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Ungeahnte Nebenwirkungen

Ungeahnte Nebenwirkungen

Titel: Ungeahnte Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Pearl
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nicht vertreiben, doch sie konnte die Vorstellung, dass jene sich wieder nach wenigen Stunden wie eine Diebin in der Nacht davonschleichen würde, nicht aushalten.
    »Ich möchte mit dir einschlafen und auch wieder mit dir aufwachen!« sagte Nicole mit gedämpfter Stimme. Erwartete sie denn wirklich zuviel?
    Mirjam schien intensiv nachzudenken. Sie zog die Stirn kraus, ließ ihre Augen über Nicole wandern, als suche sie die Begründung für ihre Entscheidung in den Formen ihres Körpers. Ihre Mimik, die sich alle paar Sekunden veränderte, hätte einen interessanten Kurzfilm abgeben. Sie wirkte erst verärgert, dann wurde sie weich, wechselte zu fragend und verhärtete sich wieder. Schließlich zuckte Mirjam mit den Schultern.
    »Erwarte nicht zuviel von mir«, warnte sie Nicole mit ruhiger Stimme.
    Wenigstens läuft sie nicht weg! dachte Nicole erleichtert. Ihre innere Spannung ließ etwas nach. Aber eben vielversprechend klang diese Warnung auch nicht.
    Noch immer glitt Mirjams Blick unablässig über Nicole. Sie seufzte. Dann nickte sie. »Gut, ich verspreche dir, dass ich mich nicht mitten in der Nacht davonstehle.« Sie machte eine Pause. »Aber mehr, Nicole, mehr kann ich dir wirklich nicht versprechen!« schloss sie.
    Das reichte, zumindest fürs erste, entschied Nicole erleichtert. Sie zog Mirjam in ihre Arme, küßte sie zärtlich, so, als ob sie ihr zeigen müsste, dass sie ihr Versprechen nicht bereuen würde.
    Der schwierige Teil des Abends schien überstanden. Jetzt konnte Nicole ihrer Leidenschaft freien Lauf lassen. Das tat sie unüberhörbar, doch Mirjams Reaktionen auf ihre Berührungen stellten ihre eigenen noch in den Schatten. Schließlich, es war schon weit nach Mitternacht, schliefen die beiden Frauen erschöpft in ihrer engen Umarmung ein.
    Frischer Kaffeeduft weckte Nicole am folgenden Morgen. Sie rieb sich die Augen und versuchte herauszufinden, wieso sie diesen Geruch in ihrer Singlewohnung wahrnehmen konnte. Mirjam, schoss es ihr durch den Kopf. Sie griff neben sich, doch die Bettseite, die sie ihrer Liebsten zugedacht hatte, war leer – und noch warm.
    »Hey, du bist zu früh aufgewacht«, beschwerte sich Mirjam, die eben das Schlafzimmer betrat.
    Sie stellte das Tablett mit den beiden Kaffeetassen auf das Nachttischchen und schlüpfte schnell unter die Decke. Sicherlich war das gesünder, als splitterfasernackt durch die Wohnung zu laufen, dachte Nicole belustigt. Sie drehte sich um und zog Mirjam nahe zu sich heran. Ehe sie aber ihre Lippen berühren konnte, hielt Mirjam sie mit erhobener Hand auf.
    »Halt!« befahl sie. »Schließ zuerst die Augen!«
    Was sollte das denn schon wieder? Nicole, kaum wach, geschweige denn ansprechbar oder in der Lage, selbst einen vernünftigen Satz zu formulieren, gehorchte.
    Sie fühlte sanfte, weiche Lippen auf ihrem Gesicht. Sie strichen über ihre Wangen, über ihren Hals, um dann auf ihrem Mund zur Ruhe zu kommen. Es war kein begehrlicher Kuss, aber als freundschaftlich konnte man ihn auch nicht bezeichnen. Liebevoll und zärtlich, genau, dachte Nicole. Sie seufzte zufrieden auf und ließ sich von Mirjam verwöhnen.
    »Darf ich meine Augen auch irgendwann wieder öffnen?« fragte Nicole nach einer Weile, denn sie befürchtete, dass der Kaffee sonst noch ganz kalt werden würde, und das wäre ein Jammer.
    »Aber sicher doch«, lachte Mirjam. »Aber ich habe dir doch versprochen, dass du mit mir aufwachen darfst . . .« Sie küßte Nicole auf die geschlossenen Lider.
    Der lauwarme Kaffee weckte Nicoles Lebensgeister ein wenig. Sie saß im Bett, trank Schluck um Schluck und strich mit der freien Hand über Mirjams Gesicht, das auf ihren Schoß gebettet lag. Das ist es, gratulierte sie sich in Gedanken, genauso habe ich mir das Glück vorgestellt. Sie blickte auf das entspannte Lächeln, das Mirjam strahlen ließ. In der Ruhe des Morgens schien es Nicole unverständlich, dass sie und Mirjam nicht schon längst jeden Tag auf diese Weise begannen.
    »Du bist so sanft«, hörte Nicole Mirjam murmeln. »Das habe ich gar nicht verdient nach dieser miesen Behandlung, die ich dir zukommen ließ.«
    Das stimmte natürlich, doch Nicole war nicht sehr nachtragend. Allerdings würde sie dieser Frau, die ihre Zärtlichkeiten so offensichtlich genoss, schon noch die eine oder andere unbequeme Frage stellen müssen. Doch das hatte Zeit, viel Zeit.
    Nicole schob das Tablett mit den Tassen zur Seite und rutschte tiefer. Mirjams warmer Körper legte sich auf sie.

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