt, um uns nach Ihrem Befinden zu erkundigen?«
    »Zuzutrauen wäre es Ihnen«, sagte Sylveste. »Ihr Verhalten war schon damals unberechenbar, warum sollte es jetzt anders sein? Und außerdem, tun wir doch nicht so, als ob da unten wirklich alles mit rechten Dingen zugegangen wäre.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Khouri.
    »Nun sagen Sie bloß nicht, Sie sind noch immer nicht dahinter gekommen.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Es ist nicht wirklich passiert.« Sylveste musterte sie mit seinen leeren Augen; sie kam sich vor wie unter dem prüfenden Blick eines automatischen Kontrollsystems. »Vielleicht auch nicht«, fuhr er fort. »Vielleicht sind Sie tatsächlich ahnungslos. Wer sind Sie überhaupt?«
    »Sie werden noch genügend Zeit haben, um alle Fragen zu stellen, die Ihnen am Herzen liegen«, sagte Hegazi. Sie waren jetzt nur noch einen Steinwurf vom Captain entfernt und das machte den Chimären nervös.
    »Nein«, sagte Khouri. »Ich will es jetzt wissen. Was meinen Sie mit ›Es ist nicht wirklich passiert‹?«
    »Ich spreche von der Siedlung«, sagte Sylveste langsam und ruhig, »die Volyova so einfach ausradiert hat.«
    Khouri überholte die Prozession und versperrte ihr den Weg. »Das müssen Sie mir erklären.«
    »Das hat Zeit«, sagte Sajaki und trat vor, um sie beiseite zu schieben. »Jedenfalls so lange, bis Sie mir Ihre Rolle in dem Spiel zu meiner vollen Zufriedenheit erklärt haben, Khouri.« Der Triumvir beäugte sie schon seit längerem mit tiefem Misstrauen. Zwei Todesfälle in ihrem Beisein konnte in seinen Augen kein Zufall mehr sein. Volyova war außer Gefecht gesetzt – und die Mademoiselle schwieg. Damit war niemand mehr da, der sie beschützt hätte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Sajakis Misstrauen die Oberhand gewann und er drastische Maßnahmen ergriff.
    Aber Sylveste widersprach: »Nein. Warum nicht gleich? Ich finde, jeder hier sollte wissen, was gespielt wird. Sajaki; Sie waren nicht nur auf Resurgam, um sich ein Exemplar der Biografie zu besorgen, nicht wahr? Wozu denn auch? Bevor ich es Ihnen sagte, wussten Sie ja gar nicht, dass Abstieg eine Kopie von Cal enthielt. Sie dachten nur, die Biografie könnte sich bei den Verhandlungen mit mir als nützlich erweisen. Aber sie war nicht der Grund für Ihren Aufenthalt auf dem Planeten. Sie hatten ganz andere Absichten.«
    »Ich wollte auch Informationen sammeln«, sagte Sajaki vorsichtig.
    »Mehr als das. Gewiss, Sie waren auf der Suche nach Informationen. Aber Sie wollten auch Informationen einschleusen.«
    »Über Phoenix?«, fragte Khouri.
    »Nicht nur über den Ort selbst. Den hat es nie gegeben.« Sylveste legte eine dramatische Pause ein, dann fuhr er fort. »Phoenix war eine Geisterstadt, eine Erfindung von Sajaki. Es war nicht einmal auf den alten Karten in Mantell verzeichnet, es tauchte erst auf, als wir sie nach den Originalen in Cuvier aktualisierten. Daraufhin gingen wir einfach davon aus, dass es sich um eine neue Siedlung handelte, die auf den früheren Karten noch nicht eingetragen war. Das war natürlich dumm – ich hätte das Manöver gleich durchschauen müssen. Aber wir konnten uns nicht vorstellen, dass jemand die Originale manipuliert hatte.«
    »Das war die nächste Dummheit«, sagte Sajaki. »Außerdem mussten Sie sich doch fragen, wo ich war.«
    »Wenn ich etwas länger darüber nachgedacht hätte…«
    »Aber das haben Sie leider nicht getan«, versetzte Sajaki. »Sonst fände dieses Gespräch womöglich gar nicht statt. Allerdings hätten wir dann andere Mittel eingesetzt, um Sie in unsere Gewalt zu bringen.«
    Sylveste nickte. »Ihr nächster Schritt wäre folgerichtig die Zerstörung eines

Weitere Kostenlose Bücher