Unendlichkeit
und bog sie hin und her. Die Ergebnisse der Electron- Messung scrollten über die Oberfläche. Das Bild, das hinter den Zahlen stand, fesselte ihn so sehr, dass er sich nur teilweise auf das Gespräch mit Pascale konzentrieren konnte. »Als Ihr Vater mir zum ersten Mal von der Biografie erzählte, sagte er, der Autor sei eine Verehrerin von mir, deren Illusionen nur darauf warteten, zerstört zu werden.«
Sie stand auf. »Wir verschieben das Ganze besser auf ein anderes Mal.«
»Nein, warten Sie.« Sylveste griff nach ihrer Hand. »Es tut mir Leid. Ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen. Verstehen Sie?«
Sie zuckte vor seiner Berührung zurück und entspannte sich nur langsam. Ihr Blick blieb wachsam. »Worüber?«
»Darüber.« Er klopfte mit dem Daumen auf die Analyse. »Es ist sehr interessant.«
Volyovas Shuttle befand sich im Anflug auf eine Werft unweit des Lagrange-Punkts zwischen Yellowstone und seinem Mond Marcos Auge. Etwa ein Dutzend Lichtschiffe parkten dort, mehr als Khouri in ihrem ganzen Leben auf einmal gesehen hatte. Im Zentrum der Werft befand sich ein größeres Karussell; am Rand des Rades hingen wie ein Wurf Ferkel viele kleinere Schiffe für den interplanetaren Verkehr. Einige Lichtschiffe hingen in Gitterkonstruktionen, um Ihre Eisschilde oder ihren Synthetiker-Antrieb generalüberholen zu lassen. Auch Synthetiker-Schiffe waren darunter; schnittig und schwarz, als wären sie aus dem gleichen Material gemacht wie das Weltall. Der Rest der Raumschiffe trieb im Grunde ziellos auf einer langsamen Umlaufbahn um das Schwerkraftzentrum des Lagrange-Punkts. Khouri vermutete, dass für den Parkbetrieb komplizierte Verkehrsregeln existierten. Wer wem ausweichen musste, um eine Kollision zu vermeiden, die jeder Computer schon Tage im Voraus hätte berechnen können, war sicher genauestens vorgeschrieben. Der Aufwand an Treibstoff, um ein Schiff vom Kollisionskurs abzubringen, war unbedeutend im Verhältnis zu den Gewinnspannen, mit denen ein normales Handelsschiff bei einem Zwischenstopp rechnete… aber ein Gesichtsverlust wäre schwerer zu verkraften. Um Sky’s Edge hatten nie so viele Schiffe geparkt, doch selbst dort hatte sie gehört, dass Besatzungen wegen der Parkhierarchie und der Handelsprivilegien in Streit gerieten. Viele Planetenhocker betrachteten die Ultras fälschlicherweise als in sich homogene Untergruppe der Menschheit. In Wahrheit gab es ebenso viele Splittergruppen, die einander nicht über den Weg trauten, wie in allen anderen Schichten der Menschheit.
Volyovas Schiff war jetzt ganz nahe.
Wie alle Lichtschiffe hatte es eine geradezu unglaubliche Stromlinienform. Im All herrschten nur bei langsamen Geschwindigkeiten annähernd Vakuumbedingungen. Nahe der Lichtgeschwindigkeit – und so flogen diese Schiffe die meiste Zeit – rasten sie wie durch einen pfeifenden Sturm. Deshalb waren sie gebaut wie ein Dolch: der konische Rumpf verjüngte sich zu einem nadelspitzen Bug, der das interstellare Medium durchstieß, zwei mit Tragholmen am Heck befestigte Synthetiker-Triebwerke bildeten den verschnörkelten Griff. Das Ganze war von einem Eispanzer umgeben, der wie ein Diamant glitzerte. Als das Shuttle nun auf Volyovas Schiff hinabstieß, bekam Khouri einen flüchtigen Eindruck von seiner ungeheuren Größe. Es war, als flöge man über eine Stadt. Dann öffnete sich eine Irisblende und legte eine erleuchtete Andockbucht frei. Volyova lenkte das Schiff mit wenigen, fachmännisch dosierten Schüben der Steuerdüsen darauf zu und setzte es auf einen Schlitten. Khouri hörte Verbindungskabel und Anschlüsse mit dumpfem Klicken einrasten.
Volyova schnallte sich als Erste ab. »Wollen wir an Bord gehen?«, fragte sie nicht ganz so zuvorkommend, wie Khouri erwartet hätte.
Sie stießen sich ab und schwebten durch das Shuttle und hinaus in den geräumigen Verbindungsgang. Noch waren sie im freien Fall, aber am Ende des Korridors sah Khouri eine komplizierte Vorrichtung zur Verbindung von stationären und rotierenden Schiffsteilen.
Ihr wurde ganz flau im Magen, aber das ging Volyova nun wirklich nichts an.
»Bevor wir weitergehen«, sagte die Ultra-Frau, »muss ich Ihnen jemanden vorstellen.«
Sie schaute über Khouris Schulter zu dem Shuttle zurück, das sie an Bord gebracht hatte. Khouri hörte ein leises Scharren: jemand zog sich Hand über Hand an den Geländern entlang, die um den Korridor herum angebracht waren. Das konnte nur bedeuten, dass eine dritte Person mit im Shuttle
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