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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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ziehen?«
    »Was vor Lascailles Schleier geschah, kann nichts mit dem Schicksal der Amarantin zu tun haben.«
    »Wieso bist du dir da so verdammt sicher?«
    Jetzt wurde er wütend. »Weil ich dort war!«, schrie er. »Weil ich Lascaille in den Raum der Erkenntnis folgte und weil man mir dort zeigte, was man Lascaille gezeigt hatte.« Er dämpfte seine Stimme und fasste Pascales Hände. »Sie waren uralt und so fremd, dass mich fröstelte. Sie drangen in mein Bewusstsein ein. Ich habe sie gesehen… sie hatten keine Ähnlichkeit mit den Amarantin.« Zum ersten Mal, seit sie Resurgam verlassen hatten, dachte er an diesen Moment zurück. Als sein beschädigtes Kontaktmodul den Rand des Schleiers erreichte, hatte er in jäher Erkenntnis aufgeschrien. Die Schleierweber waren in sein Bewusstsein gekrochen wie uralte Versteinerungen; Abgründe hatten sich aufgetan. Lascaille hatte die Wahrheit gesprochen. Sie mochten biologisch fremd sein, mochten einen instinktiven Abscheu erregen, weil sie von dem, was der Mensch für die angemessene Erscheinungsform eines intelligenten Wesens hielt, so ungeheuer weit entfernt waren, aber in der Dynamik ihres Denkens standen sie den Menschen sehr viel näher, als ihre Gestalt vermuten ließ. Im ersten Moment beunruhigte ihn diese seltsame Dichotomie – doch es konnte gar nicht anders sein. Wie hätten die Musterschieber sein Gehirn so verdrahten können, dass er wie ein Schleierweber dachte, wenn von den grundlegenden Denkmustern her keinerlei Ähnlichkeit bestanden hätte? Die entsetzliche Übelkeit fiel ihm wieder ein, die der Kontakt ausgelöst hatte – der Schwall von Erinnerungen, der über ihn hereinbrach und ihm einen kurzen Eindruck von der schier endlosen Geschichte der Schleierweber vermittelte. Jahrmillionen lang hatten sie die Galaxis durchforstet, als die noch jünger war, und alle gefährlichen Spielsachen eingesammelt, die andere, noch ältere Zivilisationen zurückgelassen hatten. Diese sagenhaften Schätze waren fast in Reichweite; nur die Membran des Schleiers trennte ihn noch davon… fast hätte er es geschafft, sich hinein zu schmuggeln. Und dann…
    Dann teilte sich etwas wie ein Vorhang, die Wolken glitten auseinander – der Augenblick war so kurz, dass er ihn bis jetzt beinahe vergessen hatte. Etwas offenbarte sich, das besser verborgen geblieben wäre – verborgen hinter vielen Identitätsschichten. Die Identität, die Erinnerungen einer längst ausgestorbenen Rasse… alles nur Tarnung…
    Im Innern des Schleiers wohnte etwas ganz anderes, und für seine Existenz gab es ganz andere Gründe…
    Doch die Erinnerung entzog sich, ließ sich nicht mehr fassen, und dann war er wieder allein mit Pascale und hatte nur den bitteren Nachgeschmack des Zweifels im Mund.
    »Versprich mir, dass du nicht gehst«, sagte sie.
    »Darüber reden wir morgen früh«, erwiderte Sylveste.
 
    Er erwachte in seiner Kabine. Die Müdigkeit saß ihm noch immer in den Knochen. Er hatte nicht genug Schlaf bekommen.
    Etwas hatte ihn geweckt, aber zunächst sah oder hörte er nichts. Dann bemerkte er, dass der Holoschirm neben seinem Bett so fahl leuchtete wie ein Spiegel im Mondschein.
    Vorsichtig, um Pascale nicht zu wecken, aktivierte er die Verbindung. Die Gefahr war nicht groß; sie schlief tief und fest. Das Gespräch vor dem Einschlafen hatte ihr wohl die nötige innere Ruhe gegeben.
    Sajakis Gesicht erschien auf dem Schirm, im Hintergrund sah man die Instrumente der Krankenstation. »Sind Sie allein?«, fragte er leise.
    »Meine Frau ist hier«, flüsterte Sylveste. »Sie schläft.«
    »Dann will ich mich kurz fassen.« Er hob die verletzte Hand. Die Schutzmembran war ausgefüllt, das Handgelenk hatte seine gewohnte Form zurückgewonnen, aber die Hülle leuchtete noch und darunter herrschte rege Aktivität. »Ich bin so weit genesen, dass ich die Station verlassen kann. Aber ich habe nicht die Absicht, Hegazis Schicksal zu teilen.«
    »Das wird schwierig werden. Volyova und Khouri haben alle Waffen, und sie haben dafür gesorgt, dass wir keine weiteren in die Hand bekommen.« Er senkte die Stimme noch mehr. »Volyova wäre vermutlich leicht zu überreden, auch mich einzusperren. Meine Drohungen gegen das Schiff scheinen sie nicht beeindruckt zu haben.«
    »Sie setzt voraus, dass Sie niemals so weit gehen würden.«
    »Und wenn sie nun Recht hätte?«
    Sajaki schüttelte den Kopf.
    »Das spielt alles keine Rolle mehr. In wenigen Tagen – höchstens fünf – wird ihre Waffe

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