Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
Einrichtungen gleich welcher Art. Nun haben wir beschlossen, einen Schwarm Sonden auf den Planeten zu schicken. Sie sollen nach allem suchen, was uns entgangen sein könnte – Maschinen, die in Höhlen versteckt oder in Schluchten versenkt wurden, in die wir nicht hineinsehen können. Falls es da unten automatische Verteidigungssysteme geben sollte, könnten die Sonden vielleicht eine Reaktion auslösen.«
    Ja, dachte Sylveste zynisch. Eine Reaktion hatten sie mit Sicherheit ausgelöst, aber wahrscheinlich eine andere, als Alicia erwartet hatte.
    Volyova suchte den nächsten Abschnitt in Alicias Bericht. Die Sonden waren abgesetzt worden: winzig kleine automatische Raumschiffe, so zart und wendig wie Libellen. Sie waren auf Cerberus zugestürzt – es gab keine Atmosphäre, die sie hätte abfangen können – und hatten erst im letzten Moment mit einem kurzen Flammenstoß aus ihren Fusionstriebwerken gebremst. Zunächst hatte man sie noch von der Lorean aus beobachten können, helle Fünkchen vor Cerberus’ unerbittlichem Grau. Dann wurden sie immer kleiner und demonstrierten damit, dass selbst diese kleine tote Welt die meisten von Menschen geschaffenen Himmelskörper um mehrere Größenordnungen übertraf.
    »Logbuch«, sagte Alicia nach einer Lücke im Bericht.
    »Die Sonden haben etwas Ungewöhnliches entdeckt – die Meldung kommt gerade herein.« Sie schaute auf ein Display außerhalb des Projektionsbereichs. »Seismische Aktivität auf der Oberfläche. Eigentlich müssten wir bereits etwas sehen, aber bisher hat sich die Kruste noch nicht bewegt. Dabei ist die Planetenbahn nicht vollkommen kreisförmig, folglich müssten gravitationelle Spannungen auftreten. Fast drängt sich der Verdacht auf, die Sonden hätten das Beben ausgelöst, aber das ist natürlich absurd.«
    »Nicht absurder als ein Planet, der alle Spuren eines Kometeneinschlags auf seiner Oberfläche löscht«, bemerkte Pascale. Dann sah sie Sylveste an. »Das war nicht als Kritik an Alicia gemeint.«
    »Du magst es nicht so gemeint haben«, gab er zurück, »aber die Kritik wäre berechtigt gewesen.« Er wandte sich an Volyova. »Haben Sie außer Alicias Logbuch noch etwas gefunden? Die Telemetriedaten von den Sonden sollten ebenfalls…«
    »Die haben wir«, sagte Volyova vorsichtig. »Aber ich muss sie erst aufbereiten. Sie sind ziemlich konfus.«
    »Machen Sie mir eine Neuralverbindung.«
    Volyova flüsterte eine Serie von Befehlen in ihr Armband. Die Brücke löste sich auf, und ein Sperrfeuer von Synästhesien brach über Sylvestes Sinne herein. Er tauchte ein in die Daten aus einer von Alicias Sonden – das Sensorium war tatsächlich so konfus, wie Volyova vorhergesagt hatte. Aber darauf war Sylveste mehr oder weniger vorbereitet gewesen. Der Übergang war nicht völlig glatt verlaufen, aber er war auch nicht – wie es oft vorkam – mit unerträglichen Qualen verbunden.
    Sylveste schwebte über einer Landschaft. Die Höhe war schwer zu schätzen, da die fraktalen Oberflächenstrukturen – Krater, Spalten und erstarrte, graue Lavaströme – aus jeder Entfernung ähnlich ausgesehen hätten. Aber die Forschungssonde sagte ihm, dass er sich nur einen halben Kilometer über Cerberus befand. Er schaute auf die Ebene hinab und suchte nach Anzeichen der seismischen Aktivität, von der Alicia gesprochen hatte. Cerberus wirkte uralt und so tot, als hätte sich dort seit Milliarden von Jahren nichts mehr verändert. Die einzige Bewegung wurde von den Fusionsjets der Sonde verursacht, die im Leerlauf einen Strahlenkranz von Schatten warfen.
    Was hatten die Drohnen gesehen? Sicherlich nichts im visuellen Spektrum. Sylveste tastete sich tiefer in das Sensorium vor – es war, als schlüpfe er in einen fremden Handschuh – und fand die Neuralbefehle zum Öffnen verschiedener Datenkanäle. Zuerst versuchte er es mit den Thermalsensoren, aber auf der ganzen Ebene herrschten konstante Temperaturen. Auch im elektromagnetischen Spektrum gab es keine Anomalien. Die Ströme aus Neutrinos und exotischen Teilchen hielten sich unerschütterlich innerhalb der erwarteten Normen. Doch als er zu den Gravitationsscannern wechselte, erkannte er sofort, dass auf Cerberus die Hölle los war. Ein Netz von bunten, durchsichtigen Gravitationslinien legte sich über sein Blickfeld. Und die Linien bewegten sich.
    Unter der Oberfläche strebten eine Reihe von Objekten – groß genug, um von den Massensensoren erfasst zu werden – in einer Zangenbewegung einem Punkt

Weitere Kostenlose Bücher