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Unerwünscht: Drei Brüder aus dem Iran erzählen ihre deutsche Geschichte

Unerwünscht: Drei Brüder aus dem Iran erzählen ihre deutsche Geschichte

Titel: Unerwünscht: Drei Brüder aus dem Iran erzählen ihre deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mojtaba Milad; Sadinam Masoud; Sadinam Sadinam
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davonrollenden kleinen Ente hinterher, bis sie in der Dunkelheit verschwand. Jetzt waren wir auf uns allein gestellt.
    Langsam gingen wir auf die Schranke zu. Seitlich davon führte eine kleine Treppe hinauf zu einem Wachhäuschen. Madar erklomm sie und wir folgten ihr. Oben versperrte eine massive Eisentür den Zugang zum Gelände. Plötzlich sprach uns eine metallisch klingende Stimme auf Englisch an. Ich schaute mich nervös um. Sie schien einem Mann zu gehören, der in dem Wachhäuschen saß und nur als dunkle, gesichtslose Silhouette zu erkennen war. Ich wunderte mich, dass die Stimme das dicke Glas der Kabine durchdringen konnte, bis ich unterhalb der Glasscheibe einen kleinen Lautsprecher entdeckte.
    Madar kramte in ihrer Handtasche und holte das Formular hervor, das uns der Beamte in Hannover gegeben hatte. Ein schmales Schubfach schnellte aus der Kabinenwand. Sie legte das Formular hinein und schallend schloss sich das Fach wieder. Wir warteten. Der Wachmann schien zu telefonieren. Der Lautsprecher war ausgeschaltet, sodass sich seine Stimme in ein dunkles Brummen verwandelt hatte.
    Nach etlichen Minuten kam jemand aus der Entfernung auf die Kabine zugelaufen. Die Silhouette betätigte einen Schalter, es summte und die Tür sprang auf. Während Madar, Masoud und Milad sie passierten, blieb ich einem plötzlichen Impuls folgend auf der Schwelle stehen und blickte zurück über meine Schulter: Die asphaltierte Straße war in regloses Dunkel gehüllt. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass mit Scholehs Ente der letzte Rest an Vertrautheit und Sicherheit verschwunden war. Der Mann in der Kontrollkabine gab mir mit ungeduldigen Handbewegungen zu verstehen, dass ich endlich hineingehen solle. Schließlich hörte ich Madars Stimme, die meinen Namen rief. Ich tat einen Schritt und mit einem dumpfen, schweren Geräusch fiel die Tür hinter mir ins Schloss.
    Hunger. Das war mein erster Gedanke, als ich aufwachte. Es war stickig und heiß. Nass geschwitzt schlug ich die Decke zur Seite und schnappte nach Luft. Wo war ich überhaupt? Das Bett, in dem ich lag, reichte beinahe bis zur Zimmerdecke. Es musste der obere Teil eines Etagenbettes sein. Zu meinen Füßen sah ich Masoud, der auf einem anderen Bett schlief. Nachdem ich mich aufgerichtet hatte und sich meine Augen an das grelle Sonnenlicht gewöhnten, fiel es mir wieder ein. Ich war in jenem Zimmer des Münsteraner Heimes, in das wir gestern nach unserer Ankunft gebracht worden waren. Es war genauso spartanisch eingerichtet, wie ich mir Soldatenunterkünfte vorstellte: zwei Etagenbetten aus Metall, ein Holztisch mit drei Stühlen, in der Ecke ein Metallspind und daneben ein winziges Waschbecken; nicht einmal ein kleiner Teppich auf dem Boden. Ich beugte mich nach vorn und sah Madar, wie sie ihre Strümpfe anzog.
    » Sobh becheyr , Madar! Weißt du, wie spät es ist?«, fragte ich sie gedämpft, um meine Brüder nicht aufzuwecken.
    » Sobh becheyr! Wir haben schon kurz vor zwölf, aber ich bin auch gerade erst aufgewacht. Die Reise hat uns alle sehr müde gemacht.«
    Ich nickte.
    Es war also die Mittagssonne, die das Zimmer aufheizte. Die Uhrzeit erklärte auch meinen Hunger: Wir hatten seit vierundzwanzig Stunden nichts Richtiges gegessen. Als ich die Leiter des Bettes herunterkletterte, knurrte mein Magen wohl dermaßen hörbar, dass Madar meine Brüder mit dem Satz aufweckte: »Steht auf, irgendwie müssen wir uns etwas zu essen besorgen.« Es dauerte einige Zeit, bis sich die beiden in der fremden Umgebung zurechtfanden und sich zu mir an das kleine Keramikbecken stellten, um das Gesicht zu waschen.
    Als wir das Zimmer verließen, erstreckte sich vor uns ein langer Flur, in dem ich mich schon am Abend zuvor irgendwie mulmig gefühlt hatte. Jetzt, wo ich ausgeschlafen war, fiel mir auch der Grund dafür ein: Er erinnerte mich an alte Krankenhäuser. Die Wände waren dunkelgrün gestrichen und unzählige braune Metalltüren gingen vom Gang ab. Gestern bei unserer Ankunft hatte außerdem das kalte Licht der Leuchtstoffröhren an der hohen Decke alles kühl und steril erscheinen lassen. Bloß das rastlose Treiben eines Krankenhauses fehlte. Auch heute war der Flur leer und gespenstisch still. Am Gangende machten wir halt bei den Gemeinschaftstoiletten, wo sich der Gestank mit dem Zigarettengeruch auf dem Flur vermengte. Als wir kurz danach den Innenhof betraten, atmete ich tief die warme Sommerluft ein.
    Hier waren sie also: die vielen Heimbewohner. Sie schienen –

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