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Ungeahnte Nebenwirkungen

Ungeahnte Nebenwirkungen

Titel: Ungeahnte Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Pearl
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Wochen mit unmissverständlicher Deutlichkeit an den Tag gelegt hatte.
    Ehe Nicole sich entschließen konnte, was sie auf diese Aufforderung erwidern sollte, spürte sie Mirjams weiche Lippen bereits an ihrem Mund. Sanft strichen sie über die Wangen, glitten über die Stirn und landeten dann zielsicher auf ihren Lippen.
    Das Rauschen in Nicoles Ohren nahm neue Dimensionen an, die Gänsehaut, die sich über ihren Armen und Rücken ausbreitete, ließ sie erschauern. Sie öffnete ihre Lippen, hieß Mirjams Zunge willkommen, die sich tastend in ihren Mund wagte.
    Wer stöhnt denn da? fragte sich Nicole irritiert. Sie fühlte, wie ihr die Realität zu entgleiten begann. Ihre Wahrnehmung verdichtete sich, fokussierte sich auf die Frau, die ihr, dicht an sie gelehnt, mit ihrem Kuss den Himmel auf Erden versprach.
    Nicole fand keine Kraft zur Gegenwehr. Hilflos spürte sie ihre Knie weich werden, in sich zusammensinken. Sie ließ sich in Mirjams Zärtlichkeit fallen und lieferte sich ihr entgegen aller Vernunft aus.
    Mirjams Kuss nahm einen fordernden Charakter an. Sie drang tiefer in Nicoles Mund ein, saugte an ihrer Zunge, an ihren Lippen und löste sich dann atemlos. Ihre Hände fuhren rastlos über Nicoles Oberkörper, doch sie öffneten das Hemd nicht.
    Wieso macht sie nicht weiter? Worauf wartet sie? Nicole verstand Mirjams plötzliche Zurückhaltung nicht. Sie wehrte sich doch gar nicht, erwiderte ihre Leidenschaft, war bereit, viel weiter zu gehen, als sie es wahrscheinlich überhaupt hätte verkraften können. Und dann ließ Mirjam von einer Sekunde auf die andere wieder Distanz zwischen ihnen entstehen?
    »Ich habe von dir geträumt«, hörte Nicole Mirjams bemüht klingende Stimme. »Weißt du, wie viele schlaflose Nächte ich hinter mir habe – deinetwegen?«
    Es lohnte nicht, auf diese rhetorische Frage zu antworten. Gespannt wartete Nicole, ob noch etwas folgen würde. Die Situation schien mit einem Male umgekehrt, Mirjam hatte sich in die unterlegene Position begeben.
    »Ja, ich habe von dir geträumt! Es ist das erste Mal seit damals, dass ich wieder von einer Frau geträumt habe. Aber was ändert das? Verloren ist verloren!« In Mirjams Stimme schwang Resignation und Trauer mit.
    Sie redete nicht mit Nicole, soviel hatte diese inzwischen mitbekommen, Mirjam erklärte sich selbst die offenbar ausweglose Situation, die jenseits dessen lag, was Nicole verstand.
    Ihre Körper berührten sich, stützten sich gegenseitig, doch die Spannung zwischen ihnen war weg. Da Mirjam Nicoles Anwesenheit scheinbar vergessen hatte, betrachtete diese die Dunkelhaarige mit unverhohlenem Interesse. Sie versuchte den Sinn ihrer Worte zu ergründen, obwohl sie wusste, dass sie damit nicht weit kommen würde. Sie kannte Mirjam nicht, nicht ansatzweise.
    Die Zahnärztin strahlte unbestritten große Attraktivität und Anziehungskraft aus. Warum verliere ich die Fassung, wenn ich sie nur ansehe? Nicole runzelte die Stirn. Mirjam war sicherlich nicht hässlich, doch sie würde nie das Cover einer »Vogue« zieren, dazu entsprach sie dem, was gemeinhin als Schönheitsideal gehandelt wurde, zu wenig. Trotzdem löste ihr Anblick in Nicole eine Lawine der widersprüchlichsten Gefühle aus. Sie wollte diese Frau verführen, sich von ihr verführen lassen und gleichzeitig sehnte sie sich danach, sie einfach nur in ihren Armen zu halten, ihrer Stimme zu lauschen, egal, was die sagte. Sie wollte in ihr versinken, in ihr aufgehen. Und sie nie wieder loslassen. Aber Mirjam ließ sie nicht an sich heran. Sie hatte eine Mauer um sich herum errichtet, sprach, wenn überhaupt, in Rätseln.
    Bis jetzt war alles, was mit Mirjam zu tun hatte, von einem Schleier des Schweigens, des Misstrauens und der Verleugnung bedeckt. Und trotzdem, jede Mauer wies irgendwo eine Schwachstelle auf. Wenn Nicole diese finden könnte, dann . . .
    Die Berührung kam völlig unerwartet. Nicole zuckte zusammen und stöhnte laut auf, ehe sie es verhindern konnte. Mirjams Hand glitt unter ihrem Hemd langsam nach oben. Sie streichelte über ihren Bauch, über ihre Seiten bis zu ihrem Nacken. In Mirjams Augen, die ihren Blick festhielten, erkannte Nicole ein seltsames Funkeln, das ihr einen erwartungsvollen Schauer über den Rücken rieseln ließ.
    »Ich will dich jetzt!« Mirjams Tonfall war unerbittlich, duldete keinen Widerspruch.
    Nicole, überrumpelt vom erneuten Stimmungsumschwung, hatte ihrer eigenen Erregung, die sie plötzlich wie eine Welle überschwemmte,

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