Unerwartet (German Edition)
mich rittlings auf seinen Schoß schwinge. Er legt seine Hände auf meine nackten Oberschenkel und schiebt den Rock hoch.
„Vermisst du Jakob?“ Seine Fingerspitzen wandern unter das Bündchen meines Slips. „Du kannst ruhig ehrlich sein.“
„Natürlich. Aber du fehlst auch, wenn ich mit ihm alleine bin.“
„Ist das etwas Gutes?“
„Ich habe keine Ahnung, Paul. Ist es richtig, was wir hier tun?“ Mit meiner Stirn an seine gelehnt, schließe ich die Augen.
„Fühlt es sich richtig an?“ Er zieht mich fester auf seinen Schoß und lässt mich seine Erektion spüren.
„Es fühlt sich gut an, aber das macht es noch lange nicht richtig.“
„Warum nicht?“
„Weil ich nicht nur an mich denken kann.“
„Das weiß ich, Engel. Glaub mir, wir denken an Ben. Uns ist auch bewusst, dass wir einige Hürden zu überwinden haben, wenn wir wollen, dass es funktioniert.“
„Manchmal wünschte ich, ich dürfte einfach nur seine große Schwester sein, die auch mal das Recht hat, Fehler zu machen.“
Paul nimmt seine Hände von meinem Hinterteil und legt sie auf meine Wangen.
„Findest du, dass wir ein Fehler sind?“
„Nein, Paul. Es fühlt sich so gut an, euch zu haben. Das ist mehr als ich verdiene. Es interessiert mich auch grundsätzlich nicht, was andere Leute denken. Ich würde mit euch beiden an der Hand durch die Stadt laufen, wenn das nicht etwas wäre, was Ben verletzen könnte. Natürlich kann es sein, dass er kein Problem damit hat. Er mag Jakob und dich sehr. Aber seine Klassenkameraden? Das ist eine andere Geschichte. Kinder können so grausam sein.“
„Deine Bedenken sind richtig und vernünftig. Aber Katharina, du hast auch ein Recht, glücklich zu sein. Bevor wir Ben irgendetwas sagen, sollten wir für uns herausfinden, ob es funktioniert. Er weiß, dass du mit Jakob zusammen bist. Es ist in Ordnung für mich, wenn das vorerst so bleibt.“
„Es ist nicht fair.“
„Mach dir um mich keine Sorgen. Gib der Sache Zeit und hab ein wenig Vertrauen, dass sich alles regeln wird. Ich fahre dich jetzt nach Hause. Es ist spät und Jakob wartet sicher schon auf dich.“
„Und was ist mir dir?“
Ich lasse meine Hände in seinen Schritt wandern und massiere ihn durch die Hose. Paul grinst mich träge an und hält dann meine Handgelenke fest.
„Wenn du zu Jakob rüber gehst, dann will ich, dass du mich anrufst und zuhören lässt. Kannst du das für mich tun, Engel?“
Er zieht meine Finger an die Lippen und küsst mich auf die Knöchel.
„Ich kann auch jetzt etwas für dich tun.“
Paul schüttelt den Kopf.
„Deswegen wollte ich dich heute nicht hier haben. Versteh mich nicht falsch, ich kann es nicht erwarten, bis ich zum ersten Mal in dir sein darf, doch das war nicht der Zweck dieses Abends. Lass mich zuhören, wie Jakob dich zum Kommen bringt. Aber vorher sagst du es ihm.“
„Was soll ich ihm sagen?“
Wir haben zwar über einiges gesprochen, doch ich weiß nicht, was genau ich davon weitergeben soll, dass er noch nicht weiß.
„Dass du ihn liebst, Engel. Sag es ihm.“
22.
Das Gewitter hat sich verzogen, als Paul mich vor der Haustür absetzt. Die Zeit in seiner Anwesenheit ist schnell vergangen. Inzwischen ist es dunkel, obwohl die schwarzen Wolken abgezogen sind. Ein Blick auf meine Armbanduhr zeigt mir, dass es bereits wenige Minuten vor Mitternacht ist.
Nur eine kleine Leselampe spendet noch Licht, als ich meine Wohnung betrete. Ben ist im Bett, doch er hat mir einen Zettel auf dem Küchentisch hinterlassen. Er geht seit heute wieder zur Schule, auch wenn er noch vom Sportunterricht befreit ist. Nun braucht er zehn Euro für einen Tagesausflug mit seiner Schulklasse. Dieses Mal hat er es wenigstens nicht als Forderung formuliert, sondern nett gebeten und sogar drunter geschrieben, dass er mich lieb hat. Ein wenig habe ich Jakob im Verdacht, dass er ihn dazu angehalten hat.
Den Zettel stecke ich gleich in meinen Tagesplaner, für die Tage, an denen ich mich daran erinnern muss, dass Ben nicht nur ein Pubertätsmonster ist.
Auf nackten Füßen und mit meinem Telefon in der Hand gehe ich auf die Terrasse. Aus Jakobs Wohnung dringt nur das Licht eines flackernden Fernsehers.
Ich steige über die kleine Mauer zwischen unseren Terrassen und schleiche mich an die geöffnete Schiebetür. Jakob liegt auf der Couch und hat einen Arm über dem Gesicht, während auf dem Fernseher eine Diashow von Eliana läuft. Er trägt nur eine Pyjamahose und atmet tief und
Weitere Kostenlose Bücher