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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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er dann als Nächstes tun? Sie hätten zwar immer noch Ihre Waffen – aber gegen wen sollten Sie kämpfen? Sie müssten sich erst einen Feind erfinden. Und womöglich besäße der gar nichts, was Sie haben wollten – Sie haben doch Ihr Schiff, was brauchen Sie mehr? Ein Feind mit einer anderen Ideologie? Schwierig, denn das Einzige, was mir bei Ihnen noch nicht aufgefallen ist, sind irgendwelche ideologischen Bindungen, es sei denn, Sie hätten ihre eigene Unsterblichkeit zur Ideologie erhoben. Nein; ich glaube, in den Tiefen seiner Seele weiß Sajaki genau, was geschehen würde. Wenn er Captain würde, müssten Sie Ihre Waffen früher oder später gebrauchen, nur deshalb, weil sie existieren. Und ich spreche nicht von einer minimalistischen Intervention wie auf Resurgam. Sie müssten Ernst machen und jedes einzelne dieser Ungeheuer zum Einsatz bringen.«
    Volyovas rasche Auffassungsgabe hatte Sylveste schon früher beeindruckt. »Dann sollten wir Triumvir Sajaki eigentlich dankbar sein, nicht wahr? Indem er darauf verzichtet, den Captain zu töten, bewahrt er uns vor dem Schlimmsten.« Es klang wie das Argument eines Advocatus diaboli. Sie sprach es nur laut aus, um die Ketzerei noch deutlicher sichtbar zu machen.
    »Ja«, meinte Calvin zögernd. »So könnte man sagen.«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort«, brauste Volyova auf. »Und wenn Sie einer von uns wären, würde ich solche Gedanken als Hochverrat bezeichnen.«
    »Wie Sie meinen. Aber es gibt bereits Anhaltspunkte dafür, dass Sajaki die Operation sabotieren will.«
    Ihre Augen blitzten neugierig auf, aber sie beherrschte sich eisern. »Ich lasse mich von Ihrer Paranoia nicht anstecken, Calvin – falls ich mit Ihnen spreche. Ich habe mich verpflichtet, Dan ins Innere von Cerberus zu bringen. Und ich habe mich verpflichtet, Ihnen bei der Heilung des Captains behilflich zu sein. Alle weitergehenden Diskussionen sind müßig.«
    »Sie haben das Retrovirus also mitgebracht?«
    Volyova griff in ihre Jacke und zog ein Fläschchen heraus. »Es wirkt bei den Proben, die ich entnommen und mit denen ich eine Kultur angelegt habe. Ob es hier wirkt, ist eine ganz andere Frage.«
    Sie warf Sylveste das Behältnis zu, und seine Hände zuckten nach vorne, um es aufzufangen. Der gläserne Autoklav weckte eine flüchtige Erinnerung an das Fläschchen, das er mit zu seiner Hochzeit genommen hatte.
    »Es ist ein Vergnügen, mit Ihnen zu arbeiten«, lobte Calvin.
    Volyova gab Calvin oder Dan Sylveste – sie war nie ganz sicher, mit wem sie verhandelte – genaue Anweisungen zur Verabreichung des Gegenmittels, dann verließ sie die Krankenstation. Sie hatte sich verhalten wie ein Apotheker gegenüber einem Arzt, dachte sie: sie hatte ein Serum entwickelt, das im Labor wirkte, und sie konnte gezielte Hinweise zu seiner Anwendung geben, aber die letzten Schritte, die Entscheidung über Leben und Tod, lagen allein im Ermessen des Arztes. Damit wollte sie nichts zu tun haben. Wenn es so einfach gewesen wäre, das Retrovirus einzusetzen, hätte man Sylveste ja gar nicht gebraucht. Außerdem war es nur ein Element der Behandlung – wenn auch vielleicht das entscheidende.
    Sie fuhr mit dem Fahrstuhl auf die Brücke zurück und gab sich alle Mühe, nicht an Calvins (es musste doch Calvin gewesen sein?) Bemerkungen über Sajaki zu denken. Aber das war schwierig; seine Ansichten hörten sich so logisch, so vernünftig an. Und was war von der Anschuldigung zu halten, Sajaki sabotiere die Heilung des Captains? Die Frage hatte ihr schon auf der Zunge gelegen, aber vielleicht hatte sie befürchtet, eine Antwort zu bekommen, die nicht zu widerlegen war. Was sie gesagt hatte, hatte schon seine Berechtigung: im Grunde war es Hochverrat, so etwas nur zu denken.
    Aber sie hatte schon in so vieler Hinsicht Hochverrat begangen.
    Sajaki begann an ihr zu zweifeln; das war nicht zu übersehen. Anderer Meinung zu sein, wenn es darum ging, ob Khouri dem Trawl unterzogen werden sollte, war eine Sache. Aber den Trawl zu manipulieren, damit er sie alarmierte, wenn Sajaki ihn in Betrieb nahm, hatte eine andere Qualität – so handelte man nicht aus oberflächlicher beruflicher Sorge um einen Schützling, so handelte man aus versteckter Paranoia, aus Angst und aus schwelendem Hass. Zum Glück war sie noch rechtzeitig gekommen. Der Trawl hatte keinen dauernden Schaden angerichtet, und ob Sajaki genügend Zeit gehabt hatte, so viele neurale Bereiche so gründlich zu erkunden, dass nicht nur verschwommene

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