Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
vielleicht ein Zeichen dafür, dass die Nanos mit ungezügelter Vermehrungswut reagierten, um die Anforderungen der Situation zu bewältigen, und auch Moleküle aus dem ›normalen‹ Gewebe des Mannes dienstverpflichteten, bis die Gefahr abgewendet war. Sylveste warf zögernd einen Blick auf das lädierte Handgelenk des Triumvirs. Die Blutung war zum Stillstand gekommen. Die grässliche Wunde war bereits mit einer Membran verschlossen. Von innen drang ein schwacher bernsteingelber Schein durch das Gewebe.
    Servomaten eilten ihm aus der Krankenstation entgegen, nahmen ihm die Last ab, legten Sajaki auf eine Liege und untersuchten ihn. Schwanenhalsgleiche Monitoren schwenkten über das Bett; Neuralsensoren hefteten sich sanft an seine Kopfhaut. Die Wunde erregte offenbar keine größere Besorgnis. Vielleicht hatten die Diagnosesysteme bereits Verbindung mit den Nanomaschinen aufgenommen und erfahren, dass in diesem Stadium kein weiteres Eingreifen erforderlich war. Sylveste fiel auf, dass der Triumvir trotz seiner Schwäche das Bewusstsein nicht verloren hatte.
    »Wie konnten Sie Volyova so viel Vertrauen schenken?«, grollte er. »Sie hatte viel zu viel Macht, und sie hat alles ruiniert. Das war ein schwerer Fehler, Sajaki.«
    Sajakis Flüstern war nur ein Hauch. »Wir mussten ihr doch vertrauen, Dummkopf. Sie war eine von uns! Teil des Triumvirats!« Heiser fuhr er fort: »Was wissen Sie über Khouri?«
    »Sie war ein Infiltrator«, sagte Sylveste. »Man hatte sie eingeschleust. Sie sollte mich suchen und töten.«
    Damit entlockte er Sajaki nur ein Lächeln. »Das ist alles?«
    »Alles, was ich von ihrer Geschichte glaube. Ich weiß nicht, wer sie geschickt hat und warum – aber sie präsentierte eine absurde Rechtfertigung, die Volyova und meine Frau offenbar für die reine Wahrheit halten.«
    »Es ist noch nicht vorbei«, sagte Sajaki. Seine Augen waren weit aufgerissen und gelblich verfärbt. »Was meinen Sie, es ist noch nicht vorbei?«
    »Ich weiß es einfach«, sagte Sajaki, dann schloss er die Augen und ließ sich zurücksinken. »Noch ist alles offen.«
 
    Sylveste betrat die Brücke. »Er wird überleben«, sagte er. Er hatte ganz offensichtlich keine Ahnung, was hier soeben vorgefallen war.
    Er sah sich um. Volyova konnte sich seine Verwirrung vorstellen. Oberflächlich betrachtet hatte sich nichts verändert, während er Sajaki auf die Krankenstation brachte – die Waffen befanden sich noch immer in den Händen derselben Personen, aber die Stimmung war eine völlig andere. Zum Beispiel stand Hegazi am falschen Ende von Khouris Nadler, aber er wirkte nicht wie ein Besiegter. Allerdings auch nicht wie ein strahlender Held.
    Die Sache liegt nicht mehr in unserer Hand, dachte Volyova. Und Hegazi weiß es.
    »Etwas ist schief gegangen, nicht wahr?«, fragte Sylveste. Er hatte inzwischen das Bild von Cerberus auf dem Display bemerkt, die blutende Wunde in der Kruste des Planeten. »Ihre Geschütze haben nun doch das Feuer eröffnet, genau wie wir es wollten.«
    »Bedauere.« Volyova schüttelte den Kopf. »Ich hatte damit nichts zu tun.«
    »Hör auf sie«, mahnte Pascale. »Was immer hier gespielt wird, wir sollten uns nicht einmischen. Es ist stärker als wir, Dan. Auf jeden Fall stärker als du – auch wenn du das nur schwer akzeptieren kannst.«
    Er sah sie verächtlich an. »Begreifst du immer noch nicht? Genau das wollte Volyova erreichen.«
    »Sie sind verrückt«, sagte Volyova.
    »So eine Chance bekommen Sie niemals wieder«, sagte Sylveste. »Sie können Ihren Planetenzertrümmerer in Aktion sehen, nachdem Sie mit Ihrem leider erfolglosen Rückzieher in letzter Minute Ihr Gewissen beruhigt haben.« Er klatschte in die Hände. »Nein, wirklich – ich bin aufrichtig beeindruckt.«
    »Sie werden bald aufrichtig tot sein.«
    Sie hasste ihn für seine Bemerkung, fühlte sich aber doch irgendwie betroffen. Sie hätte alles getan, was in ihrer Macht stand, um zu verhindern, dass die Waffen ihren Auftrag erfüllten – verdammt; sie hatte alles in ihrer Macht Stehende getan, aber es hatte nichts genutzt. Selbst wenn sie dem Schiff nicht befohlen hätte, sie abzusetzen, Sonnendieb hätte sicher eine andere Möglichkeit gefunden, davon war sie überzeugt. Doch seit der Angriff erfolgt war, spürte sie nur noch Neugier, gepaart mit Fatalismus. Der Brückenkopf würde einschlagen wie geplant, es sei denn, sie fände noch einen Weg, ihn aufzuhalten, und sie wusste nicht, was sie noch versuchen sollte. Da es

Weitere Kostenlose Bücher