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Unfassbar für uns alle

Unfassbar für uns alle

Titel: Unfassbar für uns alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst (-ky) Bosetzky
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untergegangen war, habe ich wieder an Friedrichsheide denken können, aber eigentlich ist es meine Frau Joan gewesen, die mich zur Rückkehr überredet hat.» Woerzke wird – wie viele andere Adlige auch – sein Eigentum zurückerhalten. Es handelt sich dabei um das Schloßhotel Friedrichsheide, die ‹F. F. Runge-Chemie › und knapp über 115 Hektar Land in deren Nähe.
     
    Volker Vogeley ließ sich auf seinen Drehsessel fallen. «Auferstanden von den Toten... Gerade im richtigen Augenblick für Wolfram Schweriner und seine Banditen.»
    «Banditen sind doch wohl die gewesen, die dafür gesorgt haben, daß das Land hier so verkommen ist, wie es ist!»
    Wir wären noch heftiger aneinandergeraten, wenn nicht in diesem Augenblick mein Telefon geklingelt hätte. Ich riß den Hörer hoch und sagte meinen Standardsatz.
    Es rauschte und krächzte. «...ja, hier ist das Gertrauden-Krankenhaus in Berlin.»
    Ich bekam einen gewaltigen Schreck. Heike, Sylvester... jeder Autofahrer war ein potentieller Mörder für mich. Durch die Mordwaffe Auto kamen drei- bis viermal mehr Menschen ums Leben als durch Messer, Beile, Eisenstangen und Schußwaffen zusammen. «Ist was mit meinen...?»
    «Nein, nein, nur eine Patientin, die Sie dringend sprechen möchte?»
    Also Lilo, war sie zurück aus Venezuela. «Meine Frau...?»
    «Nein, eine Frau Schierholz, Sibylle.»
    «Ich kenne leider keine Sibylle Schierholz...»
    «Sie sagt, es geht um eine Frau Tschupsch, einen Mord, und sie hat was gesehen, vom Zug aus.»
    «Ah ja. Kann sie denn mal ans Telefon kommen?»
    «Nein, sie liegt fest. Ohne Telefon. Da müssen Sie schon selber herkommen, wenn Sie...»
    «Ja, herzlichen Dank, machen wir.»
    Ich legte wieder auf und informierte die anderen.
    «Fahr du mal hin», sagte Volker Vogeley. «Du kennst dich da aus in Westberlin – und wir als Ausländer...»
    Ich konnte nicht anders als nun sophisticated zu giften. «Das ist ein gutes Zeichen für Deutschland, wenn sich bestimmte Deutsche in Deutschland als Ausländer fühlen – dann hat sich dieses Land endlich so gewandelt, daß man darin leben kann.»
    Wir bauten uns schon kampfbereit voreinander auf, doch Yaiza Teetzmann schlug mit der Faust auf den Tisch. «Jungens, wir sind zum Arbeiten hier!»
    Wie auf ein Stichwort hin erschien Koppatz in der Tür.
    «Morgen allerseits. Alles im Fluß...?»
    «Man kann nicht einmal in denselben Fluß treten», sagte ich. «Heraklit.»
    «Aber immer in dieselbe Scheiße...» murmelte Volker Vogeley.
    «Nee», wandte Yaiza Teetzmann ein. «Wie’n...? Beim erstenmal haste richtige Hundekacke da...»
    «Eine ausgeformte Kotsäule », half ich ihr.
    «...ja, danke. Und beim zweetenmal nur noch Matsch.»
    Karl Ernst Koppatz schüttelte sich. «Bitte...!» Dann sah er Volker Vogeley an. «Hatten Sie am 10. Dezember einen Auftritt im Schloßhotel Friedrichsheide?»
    «Ja... Musikalische und künstlerische Nebentätigkeiten von Beamten sind nicht genehmigungspflichtig, und angemeldet hab ich alles, in der Personalstelle.»
    «Sicher, aber das staatsbürgerliche Recht der politischen Betätigung darf auch außerhalb des Dienstes nicht ohne Rücksicht auf die Beamtenpflichten ausgeübt werden. Und da ist diejenige Mäßigung und Zurückhaltung zu wahren, die sich aus der Stellung gegenüber der Allgemeinheit und aus der Rücksicht auf die Amtspflichten ergeben. So der Paragraph 35 II BRRG – Beamtenrechtsrahmengesetz.»
    Volker Vogeley nahm das lautmalerisch auf. «Brrrrrrr, das Gesetz. Was soll ich denn verbrochen haben?»
    «Sie sollen da gesungen haben...» Koppatz, noch immer in der Tür stehend, holte einen Zettel aus der Tasche und zitierte. «‹... die Unternehmer sind die Ober-Nehmer und sie nehmen uns das Geld aus den Taschen, aus den Taschen... wie der Staat... Verrat, Verrat! Welche Herren immer waren, welche Herren auch noch kummen – wir sind die Dummen, immer die Dummen!›»
    «Pling, pling», machte ich. Nicht um Volker Vogeley zu ärgern, sondern um die Sache zu entschärfen und Koppatz anzuzeigen, wie albern ich seinen Auftritt fand.
    «Wieda ’n IM, der’t noch nich lassen kann», sagte Yaiza Teetzmann.
    «Ein Mann aus Gransee...»
    Ich sah Yaiza Teetzmann an und lachte. «Dein neuer Freund...?»
    «Ja, weila eifasüchtig is uff Volker.»
    Koppatz sah uns bedeutungsvoll an. «Ich wollt’s nur mal gesagt haben...» Damit ging er wieder.
    «Arschloch...» brummte Volker Vogeley, griff sich seine Gitarre, die er im Kleiderschrank stehen

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