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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Eindrücke, sondern ausgewachsene belastende Erinnerungen zum Vorschein kamen, war eher zu bezweifeln. Jetzt, dachte sie, wäre er sicher vorsichtiger. Jetzt durften sie ihren Waffenoffizier nicht mehr verlieren. Aber wenn sich sein Verdacht nun auf Volyova selbst richtete? Auch sie konnte man dem Trawl unterziehen. Sajaki hätte gewiss wenig Skrupel, dagegen sprach nur, dass ein solches Vorgehen auch die letzte Illusion von Gleichheit zerstören würde. Jedenfalls hatte sie keine Implantate, die beschädigt werden könnten. Und seit die Arbeit an Bord der Lorean automatisch vonstatten ging, war sie nicht mehr so unentbehrlich wie zuvor.
    Sie schaute auf ihr Armband. Der kleine Splitter, den sie Khouri aus dem Körper gezogen hatte, verursachte ihr mehr Kopfzerbrechen, als sie je für möglich gehalten hätte. Zusammensetzung und Verformungsmuster standen inzwischen mehr oder weniger fest, nun hatte sie das Schiff gebeten, in seinen Speichern nach einer Entsprechung zu suchen. Der Verdacht, dass Manoukhian dahinter steckte, schien sich zu bestätigen. Das Bruchstück stammte eindeutig nicht von Sky’s Edge. Aber das Schiff war noch nicht fündig geworden und drang immer weiter in die Tiefen seiner Datenspeicher vor. Derzeit wühlte es sich durch technische Daten, die fast zweihundert Jahre alt waren. In grauer Vorzeit zu suchen war lächerlich… andererseits, warum jetzt aufhören? In wenigen Stunden hätte sich das Schiff bis zur Gründung der Kolonie und zu den wenigen Unterlagen vorgearbeitet, die noch aus der Amerikano-Ära erhalten waren. Dann konnte sie Khouri immerhin versichern, sie habe gründlich – wenn auch vergeblich – gesucht.
    Als sie die Brücke betrat, war sie allein.
    Der riesige Raum war dunkel bis auf den Schein der Projektionssphäre, die eine schematische Darstellung des gesamten Pavonis-Hades-Doppelsystems zeigte. Von den anderen Besatzungsmitgliedern (es waren ja nur noch wenige am Leben, dachte sie) war niemand anwesend, und man hatte auch keine Toten aus den Archiven geholt, um sich in Sprachen, die heute kaum noch jemand beherrschte, ihre Ansichten anzuhören. Volyova kam die Einsamkeit gerade recht. Sie hatte keine Lust, sich mit Sajaki auseinander zu setzen (mit ihm schon gar nicht), und Hegazis Gesellschaft schätzte sie ohnehin nicht besonders. Nicht einmal mit Khouri wollte sie jetzt reden. Wenn sie mit Khouri zusammen war, tauchten zu viele Fragen auf, und sie war gezwungen, sich mit Themen zu beschäftigen, mit denen sie nichts zu tun haben wollte. Jetzt war sie wenigstens für ein paar Minuten allein und in ihrem Element und konnte – so töricht das auch war – alles vergessen, was ein Chaos zu entfesseln drohte.
    Sie konnte sich mit ihren schönen Waffen befassen.
    Die umfunktionierte Lorean war in einen noch tieferen Orbit gegangen, ohne Cerberus zu einer Reaktion zu provozieren – jetzt befand sie sich nur noch zehntausend Kilometer über der Planetenoberfläche. Volyova hatte dem riesigen Konus den Namen ›Brückenkopf‹ gegeben, denn genau das war seine Funktion. Für alle anderen hieß er einfach ›Volyovas Waffe‹, wenn sie überhaupt davon sprachen. Das Ding war viertausend Meter lang; fast so lang also wie das Lichtschiff, aus dem es entstanden war. Es hatte kaum massive Bestandteile; selbst die Wände waren strukturiert wie Bienenwaben. In jeder Kammer lauerten aktive Stämme von angriffslustigen Cyberviren, in ihrem Aufbau ähnlich dem Gegenmittel, das die Krankheit des Captains bekämpfen sollte. In größeren Höhlungen waren Energie- und Projektilwaffen gelagert. Alles war mit einer meterdicken Hyperdiamanthülle umgeben, die beim Aufschlag abgerieben werden sollte. Wenn der Brückenkopf auf die Planetenoberfläche traf, würden die Stoßwellen über den ganzen Rumpf rasen, aber durch piezoelektrische Kristalle sollte aus diesen Stoßwellen Energie aufgenommen und in die Waffensysteme gelenkt werden. Die Geschwindigkeit beim Aufprall war ohnehin vergleichsweise gering – weniger als ein Kilometer pro Sekunde, denn kurz bevor der Brückenkopf die Kruste durchstieß, würde er kräftig abbremsen. Und vorher sollte die Kruste sturmreif geschossen werden; außer den Frontgeschützen des Brückenkopfes würde Volyova dafür so viele Weltraumgeschütze einsetzen, wie sie einzusetzen wagen konnte.
    Sie nahm über das Armband Verbindung zu ihrer Waffe auf. Eine fesselnde Unterhaltung war es gerade nicht. Der Brückenkopf hatte nur eine rudimentäre

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