Unerwartet (German Edition)
Lippen.
„Du siehst so aus, als wärst du das gerade schon“, sage ich und schaue auf seine Haare.
Paul zeigt mir sein verdorbenstes Grinsen.
„Was gibt es zum Essen?“, frage ich, und lege meine Hand auf seinen Schritt.
„Wir können direkt mit dem Nachttisch anfangen, wenn du so weiter machst.“
Er küsst mich auf den Hals und will gerade zu meinem Mund weiterwandern, als ich mich unter seinem Arm raus drehe und ihn stehen lasse. Sicherheitshalber mache ich ein paar Schritte zurück.
Paul sieht auf meine nackten Beine, die unter einem schwarzen Rüschenrock herausschauen, der wenige Zentimeter über meinen Knien endet. Sein Blick wandert weiter über mein rotes Top, wo er nochmals an meinem Dekolleté verweilt. Doch erst als er in mein Gesicht schaut, schenkt er mir sein einzigartiges Lächeln.
Auf den ersten Blick hat er diese arrogante Fassade, doch so ist er nicht, wenn er mit Kindern umgeht oder bei mir und Jakob ist.
„Du siehst atemberaubend aus, Engel.“
Mit seinen langen Beinen überwindet er die Distanz zwischen uns in zwei Schritten.
„Hast du dein Haar für mich offen gelassen?“, fragt er und streicht mir eine Strähne von der Schulter.
„So wie du es magst“, flüstere ich und lege meine Stirn auf seinen Brustkorb. Er riecht so gut und er ist so warm. Gerne würde ich jetzt seine nackte Haut küssen.
Ich lege meine Arme um seine Taille und so bleiben wir für einen Moment stehen. Paul nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich zärtlich, bevor er von mir ablässt.
„Komm, Engel“, sagt er und verschränkt unsere Finger miteinander. „Ich geb dir eine Tour durch meine kleine Wohnung.“
Paul ist ein guter Koch und ein noch besserer Gastgeber. Er lässt mich wirklich gar nichts machen und verweist mich jedes Mal auf meinen Platz, wenn ich ihm helfen will. Es fällt mir schwer, mich verwöhnen zu lassen, aber zwischen Jakob und Paul ist es anstrengender, sich dem zu widersetzen, statt die beiden gewähren zu lassen.
Fasziniert beobachtet er, wie ich mich über seine selbst gemachten Tagliatelle hermache. Mir war nicht klar, dass frische Pasta wirklich so viel besser schmecken.
„Das ist wirklich gut“, seufze ich zwischen zwei Bissen und lecke mir einen Tropfen Tomatensoße aus dem Mundwinkel. Paul will mir noch etwas Rucolasalat in meine Schüssel füllen, doch ich schüttele den Kopf.
„Du hast gar keine Ahnung, was für ein Vergnügen es ist, dir beim Essen zuzusehen.“
Entspannt lehnt er sich im Stuhl zurück und nimmt noch einen Schluck Rotwein.
„Warum?“, frage ich. „Weil ich lieber noch eine weitere Portion Pasta nehme, statt mich mit Salat abzufüllen?“
„Weil du eine der wenigen Frauen bist, die so hemmungslos etwas anderes als Salat isst und dabei total glücklich aussieht.“
„Solange ich es mir noch erlauben kann.“
Schulterzuckend klaue ich mir noch eine Nudel von Pauls Teller. Bisher habe ich mir nie Gedanken um mein Essverhalten machen müssen, da ich das Glück hatte, immer schlank zu sein. Vielleicht gerade weil ich nie viel darüber nachgedacht habe.
Nach dem Essen bringt Paul mir einen Espresso und lässt mich dabei zusehen, wie er die Küche aufräumt. Es war wieder ein heißer Tag heute und draußen braut sich gerade ein heftiges Gewitter zusammen.
„Hast du eigentlich schon etwas mit Ben für die Sommerferien geplant?“, fragt er, während er den Herd abwischt.
„Nicht wirklich.“
„Wolltet ihr denn in den Urlaub fahren?“
„Nein.“
Ein höhnisches Lachen kann ich mir gerade noch verkneifen. Paul setzt sich mit seinem eigenen Espresso mir gegenüber.
„Die Praxis ist in den letzten beiden Ferienwochen Ende August geschlossen. In der Zeit wollte ich zu meinem Ferienhaus in Cadzand hochfahren.“
Es muss toll sein, Geld zu haben. Ich bin eigentlich nicht so bitter, doch die Unterschiede zwischen den beiden Doktoren und mir sind leider deutlich.
„Ich möchte euch mitnehmen, Engel. Meinst du, Ben hätte da Lust drauf? Es ist nur ein kleines Haus mit zwei Schlafzimmern und einer Wohnküche, aber wir würden das schon irgendwie regeln.“
„Wo ist Cadzand? Das habe ich noch nie gehört.“
„An der holländischen Küste. Das Haus ist direkt am Strand und hat keine direkten Nachbarn. Wir hätten unsere Ruhe. Ich muss auf jeden Fall dahin, da ich schon seit letztem Herbst nicht mehr drin war, aber ich will wirklich nicht ohne euch fahren.“
„Ich rede mit Ben.“
Der wäre zweifellos begeistert, aber
Weitere Kostenlose Bücher