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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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das ich Ihnen eingesetzt habe, kann Antigene gegen neurale Nanomaschinen erzeugen. Außerdem strahlt es unterschwellige Verstärkungsbotschaften in Ihr Unterbewusstsein ab. Damit wird Volyovas Loyalitätstherapie vollständig neutralisiert.«
    »Und warum haben Sie mir dann überhaupt davon erzählt?«
    »Weil Sie, mein liebes Kind, Volyova überzeugen müssen, dass ihre Behandlung wirkt, wenn sie erst einmal damit angefangen hat.«
 
    Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten, Luftdruck und Temperatur wurden auf Oberflächenwerten gehalten. Der Schacht, in dem die Kabine fuhr, war zehn Meter breit und hatte Wände aus Diamant. Gelegentlich passierten sie Nischen, Fächer zur Aufbewahrung von Werkzeug, kleine Baubuden oder Ausweichstellen, wo zwei Kabinen aneinander vorbeifahren konnten, bevor sie ihren Weg fortsetzten. Der Diamant wurde von Servomaten bearbeitet, die aus ihren Spinndüsen Fäden von der Dicke eines Atoms pressten. Diese Fäden legten sich, geführt von proteingroßen Molekularmaschinen genau an den richtigen Platz. Wenn man durch die Glasdecke der Kabine schaute, schien der trübe Schacht kein Ende zu nehmen.
    »Warum haben Sie mir nichts von dem Fund erzählt?«, fragte Sylveste. »Sie sind doch schon seit Monaten hier.«
    »Sagen wir einfach, Ihr Beitrag war nicht unverzichtbar«, versetzte Girardieu und fügte dann hinzu: »Das heißt, bis jetzt.«
    Am Grund des Schachts angelangt, verließen sie den Fahrstuhl und betraten wieder einen Gang. Der war mit Silber verkleidet und wirkte sauberer und kühler als der am oberen Ende. Durch Fenster an der Längsseite konnte man in eine Höhle von ungeheurer Größe sehen, die voll war mit geodätischen Gerüsten und Werksgebäuden. Sylvestes Augen konnten jedes Bild festhalten, aufbereiten und zehn Schritte später vergrößern. Im Geiste sagte er Calvin widerwillig Dank.
    Was er sah, ließ sein Herz höher schlagen.
    Jetzt passierten sie eine gepanzerte Doppeltür, die von entoptischen Figuren – züngelnden Schlangen, die die Gruppe drohend anzischten – bewacht wurde, und traten in einen Vorraum. Am gegenüberliegenden Ende befand sich eine zweite, von Soldaten flankierte Tür. Girardieu winkte die Wachen beiseite, dann wandte er sich an Sylveste. Sein Pekinesengesicht mit den runden Augen erinnerte plötzlich an das Bild eines Feuer speienden japanischen Teufels.
    »An diesem Punkt«, sagte Girardieu, »verlangen die Besucher entweder ihr Geld zurück oder sie verharren in andächtigem Schweigen.«
    »Ich lasse mich gern beeindrucken«, scherzte Sylveste so lässig, wie er nur konnte. Aber sein Puls raste und innerlich fieberte er vor Aufregung.
    Girardieu öffnete die rückwärtigen Türen. Sie betraten einen Raum, der etwa halb so groß war wie der Frachtaufzug. Er war leer, nur in die Wand war eine Reihe von einfachen Schreibpulten eingelassen. Auf einem lag ein Kopfhörer mit Rundum-Mikrofon neben einem Notepad, auf dessen Bildschirm fein gestrichelte technische Zeichnungen zu sehen waren. Die Wände waren nach außen geneigt, so dass die Deckenfläche größer war als der Fußboden. Dadurch und durch die riesigen Glasfenster auf drei Seiten kam sich Sylveste vor wie in der Gondel eines Luftschiffs, das unter einem Sternenlosen Nachthimmel über einem unbekannten Ozean schwebte.
    Girardieu löschte das Licht, so dass sie sehen konnten, was hinter dem Glas lag.
    An der Decke des Nebenraums waren Scheinwerfer mit langen, geschwungenen Armen befestigt. Sie beleuchteten ein Amarantin-Artefakt, das aus der nahezu glatten Höhlenwand hervortrat, eine tiefschwarze, von Montagetürmen und geodätischen Gerüsten umgebene Halbkugel. Noch hafteten raue Magmaklumpen an der Oberfläche, doch wo man sie bereits weggeschlagen hatte, war der Untergrund über weite Flächen so glatt und schwarz wie Obsidian. Die Grundform war eine Kugel von mindestens vierhundert Metern Durchmesser, die allerdings noch mehr als zur Hälfte im Boden steckte.
    »Wissen Sie, wer das gemacht hat?«, flüsterte Girardieu endlich und fuhr fort, ohne eine Antwort abzuwarten. »Es ist älter als die menschliche Sprache, aber mein Ehering hat mehr Kratzer.«
    Girardieu führte die Gruppe zum Fahrstuhl zurück, denn die Baustelle auf dem Boden der Höhle lag noch etwas tiefer. Die Fahrt dauerte höchstens dreißig Sekunden, aber für Sylveste verging sie so quälend langsam wie eine homerische Odyssee. Das Artefakt war sozusagen seine ganz persönliche Belohnung; so schwer verdient, als

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