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Unfassbar für uns alle

Unfassbar für uns alle

Titel: Unfassbar für uns alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst (-ky) Bosetzky
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bestraft.
     
    Nun, rechtlich wäre ich nicht zu belangen gewesen, denn ich hatte ja darauf gedrängt, ihn weiterhin in U-Haft zu belassen, und man hatte mir Sven Viebak geradezu entrissen. Dennoch würde ich der Schuldige sein, der Dussel.
    Es klopfte. Koppatz kam herein, fiel in Yaiza Teetzmanns Drehsessel und stieß die Luft aus den Lungen.
    «Gratuliere...»
    Ich fuhr hoch. «Hat Sven Vieback seinen zweiten Mord begangen?»
    «Nein, noch nicht...»
    «Was dann?»
    Er stöhnte auf. «Anruf vom BKA.»
    «Wegen Woerzke?»
    «Ja.»
    Ich freute mich. Wenn er gestöhnt hatte, dann konnte das nur heißen, daß es noch mehr Arbeit geben würde. Und die gab es für uns, wenn Woerzke der falsche Waldemar war. «Und?»
    «Die DNA-Analyse konnte eindeutiger nicht sein: Woerzke ist echt!»

42.Szene
Schloßhotel Friedrichsheide
    Irgendwie hatte Waldemar v. Woerzke Wind davon bekommen, daß er von mir für den Falschen Waldemar II. gehalten worden war, und Koppatz hatte mich nach Friedrichsheide geschickt, um mit ihm zu reden. Wir standen in der Halle, wo ich ihn angesprochen hatte.
    «Ich kann da nur immer wieder um Entschuldigung bitten, Herr v. Woerzke», sagte ich mit der gebotenen Zerknirschung. «Es tut mir leid... aber ich bin da irgendwie Opfer meiner Sucht geworden, in der märkischen Geschichte zu wühlen und nach Parallelen zu suchen.»
    Er bestellte beim Ober zwei Whiskys. «Lassen Sie nur, ich find’s ja eher amüsant. Das ist doch eine Geschichte, mit der man auf jeder Party glänzen kann .»
    «Es wäre ja auch alles nicht passiert, wenn es nicht zur selben Zeit die Sache mit der Tschupsch gegeben hätte. Ihre Jugendliebe, ausgerechnet in dem Moment erschossen, wo Sie zurückgekommen sind.»
    Woerzke schloß die Augen. «Diese Luise... Hat die Locke immer noch gehabt...»
    «Sie kriegen den Rest vom BKA zurück.» Ich hatte ihm alles gebeichtet. Es klang irgendwie idiotisch. Ein bißchen erhabener konnte man sich das Leben schon wünschen.
    «Ach, wissen Sie, junger Mann...»
    «Ich bin gerade mal zehn Jahre jünger als Sie...»
    «Trotzdem...» Er warf einen ebenso spöttischen wie theatralischen Blick nach oben an die Decke. «Wenn es einen himmlischen Herrgott geben würde und ich eine Bitte frei hätte, dann würde ich jetzt beten und sagen: Herr, dreh die Uhr noch mal zurück, laß es noch einmal 1946 sein und mich nach der Flucht aus dem Sonderlager nicht gleich weiterziehen nach Amerika, sondern vorher nach Luise suchen und sie finden, laß mich ausprobieren, wie das andere Leben sein würde.» Er ging zur Sitzecke und fiel schwer in einen der weichen Ledersessel. «Gibt es aber nicht, geht nicht... also bin ich zufrieden mit dem, was gekommen ist.»
    Der Ober brachte die beiden Whiskys. Ich setzte mich über Eck neben ihn.
    Woerzke hob sein Glas. «Ich hoffe, Sie glauben jetzt nicht, daß wir die BKA-Spezialisten bestochen hätten...?»
    «Nein, ganz sicher nicht, Herr v. Woerzke.»
    Wir tranken und schworen uns, von nun an Freunde zu sein.
    «Was kann ich für dich tun, Hans-Jürgen...?»
    Fast hätte ich mich umgesehen. Wer war Hans-Jürgen? Keiner nannte mich so. Als ich alles realisiert hatte, fragte ich ihn, wem das Blockhaus am Trödelgraben oben faktisch wirklich gehöre.
    Schlagartig wurde er ein anderer, war nicht mehr der weltoffene Amerikaner, der große Strahlemann, sondern sah mich böse-lauernd an. «Willst du mich schon wieder ärgern...?»
    «Nein, du, ich...» Ich begriff nicht, was diese Reaktion, diesen Sinneswandel bei ihm ausgelöst hatte, und flüchtete mich, um anzudeuten, wie harmlos ich war, ins Kordiale. «Nein, Waldemar, ich wollte dich nicht...»
    «Warum redest du von diesem Haus da, fuck it!»
    Ich erzählte ihm, daß Heike es zu ihrem Zweitwohnsitz erkoren hatte. «Nach der Art deiner fürstlichen Kollegen: Im Winter das Schloß in der Stadt, im Sommer die Residenz draußen im Grünen.»
    «Ach so...» Er schien zunächst beruhigt, bekam aber plötzlich doch einen cholerischen Anfall. «Dieses Blockhaus: Ich laß es anstecken und niederbrennen. Das ist das Liebesnest von Joan und diesem Schwermer. Ich hasse dieses Schwein.»
    Hatte er also mitbekommen, was da gelaufen war. «Weiß Joan, daß du es weißt?»
    «Nein, aber sie wird es bald erfahren. Nichts wird sie erben, nichts. Sie hat mich verraten. Ich habe sie geliebt... und sie hurt mit allem rum, was den Schwanz hochkriegt. Ich wollte Wärme, Nähe, jemand, der den Rest des Lebens mit mir geht... und sie...? Sie

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