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Unfassbar für uns alle

Unfassbar für uns alle

Titel: Unfassbar für uns alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst (-ky) Bosetzky
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hatte und sang das Anti-Koppatz-Lied.
     
    ‹Beim Tripper sind’s die Gnonokokken / Und bei uns die roten Socken, / Die das Leben uns vergiften. / Geht doch endlich völlig stiften.›
     
    Als er fertig war, mahnte Yaiza Teetzmann abermals, nun ein bißchen produktiver zu werden. Sie hatte recht. Es stürmte in diesen Tagen soviel auf uns ein, daß wir langsam den Überblick verloren. In etlichen Fortbildungsveranstaltungen hatte ich gelernt, daß da nur eines half: die Visualisierung. Also stellte ich mich an die Pinnwand, um viele bunte Kärtchen anzuheften.
     
    Mord Luise Tschupsch
    — Befragung Wolfram Schwermer: Nur geringer Tatverdacht, Alibi (Sekretärin) mit Fragezeichen
    — Mann in der gelben Jacke suchen (Hermann Hackenow)
    — Nachforschungen nach ihrem Bruder (Ludger Tschupsch) intensivieren
    — Mit Berliner Kollegen alle Männer abchecken, die von ihr «bedroht » worden sind (Informieren der Ehefrauen)
    — Befragung Sibylle Schierholz im Gertrauden-Krankenhaus
    Knochenfund bei Zinna
    — Herausfinden, ob Skelettfund von Schermer inszeniert worden ist
    — Herausfinden, ob Zinnas Vater mit dem ‹Tod› bzw. der Flucht von Woerzke etwas zu tun haben könnte
    Rückkehr Woerzkes
    — Gibt es einen Zusammenhang mit dem Mord an Luise Tschupsch, dem Auftauchen Hackenows an Woerzkes Grabkreuz sowie am Tatort und der Heimkehr Woerzkes?
    — Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Freundschaft Schwermer/Woerzke und dem Tod der Tschupsch?
     
    Als wir das soweit aufgearbeitet hatten, stand Koppatz noch einmal in der Tür. Ich fürchtete schon, er hätte Volker Vogeleys Lied gehört, doch es war nur eine Sachinformation, die er für uns hatte.
    «Anruf aus Berlin-West. Der Bruder der Tschupsch soll bei ihr in der Spessartstraße gesehen worden sein.»

15. Szene
St. Gertrauden-Krankenhaus
    Ich saß auf dem Flur und hatte zu warten. Die Ärzte waren gerade bei Sibylle Schierholz im Zimmer.
    Glück ist die Summe des Unglücks, dem wir entgangen sind. Ich freute mich, gesund und munter zu sein und vertiefte mich wieder in meinen Eibl-Eibesfeldt.
    Auf der Seite 252 war das Foto eines Mannes zu sehen, der meinem Freund und Kollegen Vogeley ein wenig ähnlich war. Die Kommentierung des Bildes ließ mich stutzig werden:
     
    Die Bewohner des Intals unterscheiden sich von den von uns neu kontaktierten Lauennag durch ihre Bekleidung: Ihre Rotangürtel sind überbetont wie auch ihre Peniskalebassen...
     
    Ich hatte zuerst Inntal gelesen und mich gewundert, was der deutsch-österreichische Inn in Westguinea zu suchen hatte, und dann an ‹Intal› denken müssen, das Cromoglicinsäure-Pulver, das Heike im Sommer zu inhalieren hatte, um ihrem Heuasthma vorzubeugen. Egal, interessant waren allein die Peniskalebassen. Ich stellte mir vor, daß die Ärzte hier solche trichterförmigen Rohre vor sich her trugen. Der Chefarzt mit der längsten Peniskalebasse, der Assistenzarzt mit der kürzesten. Wie konnte ich es schaffen, die deutschen Männer dahinzubringen, Peniskalebassen zu tragen. Dann mit modischen Stücken als erster auf dem Markt sein und Millionen machen. Kein Gieren nach der Beförderung in den höheren Dienst, sondern die Autonomie des reichen Mannes. Schön, die Feministinnen würden Amok laufen und die Kalebassen abzubrechen suchen, aber wenn man mit dieser Männermode in Berlin begann, waren wir endlich mal besser als New York, wirklich der Trendsetter des neuen Jahrtausends. Die Berliner Peniskalebassen eroberten die Welt. Ich hörte Heike eifern: ‹Mit einer Peniskalebasse kommst du mir nicht mehr in die Wohnung. Du mit deiner pathologischen Schwanzfixierung!› – ‹Nicht ich: die Eipo sind das doch gewesen.›
    «Herr Mannhardt, Sie können jetzt zu Frau Schierholz rein.» Sibylle Schierholz war an der Bandscheibe operiert worden. Ein Vorfall, sequestriert.
    «Drei Tage noch, dann kann ich wieder aufstehen. Fünf Tage insgesamt fest liegen.»
    «Wenigstens sind Sie dem Rollstuhl entgangen.» Ich erzählte ihr, daß ich vor einigen Tagen den Film «Passion Fish» gesehen hatte. «Ja, sie haben gute Ärzte hier...»
    Ich erfuhr noch, daß sie ein Zweite-Klasse-Zimmer mit Telefon und allem aus ideologischen Gründen strikt abgelehnt hatte.
    «Wie sind Sie denn dazu gekommen, daß Ihre Bandscheibe Sie so geärgert hat? Ein Unfall...?»
    «Nein, nein...» Sibylle Schierholz war Sozialarbeiterin und hatte sich in den letzten Jahren für ihre Klientinnen aufgeopfert. «... bis mein Körper nicht mehr

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