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Ungeahnte Nebenwirkungen

Ungeahnte Nebenwirkungen

Titel: Ungeahnte Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Pearl
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Sie setzte sich im Bett auf, rutschte etwas zur Seite, damit sich Mirjam ebenfalls setzen konnte.
    »Na, ausgeschlafen, Murmeltier?« fragte Mirjam lächelnd. Sie neigte sich zu Nicole und küßte sie leicht auf den Mund.
    »Worauf hast du heute Lust? Es ist wunderschönes Wetter«, erklärte die Zahnärztin das Offensichtliche, »wir könnten einen Ausflug machen.«
    Nicole stimmte diesem Vorschlag zu, obwohl sie sich im Moment noch nicht einmal fähig fühlte, die Kaffeetasse ohne Hilfe an ihre Lippen zu führen. Eigentlich hätten sie jetzt über ihre Liebe sprechen können, dachte sie, doch sie verwarf diesen Gedanken schnell wieder. Was versprach sie sich davon? Mirjam würde sich nicht über Nacht geändert haben. Sie hätte wohl weiterhin behauptet, dass Nicole sie nicht kannte, denn sonst könnte sie sie nicht lieben!
    Im Grunde akzeptierte die Zahnärztin Nicoles Gefühle, erwiderte sie sogar, also spielte es eigentlich keine Rolle, ob sie sie auch benannte oder nicht, entschied Nicole. Aber es wäre halt schön gewesen, hätte sie nur einmal von ihr die drei kleinen, wunderschönen Worte gehört . . .

~*~*~*~
    » N icole?« fragte eine Stimme hinter ihr im Supermarkt.
    Nicole drehte sich um und schaute in das lächelnde Gesicht von Alice. Eben hatte sie noch ziemlich entnervt nach einem annehmbar frischen Salat gewühlt, da ging mitten am Nachmittag die Sonne auf.
    »Alice!« rief Nicole erfreut. »Schön, dich zu sehen! Was machst du denn hier?« fragte sie. Alice wohnte schließlich in einem völlig anderen Stadtteil, in dem es garantiert auch Supermärkte gab.
    »Purer Zufall!« erklärte Alice. »Ich hatte ein paar Besorgungen zu erledigen für Ralfs Praxis, da kam mir in den Sinn, dass unser Kühlschrank sich über ein abwechslungsreicheres Innenleben freuen würde.«
    Nicole nickte verstehend, ihr Kühlschrank quietschte bedenklich, wenn sie ihn öffnete. Vielleicht würden ein paar Tropfen Öl an der richtigen Stelle schon helfen, doch Nicole glaubte, dass es eher ein Hilfeschrei des armen Gerätes war. Immer nur Joghurts anzusehen, musste ein solches für Vorratshaltung bestimmtes Möbelstück in tiefe Depressionen stürzen.
    »Dauert es bei dir noch lange?« fragte Alice. »Wenn nicht, könnten wir noch einen Kaffee zusammen trinken gehen, ehe ich wieder los muss«, schlug sie vor.
    Die Idee gefiel Nicole ausnehmend gut, denn Alice strahlte eine natürliche Fröhlichkeit aus, die ansteckend wirkte.
    »Kennst du das Café Zum schillernden Pfau ?« fragte Alice. Nicole nickte, dort gab es wirklich den besten Cappuccino der Stadt.
    Der Kaffee schmeckte phantastisch. Nicole stellte ihre Jumbotasse auf den Tisch zurück und grinste über den übertrieben genießerischen Gesichtsausdruck ihres Gegenübers.
    »Nun erzähl mal, wie geht’s den Kindern?« wollte Nicole wissen.
    Wie alle stolzen Mütter konnte Alice detailliert Auskunft auf diese Frage geben. Sie berichtete von Michaels hart erkämpften Fortschritten in der Schule, von Markus, der sich zum Zoologen berufen fühlte und ständig irgendwelche aus dem Nest gefallenen Vögel, halb vertrocknete Würmer und anderes Kleingetier nach Hause brachte und von der Spielgruppe, die Lisa besuchte.
    Nicole hörte interessiert zu und fragte sich, ob sie einen Eignungstest zur Mutter, wenn es denn einen gegeben hätte, bestanden hätte. Wahrscheinlich nicht, entschied sie, sie wäre als viel zu ungeduldig und wahrscheinlich auch als zu egoistisch eingestuft worden.
    »Und wie geht es dir, oder besser gefragt: Wie geht es euch?« forderte Alice nun von Nicole Auskünfte. »Von Mirjam hören wir nur noch selten etwas, obwohl sie nach wie vor die beste Patentante ist, die man sich vorstellen kann!«
    Nicole lächelte versonnen. »Uns geht es sehr gut. Mirjam ist im Moment halt ziemlich eingespannt. Sie arbeitet jetzt außerhalb der Stadt und es wird immer recht spät, bis sie nach Hause kommt«, erklärte Nicole.
    Seit Mirjam in einer Gemeinschaftspraxis arbeitete, bekam sie ihre Geliebte wirklich jeweils erst sehr spät am Abend zu Gesicht. Doch Nicole beklagte sich nicht, denn Mirjam schenkte ihr sehr viel Aufmerksamkeit, obwohl Nicole ahnte, wie müde sie sein musste.
    »Wir sind sehr froh, dass Mirjam dich gefunden hat«, hörte Nicole Alice ernst sagen. Das Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden. »Sie war seit Michaelas Tod so verschlossen und unnahbar. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Mirjam aussieht, wenn sie herzlich lacht, fröhlich und

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