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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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viel schlimmer sein, als auf den Scans zu sehen war. Sajaki – der vermutlich nur sehr selten um das Wohl seiner Klienten besorgt war – hatte die Displays zweifellos so eingestellt, dass sie tödliche Gehirntemperaturen erst anzeigten, wenn es bereits viel zu spät war…
    »Nein, Yuuji-san. Das hält sie nicht durch. Sie müssen Sie sofort da rausholen.«
    Ein Wunder – Volyovas Stimme. Sajaki schaute zur Tür. Er musste seine Kollegin schon lange vor Khouri bemerkt haben, aber er sah sie nur blasiert an und fragte gelangweilt: »Was ist los, Ilia?«
    »Sie wissen ganz genau, was los ist. Brechen Sie den Trawl ab, sonst bringen Sie sie noch um!« Volyova trat jetzt in Khouris Blickfeld. Sie sprach in gebieterischem Tonfall, aber Khouri sah, dass sie unbewaffnet war.
    »Noch habe ich nichts Brauchbares erfahren«, sagte Sajaki. >»Ein paar Minuten noch…«
    »In ein paar Minuten ist sie tot.« Pragmatisch, wie sie nun einmal war, fügte sie hinzu: »Und ihre Implantate sind irreparabel zerstört.«
    Vielleicht ließ sich Sajaki von dieser Drohung mehr beeindrucken. Jedenfalls veränderte er die Einstellung um eine Winzigkeit und das Rot verblasste zu einem weniger bedrohlichen Rosa. »Ich dachte, die Implantate wären ausreichend gehärtet.«
    »Es sind nur Prototypen, Yuuji-san.« Volyova trat an die Displays heran und sah sich die Werte an. »O nein… Sajaki, Sie sind ein Dummkopf. Ein verdammter Narr. Ich könnte schwören, dass Sie sie bereits beschädigt haben.« Es klang, als rede sie mit sich selbst.
    Sajaki wartete schweigend. Khouri fürchtete schon, er würde plötzlich ausholen und Volyova mit einem einzigen Hieb töten. Doch dann verfinsterte sich seine Miene, und er stellte die Schalter auf ›Aus‹. Als die Displays erloschen waren, zog er Khouri den Helm vom Kopf. »Ihr Ton – und Ihre Ausdrucksweise – waren gänzlich fehl am Platz, Triumvir«, bemerkte er. Khouri sah seine Hand in die Hosentasche gleiten. Er tastete nach einem Gegenstand – für einen Moment glaubte sie, es handle sich um eine Injektionsspritze.
    »Sie waren auf dem besten Wege, unseren Waffenoffizier zu zerstören«, verteidigte sich Volyova.
    »Ich bin noch nicht fertig mit ihr. Und mit Ihnen auch nicht. Sie hatten den Trawl präpariert, Ilia, nicht wahr? Damit er sie alarmierte, wenn er eingeschaltet wurde? Sehr raffiniert.«
    »Mir ging es nur darum, wertvolles Schiffseigentum zu schützen.«
    »Natürlich…« Sajaki ließ die Antwort einen Augenblick lang drohend in der Luft hängen, dann verließ er mit lautlosen Schritten den Raum.

Dreiundzwanzig
    Im Orbit um Cerberus/Hades, an der Heliopause von Delta Pavonis, 2566
    Die Parallelen waren überdeutlich, dachte Sylveste. In wenigen Stunden sollten Volyovas Weltraumgeschütze den Kampf gegen die verborgenen Immunsysteme von Cerberus aufnehmen; Virus gegen Virus, Zahn gegen Zahn. Und am Vorabend dieses Angriffs traf Sylveste letzte Vorbereitungen für den Krieg gegen die Schmelzseuche, die Volyovas bedauernswerten Captain verzehrte oder – das war eine Frage des Standpunkts – grotesk vergrößerte. Die Parallelität schien Ausdruck einer grundlegenden Ordnung zu sein, die ihm nur zum Teil bekannt war. Die Unsicherheit war nicht angenehm; er kam sich vor, als beteilige er sich an einem Spiel, bei dem sich mittendrin herausstellte, dass die Regeln viel komplizierter waren als gedacht.
    Damit Calvins Beta-Simulation durch ihn aktiv werden konnte, musste sich Dan in eine Art Dämmerzustand versetzen lassen, in dem er sich bewegte wie ein Schlafwandler. Calvin würde ihn zur Marionette machen, er würde alle Sinneseindrücke direkt durch Dans Augen und Ohren empfangen und Dans Bewegungen direkt über dessen Nervensystem steuern. Er würde sogar durch Dans Mund sprechen. Die Neuro-Inhibitoren hatten bereits eine Ganzkörperlähmung bewirkt, die von Übelkeit begleitet war. Die Prozedur war genauso unerfreulich wie beim letzten Mal.
    Sylveste kam sich vor wie eine Maschine, in die gleich Calvins Geist einfahren sollte…
    Seine Hände bewegten die medizinischen Analyseinstrumente über die Ausläufer der Wucherung. Er durfte dem Zentrum nicht zu nahe kommen; das Risiko, die Seuche auf seine eigenen Implantate zu übertragen, war groß. Irgendwann – bei dieser oder auch erst bei der nächsten Sitzung – mussten sie diese Schwelle zwar notgedrungen überschreiten, aber daran wollte Sylveste jetzt noch nicht denken. Zunächst verwendete Calvin noch einfache, ferngesteuerte

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