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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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du das verstehst.«
    »Vielleicht hast du Recht. Trotzdem könnte ich dir sagen, was ich erfahren habe.«
    Jeder Aufschub war zwecklos. »Nun?«
    »Ihr Familienname ist nicht Dubois.« Calvin lächelte. Er kostete den Moment weidlich aus. »Sie heißt Girardieu. Sie ist seine Tochter. Und dich, mein lieber Junge, hat man hereingelegt.«
 
    Sie verließen das Schieber und Weber und traten in die schwüle simulierte Planetennacht des Karussells hinaus. Herrenlose Kapuzineräffchen sprangen zu beiden Seiten der Promenade von den Bäumen, um mit geschickten Greifhänden ein paar Passantentaschen auszuräumen. Gleich hinter der nächsten Biegung dröhnten Burundi-Trommeln. Aus den dicken Wolken, die von der Decke hingen, zuckten schlangenförmige Neonblitze. Khouri hatte gehört, dass es manchmal sogar regnete, aber diese Seite meteorologischer Detailtreue war ihr bisher erspart geblieben.
    »Wir haben im Zentrum ein Shuttle angedockt«, sagte Volyova. »Wir brauchen nur einen Speichenfahrstuhl zu nehmen und durch den Zoll zu gehen.«
    Sie stiegen in eine ungeheizte, ratternde Fahrstuhlkabine, die nach Urin stank. Sie war leer bis auf einen behelmten Komuso-Mönch, der in Gedanken versunken auf einer Bank saß und seine Shakuhachi zwischen den Knien hielt. Khouri vermutete, dass andere Fahrgäste lieber auf die nächste Kabine in dem endlosen Paternoster zwischen dem Zentrum und dem Rand gewartet hatten, als zu ihm einzusteigen.
    Neben dem Komuso stand die Mademoiselle und hatte würdevoll die Hände auf dem Rücken gefaltet. Sie trug ein bodenlanges, stahlblaues Kleid, das schwarze Haar war zu einem strengen Knoten zusammengenommen.
    »Sie sind viel zu verkrampft«, sagte sie. »Volyova wird glauben, Sie hätten etwas zu verbergen.«
    »Gehen Sie weg.«
    Volyova sah zu ihr hinüber. »Sagten Sie etwas?«
    »Nur, dass es hier kalt ist.«
    Volyova brauchte verdächtig lange, um diese Aussage zu verarbeiten. »Ja. Das mag sein.«
    »Sie brauchen nicht laut zu sprechen«, sagte die Mademoiselle. »Sie brauchen nicht einmal stumm zu artikulieren. Stellen Sie sich nur vor, Sie würden sagen, was ich hören soll. Das Implantat entdeckt die Spuren der Impulse, die in Ihrem Sprachzentrum generiert werden. Los. Versuchen Sie es.«
    »Gehen Sie weg«, sagte Khouri noch einmal oder stellte sich vielmehr vor, sie würde es sagen. »Verschwinden Sie schleunigst aus meinem Kopf. Das stand nicht im Vertrag.«
    »Meine Liebe«, sagte die Mademoiselle, »es gibt doch gar keinen Vertrag, nur eine – wie soll ich sagen? Eine Vereinbarung auf Treu und Glauben?« Sie sah Khouri fest an, als warte sie auf eine Reaktion. Khouri starrte nur hasserfüllt zurück. »Na schön«, sagte die Mademoiselle. »Aber Sie sehen mich bald wieder, das verspreche ich Ihnen.«
    Damit verschwand sie.
    »Ich kann es kaum erwarten«, murmelte Khouri.
    »Wie bitte?«, fragte Volyova.
    »Ich sagte, ich kann es kaum erwarten«, antwortete Khouri. »Diesen verdammten Fahrstuhl zu verlassen, meine ich.«
    Wenig später hatten sie das Zentrum erreicht, passierten den Zoll und bestiegen das Shuttle, ein Schiff für Flüge außerhalb der Atmosphäre, bestehend aus einer Kugel mit vier am Äquator angebrachten Triebwerken. Das Shuttle hieß Abschiedsmelancholie – Ultras gaben ihren Schiffen mit Vorliebe ironische Namen. Das Innere erinnerte mit seinen rippenartigen Verstrebungen an den Bauch eines Wals. Volyova wies Khouri durch eine Reihe von Schotts und schlundähnlichen Kriechgängen den Weg zur Brücke. Dort gab es einige Schalensessel und eine von einem zarten entoptischen Gitter umgebene Instrumentenkonsole mit Unmengen von unverständlichen flugelektronischen Angaben. Volyova drückte auf eine der visuellen Anzeigen, und aus einer schwarzen Nische an der Seite der Konsole schob sich ein kleines Tablett mit einer altmodischen Tastatur. Als Volyova die Finger über die Tasten tanzen ließ, fegte eine Welle von Veränderungen über die Datenanzeigen hinweg.
    Khouri überlief ein Schauer, als ihr klar wurde, dass die Frau keine Implantate hatte und tatsächlich mit den Fingern kommunizierte.
    »Schnallen Sie sich an«, sagte Volyova. »Um Yellowstone fliegt so viel Schrott herum, dass wir wahrscheinlich ein paar g auffahren müssen, um rauszukommen.«
    Khouri gehorchte. Die nächsten Minuten waren nicht angenehm, dennoch fand sie hier seit Tagen zum ersten Mal Gelegenheit, sich zu entspannen. Seit ihrer Reanimation hatten sich die Ereignisse überschlagen. Während

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