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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Reine wissenschaftliche Forschung, um es anders auszudrücken. Überrascht Sie das? Ich hatte immer versprochen, dass wir das Studium der Amarantin nicht aufgeben würden. Wenn Sie mir schon vor vielen Jahren geglaubt hätten, könnten wir jetzt womöglich gemeinsam gegen den eigentlichen Feind kämpfen – den Wahren Weg.«
    Sylveste widersprach. »Vor der Entdeckung des Obelisken zeigten Sie keinerlei Interesse an den Amarantin. Aber der Obelisk hat Sie aufgerüttelt, nicht wahr? Denn das war endlich ein handfester Beweis; nichts, was ich hätte fälschen oder manipulieren können. Diesmal mussten Sie zumindest die Möglichkeit einräumen, dass ich die ganze Zeit Recht gehabt haben könnte.«
    Sie traten in einen geräumigen Fahrstuhl mit Plüschsitzen und Fluter-Aquarellen an den Wänden. Eine dicke Metalltür schloss sich mit leisem Summen. Einer von Girardieus Helfern öffnete eine Klappe und drückte auf einen Knopf. Der Fahrstuhl sackte so plötzlich in die Tiefe, dass sich ihnen der Magen umdrehte. Erst allmählich stellte sich der Körper auf die Bewegung ein.
    »Wie weit müssen wir hinunter?«
    »Nicht weit«, sagte Girardieu. »Nur zweitausend Meter.«
 
    Als Khouri erwachte, hatten sie den Orbit um Yellowstone bereits verlassen. Durch das Bullauge in ihrer Kabine sah der Planet viel kleiner aus als zuvor. Die Region um Chasm City war so winzig wie eine Sommersprosse. Der Rostgürtel war nur ein bräunlicher Rauchring, viel zu weit entfernt, als dass die einzelnen Teile zu unterscheiden gewesen wären. Das Schiff war nicht mehr aufzuhalten: es würde mit 1 Ge stetig beschleunigen, bis es das Epsilon-Eridani-System hinter sich gelassen hatte, und den Antrieb erst um Haaresbreite vor Erreichen der Lichtgeschwindigkeit abschalten. Diese Schiffe wurden nicht zufällig Lichtschiffe genannt.
    Man hatte sie hereingelegt.
    »Eine Komplikation«, sagte die Mademoiselle nach langen Minuten des Schweigens. »Aber mehr auch nicht.«
    Khouri rieb sich die schmerzhafte Beule am Hinterkopf, wo der Komuso – sie wusste inzwischen, dass er Sajaki hieß – sie mit seiner Shakuhachi getroffen hatte.
    »Was meinen Sie mit ›Komplikation‹?«, schrie sie. »Man hat mich shanghait, blödes Weib!« »Etwas leiser, liebes Kind. Man weiß hier nichts von meiner Existenz, und ich sehe keinen Anlass, daran etwas zu ändern.« Das entoptische Bild lächelte ruckartig. »Im Moment bin ich wahrscheinlich die beste Freundin, die Sie haben. Sie sollten alles tun, um unser gemeinsames Geheimnis zu bewahren.« Sie betrachtete ihre Fingernägel. »Und jetzt gehen wir mit Vernunft und Logik an die Sache heran. Was war unser Ziel?«
    »Das wissen Sie nur zu gut.«
    »Ja. Wir wollten Sie in die Besatzung einschleusen, um Sie so nach Resurgam zu bringen. Welchen Status haben Sie jetzt?«
    »Diese verdammte Volyova nennt mich unentwegt ihre ›Neue‹.«
    »Mit anderen Worten, die Infiltration war ein voller Erfolg.« Sie wanderte jetzt lässig durch den Raum. Eine Hand hatte sie in die Hüfte gestützt, mit dem Zeigefinger der anderen klopfte sie sich gegen die Unterlippe. »Und wohin ist das Schiff unterwegs?«
    »Es spricht nichts dagegen, dass unser Ziel nach wie vor Resurgam heißt.«
    »Damit ist nichts Wesentliches geschehen, was den Erfolg der Mission gefährden könnte.«
    Khouri hätte die Frau am liebsten erwürgt, aber ebenso gut hätte sie versuchen können, eine Luftspiegelung zu erwürgen. »Haben Sie sich schon einmal überlegt, dass die Leute hier vielleicht eigene Pläne haben? Wissen Sie, was diese Volyova sagte, bevor ich niedergeschlagen wurde? Sie sagte, ich sei der neue Waffenoffizier. Was mag sie damit wohl gemeint haben?«
    »Es erklärt immerhin, warum sie Wert auf militärische Erfahrungen legte.«
    »Und wenn ich mich weigere, bei ihren Plänen mitzumachen?«
    »Das würde sie wohl kaum stören.« Die Mademoiselle blieb stehen und wählte aus ihrem mimischen Sortiment eine sachlich-neutrale Miene. »Es sind nämlich Ultras. Ultras haben Zugang zu Techniken, die auf Kolonialwelten verboten sind.«
    »Zum Beispiel?«
    »Gewisse Verfahren zur Manipulation von Loyalität könnten dazu gehören.«
    »Wie schön, dass ich diese wichtige Information so früh bekomme, vielen Dank.«
    »Keine Sorge – diese Möglichkeit hatte ich immer berücksichtigt.« Die Mademoiselle hielt inne und fasste sich an den Kopf. »Ich habe entsprechende Vorkehrungen getroffen.«
    »Darüber bin ich sehr erleichtert.«
    »Das Implantat,

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