Unerwartet (German Edition)
Brustkorb. Es fühlt sich so verboten an und doch so verdammt richtig. Ich schließe die Augen und drücke meine Lippen auf seine. Erleichtert stöhnt Paul auf und legt mir eine Hand in den Nacken, als wollte er mich davor bewahren wegzulaufen. Sein Griff ist jedoch sanft, genau wie sein Kuss, den ich in jeder Faser meines Körpers spüre. Er liebkost meine Oberlippe und tastet sich vorsichtig mit der Zunge vor. Ich bemerke nicht, dass Jakob aufgestanden ist und jetzt hinter mir steht. Erst ein heißer Kuss auf meiner Schulter macht mich auf ihn aufmerksam. Ich will mich von Paul lösen, doch er schüttelt beinahe unmerklich den Kopf und knabbert an meiner Unterlippe. Zwischen den beiden Männern zu sitzen, fühlt sich gut an, doch ich brauche eine kleine Verschnaufpause. Langsam drücke ich Paul von mir und drehe mich von Jakob weg.
„Engel, alles okay.“
Besorgt sieht Paul mich an. Jakob umarmt mich von hinten, küsst mich aber nicht mehr. Ich muss ein paar Mal tief durchatmen, bis sich ein breites Grinsen auf mein Gesicht schleicht.
„Es geht mir sehr gut“, sage ich zu beiden. „Aber ich brauche einen Moment, sonst ist das hier nicht mehr genug, und ich weiß nicht, ob ich heute schon dazu bereit bin.“
Meine Männer stimmen mir bedingungslos zu und genau das ist es, was es so richtig macht. Sie sind bei mir, bei jedem Schritt.
17.
Ich liebe Pauls Telefonstimme. Er klingt so professionell und trotzdem, oder gerade deswegen, so sexy. Es jagt mir Schauer über den Rücken, wenn er einfach nur über seinen Tag redet. Leider ist das auch alles, was ich in der vergangenen Woche von ihm bekommen habe.
Jakob war in den letzten Tagen mit ihm in der Praxis, um den OP vorzubereiten, die ersten Beratungsgespräche zu führen und sich mit dem Anästhesisten abzusprechen. Doch ihn habe ich jeden Abend wenigstens für ein paar Minuten gesehen.
Heute ist Bens Geburtstagsparty und ich verziere gerade seine Torte. Er ist mit Jakob für die Party einkaufen gefahren, obwohl ich mehrfach gesagt habe, dass ich das mit ihm machen kann. Jakob liebt es, mir behilflich zu sein und mir dabei zuzusehen, wie ich mich dagegen sträube.
Obwohl Paul auch gleich hierher kommt, habe ich ihn wieder am Telefon.
„Was hast du gerade an, Engel?“, haucht er in den Hörer, ohne mich zu begrüßen.
„Ich wünsche dir auch einen schönen Tag“, sage ich und klemme mir den Hörer zwischen Schulter und Ohr ein.
Im Hintergrund höre ich das Klicken eines Feuerzeugs.
„Heute Nacht, wenn die Kids schlafen, dann will ich dir und Jakob zusehen.“
Mir fällt der Spritzbeutel voller Glasur aus der Hand. Mein Mund wird so trocken, dass ich das Gefühl habe, meine Zunge bleibt am Gaumen kleben. Ich frage mich jedes Mal aufs Neue, worauf ich mich hier eingelassen habe. Das ändert aber nichts daran, dass ich es will.
Zwei Männer in meinem Bett.
Meine Mutter hat mich nie geschlagen, aber wenn sie noch leben würde, dann hätte sie mir vermutlich jetzt zum ersten Mal eine Ohrfeige verpasst.
„Engel?“ Paul wartet immer noch auf eine Reaktion von mir.
„Ich bin nervös“, flüstere ich so leise, dass ich nicht sicher bin, ob er mich gehört hat.
„Das sind wir auch, aber es ist okay. Dir wird nichts passieren. Du bist sicher bei uns. Niemand drängt dich zu irgendetwas.“
„Paul, du verstehst doch, dass Ben davon besser nichts mitbekommt. Oder? Es tut mir leid, aber …“
Er fährt mir gleich über den Mund und lässt mich nicht ausreden.
„Das weiß ich. Nichts liegt mir ferner, als Ben zu verstören. Was auch immer weiter passiert, werden wir im Laufe der Zeit herausfinden und dann damit umgehen. Mach dir nicht zu viele Gedanken.“
Leichter gesagt als getan.
Ich habe Ben schon lange nicht mehr so offen und glücklich erlebt. Die ganze Aufmerksamkeit tut ihm gut.
In den letzten Jahren waren es immer nur wir beide. Jetzt sind auf Jakobs Terrasse seine besten Freunde Stefan und Luca, Paul, Jakob, Steffi und Matthias versammelt. Sie sind alle nur für ihn hier. Sogar Daniela hat vorhin noch ein kleines Geschenk für ihn vorbeigebracht. Zum ersten Mal habe ich gesehen, wie Ben errötet. Ich glaube, er ist ein bisschen in sie verliebt, auch wenn er das niemals zugeben würde.
Nachdem alle gesättigt sind und die Kohle im Grill auch schon beinahe verglüht ist, hilft Steffi mir beim Tisch abräumen. Ben ist mit seinen Freunden ins Wohnzimmer umgezogen. Die Männer sitzen draußen zusammen und trinken aus
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