Unerwartet (German Edition)
zusammen.“
Ben steckt die Controller in die Spielkonsole ein und lässt sich auf die Couch sinken. Er wird immer noch schnell müde. Man sieht, dass ihm die letzte Nacht zugesetzt hat. Ich nehme sein Trinkglas vom Esstisch und drücke es in seine zitternden Finger.
„Alles okay?“, fragt Paul besorgt und setzt sich gleich neben ihn. Er greift nach Bens Handgelenk und fühlt seinen Puls.
„Ja, ja. Ich bin nur müde“, wimmelt er uns ab und entzieht Paul seine Hand. Er trinkt sein Glas aus und steht auf, um in sein Zimmer zu gehen. Auf halbem Weg fange ich ihn ab. Ich lege meine Hand auf seine Schulter und ziehe ihn in meine Arme. Seit einem halben Jahr muss er sich dafür ein Stück nach unten beugen, da er so groß geworden ist.
„Ich hab dich lieb, Benny“, flüstere ich in sein Ohr, damit Paul es nicht hört, und lasse ihn gleich wieder gehen. Grummelnd verzieht er sich in sein Zimmer.
„Wenn ich dich mit Ben sehe, dann wird mir erst bewusst, wie klein du eigentlich bist“, sagt Paul hinter mir und erhebt sich von der Couch.
„Ich bin nicht klein, ihr seid alle nur furchtbar groß. 1,63 Meter sind nicht wirklich klein.“
„Es ist ja nicht so, als wollte ich dir auf die Parade regnen, Katharina, aber du bist klein“, sagt Jakob, der gerade durch die Terrassentür kommt. Er läuft in drei großen Schritten auf mich zu und umarmt mich von hinten.
„Aber ich mag dich so. Das macht es einfacher, dich ins Bett zu tragen, wenn du auf der Couch einschläfst, oder dich in Position zu halten, wenn ich dich ficke.“
Seufzend schmiege ich mich in Jakobs Arme und lege seine Hände auf meine Brüste, die nur von einem dünnen Top bedeckt werden.
„Leute, so anregend der Anblick auch ist“, unterbricht uns Paul. „Ben ist immer noch nebenan und wach. Es ist wirklich gemein, wenn ich deswegen nicht mitspielen kann.“
Es ist nicht seine Absicht, doch er klingt ein wenig bitter. Ich löse mich von Jakob und setze mich auf Pauls Schoß. Jakob bleibt auf der Stelle stehen und beobachtet Bens Zimmertüre.
„Wir spielen auch nicht alleine, wenn Ben jeden Moment reinkommen könnte“, sage ich und küsse ihn auf den Mundwinkel. „Wir wollen mit dir spielen.“ Ein Kuss auf den anderen Mundwinkel bringt ihn zum Lächeln.
„Ich wünschte, es wäre einfacher“, flüstere ich, bevor ich meine Lippen auf seine presse.
Jakob dreht sich zu uns und beobachtet, wie wir uns küssen. Ich sehe gerade noch, wie er seine Hände auf Pauls Schultern legt, bevor sich meine Augen schließen und ich mich der sanften Liebkosung von Pauls Zunge hingebe.
Als ich mich rittlings auf seinen Schoß schwinge und mich an seinem Schritt reibe, schiebt er mich jedoch von sich.
„Starte nichts, was du nicht beenden kannst. Ich will dich zu sehr, um dir lange zu widerstehen.“
„Ich möchte, dass ihr beide ein Date habt. Alleine. Ohne mich“, sagt Jakob unvermittelt. Er streichelt einmal durch Pauls Haare, zieht jedoch gleich wieder die Hände weg. Auch er muss sich an diese Art der Intimität erst gewöhnen.
„Warum?“, fragen wir gleichzeitig und sehen verwirrt zu ihm.
„Weil ich will, dass Paul die gleiche Chance hat, dich kennenzulernen, wie ich sie hatte. Seid doch mal ehrlich, ihr beide wisst nichts voneinander, außer dass ihr es treiben wollt wie die Karnickel. Das solltet ihr ändern.“
„Aber warum nicht mit dir?“
Hastig steige ich von Pauls Schoß und gehe zu Jakob, der mich sanft anlächelt. Ich lege meine Hände auf seinen Brustkorb und warte auf eine Antwort.
„Katharina“, seufzt er. „Es hat nichts damit zu tun, dass ich von dir eine Entscheidung verlange. Ich denke, wir haben dir oft genug klar gemacht, dass wir dich wollen und es zwischen uns keinen Konkurrenzkampf geben wird. Das sollte dir eigentlich auch die letzte Nacht deutlich gemacht haben. Aber ich möchte, dass du eine Chance bekommst, uns als unabhängige Personen kennenzulernen. Du musst wissen, auf wen du dich einlässt. Natürlich wissen wir beide auch noch nicht alles voneinander, aber ich bin da klar im Vorteil.“
„Ich denke, das ist eine gute Idee“, sagt Paul.
Obwohl ich mich dagegen wehren möchte, verkneife ich mir einen weiteren Kommentar und gebe meine Zustimmung. Selbst nach so kurzer Zeit fühlt es sich falsch an, einen von uns außen vor zu lassen.
20.
Ich bin etwas nervös, als ich zum ersten Mal die Praxis betrete. Irgendwie habe ich das Gefühl, meine Anwesenheit rechtfertigen zu müssen.
Doch meine
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