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Unfassbar für uns alle

Unfassbar für uns alle

Titel: Unfassbar für uns alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst (-ky) Bosetzky
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die Praxis eines Arztes für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Zwei der ‹Patientinnen» waren furchtbar aufgetakelt und ziemlich abschreckend, die dritte aber war genau der Typ, den ich seit Jünglingstagen im Kopf hatte, wenn ich es alleine tat. Ein Audrey-Hepburn-Gesicht, kurzer schwarzer Rock, der weiße Slip zu sehen, braune Schenkel, Pumps.
    Hinter solchem Mädchen war ich schon auf dem Schulhof in jeder Pause hinterhergelaufen – leider immer vergeblich...
    Auf solche Frauen war ich bei x Tanzveranstaltungen scharf gewesen – immer vergeblich...
    Mit solchen Kolleginnen hatte ich es ein Leben lang treiben wollen – immer vergeblich...
    Nun brauchte ich bloß ein paar Geldscheine hinzulegen und es ging. Alles war nun kinderleicht, geschah von selbst.
    Aber...
    ...das war Verrat an Heike und Sylvester!
    ...das war womöglich ein Mädchen aus Rußland oder Polen, das sie hier zur Prostitution gezwungen hatten, das konnte ich nicht machen!
    ...das brachte mir ein Disziplinarverfahren ein und das Ende meiner Polizeilaufbahn!
    Egal, es mußte sein. Morgen konnte ich schon tot sein. Als einziger Mann, der es noch nie mit einer Nutte getan hatte. Meine Erektion war schmerzhaft stark. Und, mein Gott, endlich keine Hemmungen mehr! Es hatte ewig gedauert, aber endlich war ich der, der ich schon immer sein wollte.
    «Du, ich möchte gerne mit dir.»
    Sie stand auf und lächelte.
    «Ich bin die Roxana...»
    «Ich der... Volker...»
    Wir gingen einen langen Flur entlang. Ich war völlig high. Ich hatte die große lebenslange Schlacht gegen mein allmächtiges Über-Ich endlich gewonnen. Gleich würde ich auf dem Rücken liegen und Roxana mit hochgeschobenem Rock und zerrissenem Slip auf mir sitzen und ihren Wahnsinnsritt beginnen. Meine Erregung zeichnete sich schon mit einem kleinen feuchten Fleck vorne auf der Hose ab.
    Da ging eine der Türen auf, und der Geschäftsführer des «Club Dionysos» kam heraus. Mit ihm Petra Zechow, meine alte Westberliner Kollegin.
    Ich hätte sie ermorden können.
    «Du hier...!?» Sie starrte mich an und lächelte maliziös.
    Ich lief rot an, hatte viel Schweiß auf der Stirn und stotterte herum, daß wir sie suchten.
    Sie grinste. «Haste nich was anderes gesucht...?»
    Langsam hatte ich mich wieder im Griff. «Daß du hier ’ner unerlaubten Nebentätigkeit nachgehst, ist ja wohl der größere Skandal...!»
    Roxana zog wieder ab, und mir blieb nichts, als ihr traurig hinterherzusehen. Ich sah mich schon aufgebahrt in einer Friedhofskapelle liegen, ohne je mit einer Edelnutte gevögelt zu haben. Es war kein Trost, dadurch beim Jüngsten Gericht bessere Karten zu haben.
    Ich ging mit Petra Zechow und dem Geschäftsführer ins Büro.
    «Wir haben natürlich keine Liste unserer Besucher», sagte der Mann vom «Club Dionysos».
    «Und ebenso natürlich auch kein Interesse daran, daß wir Ihnen die potentiellen wie potenten Kunden vergraulen – so wie Luise Tschupsch das ja getan hat...»
    «Wollen Sie damit sagen, daß ich...» Der Geschäftsführer tat empört. Es war derselbe Yuppie-Typ, derselbe erfolgreiche Jungmanager in Designer-Klamotten wie Wolfram Schwermer auch. Heute gehört uns Deutschland, morgen die ganze Welt. Das alte Lied mit neuen Sängern. Die neue Führungselite, die neue Kaste. Unaufhaltsam.
    «Sie hätten immerhin ein Motiv, das sich sehen lassen kann.»
    Petra Zechow wurde noch direkter. Sie nannte ihm Tag und Tatzeit. «Wie issen dit mit Ihrm Alibi?»
    Scheiße, der Mann hatte eins. Und was für eins. «Ich war mit einem hohen Kriminalbeamten zusammen essen. In einer Pizzeria hier in der Blissestraße...»
    «Und mit wem, wenn man fragen darf?»
    «Einem aus Oranienburg...»
    «Koppatz doch nicht etwa...!?»
    «Woher wissen Sie...?»
    «Danke.» Ich wandte mich zur Tür. «Wie schon Freund Friedhelm Rott zu sagen pflegt: Die ganze Welt ist ein Bordell.»
    «Der war auch hier... Auch zum Recherchieren.»
    Petra Zechow lachte. «Schade, det mein Mann imma nur am Wochenende mit mir recherchiert...»
    «Koppatz, Rott, Schwermer...» Ich ließ mir die Namen auf der Zunge zergehen. «Wie sagt der Weise: Alles hängt mit allem zusammen. »
    «Bloß wie?»
    Damit traten Petra Zechow und ich ins Treppenhaus und stiegen zur Straße hinunter.
    «Wie heißt es immer so schön: anything goes... Die Hälfte der Mädchen im ‹Club Dionysos› kommt aus den GUS-Staaten, aus Polen, Bulgarien, Rumänien ... Und warum sollte nicht mein heiß geliebter Vorgesetzter Karl Ernst Koppatz

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