Unerwartet (German Edition)
wird. Jakob setzt sich neben mich und zieht meinen Kopf an seine Schulter.
„Kann ich etwas mitbringen für heute Abend?“, frage ich, während Paul die Nadel wieder aus meinem Arm zieht und einen Tupfer auf den Einstich drückt. Erleichtert sehe ich wieder auf, direkt in Pauls verwirrtes Gesicht. Er nimmt meine Finger und drückt sie an seiner Stelle in meine Ellenbeuge.
„Sie kann das nicht lassen, oder?“, fragt er Jakob.
„Nein, kann sie nicht. Ich weiß auch nicht, wie man ihr das austreiben kann.“
„Was habe ich denn jetzt schon wieder gemacht?“
Ich mag es nicht, wenn sie über mich reden, als wäre ich nicht im Raum.
„Das ist es ja, Engel. Du willst immer etwas machen. Es zerreißt dich fast, wenn sich mal jemand nur um dich kümmern will. Um deine Frage zu beantworten: Nein, du sollst nichts mitbringen. Solltest du irgendetwas in der Hand haben, wenn du vor meiner Tür stehst, dann lass ich dich nicht rein.“
Paul greift nach meinem Kinn und erstickt meinen Kommentar mit einem Kuss.
Daniela ist gerade mit einem Kunden beschäftigt, als ich den Laden betrete. Das Trudi’s ist mein Baby und dennoch kann ich beinahe nie den Namen meines Geschäfts aussprechen oder auch nur denken. Es war der Name meiner Mutter und es war Bens Wunsch, den Coffeeshop nach ihr zu benennen. Die Idee gefällt mir auch heute noch, trotzdem ist es schwer, immerzu an sie erinnert zu werden.
„Hey Daniela“, begrüße ich Jakobs Schwester, die sich inzwischen zu einer unverzichtbaren Mitarbeiterin gemausert hat.
„Was kann ich tun?“, frage ich.
Sie schließt gerade die Deckel auf vier Pappbechern, steckt sie in einen Getränkehalter und überreicht sie mit einem herzlichen Lächeln dem Kunden.
„Wir brauchen Nachschub bei den Schinkenbaguettes, aber ich kann mich auch gleich darum kümmern.“
„Ich mach das schon“, sage ich und lege ihr eine Hand auf den Oberarm.
„Wenn du Zeit hast, kannst du mir bitte einen Milchkaffee nach hinten bringen? Ich muss noch ein paar Bestellungen beim Großhändler machen.“
„Kein Problem, Chefin.“
Während ich eine Lage frischer Baguettes in die Auslage räume, wischt Daniela die Tische im Gastraum ab. Ich weiß, dass es kein anspruchsvoller Job ist, doch die Dinge die sie ohne spezielle Aufforderung macht, waren für ihre Vorgänger keine Selbstverständlichkeit. Mir ist aber auch bewusst, dass sie nicht ewig hierbleiben wird. Das ist einfach kein Job, in dem man alt wird. Wenn sie ihr Studium abgeschlossen hat, wird sie sich mit Sicherheit eine bessere Alternative suchen.
„Die Servietten werden knapp und mit den großen To-Go-Bechern kommen wir auch nicht mehr lange aus. Kannst du da gleich Nachschub bestellen?“
„Ist notiert. Fällt dir sonst noch etwas ein?“
„Neben der üblichen Kaffeebestellung sind wir noch gut bestückt.“
Ich will eine Tasse vom Regal nehmen und unter die Maschine stellen, doch Daniela nimmt sie mir aus der Hand.
„Ich habe gesagt, ich bringe dir Kaffee, also bringe ich dir Kaffee.“
Sanft schiebt sie mich beiseite und schäumt eine doppelte Portion Milch für mich auf.
„Ich bin sehr zufrieden mit dir, Daniela. Das wollte ich dir nur mal sagen.“
Sie dreht sich zu mir und strahlt mich an.
„Das ist schön zu hören, Kati. Du bist auch eine gute Chefin. Ich arbeite gerne hier.“
Sie gibt mir meinen Kaffee und stellt eine zweite Tasse für sich unter die Maschine.
„Ich habe ja auch gar keine andere Wahl, als einen guten Eindruck bei der Frau zu hinterlassen, die mein Bruder liebt. Und der Gratiskaffee ist auch nicht zu verachten.“
Mein verwirrtes Gesicht ignorierend, scheucht sie mich in die Backstube, um sich einem weiteren Kunden zu widmen.
Jakob liebt mich?
21.
Mit geröteten Wangen und verwuschelten Haaren öffnet Paul mir die Tür. Obwohl er eine anthrazitfarbene Anzughose und ein weißes Hemd trägt, sieht er nicht so sortiert aus, wie ich ihn sonst kenne.
Er zieht mich in seine Wohnung und schließt die Tür hinter mir. Doch bevor ich nur einen Schritt weiter machen oder etwas sagen kann, presst er mich an die Wand und schiebt ein Knie zwischen meine Beine. Er stützt sich mit den Händen neben meinem Kopf ab und sieht nach unten auf mein tiefes Dekolleté. Ich habe vielleicht nicht viel Oberweite, doch der richtige BH kann Wunder wirken.
„Darauf würde ich gerne kommen.“ Mit den Fingerspitzen streicht er über den Ansatz meiner Brüste und leckt sich über die
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