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Ungeheuer an Bord

Ungeheuer an Bord

Titel: Ungeheuer an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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vorbei, und Lesbee rollte seine Ladung durch den stillen Korridor.
    Er sah niemanden. Alles Personal war offenbar aus diesem Teil des Schiffs verbannt worden. Ein wenig später lud er den Käfig im Vorzimmer ab und verankerte ihn magnetisch am Boden.
    Als Lesbee die untere Kommandostation betrat, blickte Browne von seinem Schreibtisch auf und kam von der gummibelegten Estrade auf die gleiche Ebene mit Lesbee. Er schritt lächelnd auf ihn zu und streckte seine Hand aus. Er war ein großer Mann, breit und wuchtig, wie alle Brownes gewesen waren, einen vollen Kopf größer als Lesbee, fleischig und stattlich. Die beiden Pilotensitze vor den Armaturen waren leer. Browne und Lesbee waren allein.
    »Ich bin froh, daß Sie so offen waren«, sagte Browne. »Ich bezweifle, daß ich ohne Ihre Initiative so grob und deutlich hätte sprechen können.«
    Aber als sie einen Händedruck austauschten, war Lesbee wachsam und mißtrauisch. Er versuchte seine unsinnig heftige Reaktion herunterzuspielen, dachte Lesbee. Ich muß ihn schwer geschockt haben.
    Browne fuhr im gleichen herzlichen Ton fort: »Ich habe mir die Sache durch den Kopf gehen lassen. Eine Wahl kommt nicht in Frage. Das Schiff wimmelt von ungebildeten Spinnern und Dissidentengruppen. Die meisten von ihnen wollen einfach zur Erde zurück.«
    Lesbee, der das gleiche Verlangen hatte, blieb still.
    Browne sagte: »Sie werden Landkapitän; ich bleibe Schiffskapitän. Warum setzen wir uns nicht gleich jetzt zusammen und arbeiten ein gemeinsames Kommuniqué aus, das ich dann über die Bordsprechanlage verlesen kann?«
    Als Lesbee sich Browne gegenüber an den Schreibtisch setzte, überlegte er, was gewonnen werden könne, wenn er öffentlich zum Landkapitän ernannt würde; und zuletzt folgerte er zynisch, daß der ältere Mann das Vertrauen von John Lesbee gewinnen könnte – um ihn dann um so wirksamer einzulullen, zu täuschen und zu vernichten.
    Lesbee sah sich verstohlen im Raum um. Die untere Kommandostation war ein großer, viereckiger Raum auf einer Ebene mit den rückwärts anschließenden Maschinenräumen. Die Steueranlagen hier unten waren Duplikate derjenigen, die oben auf der Brücke standen. Das riesige Schiff konnte von beiden Stationen aus gelenkt werden, aber die Befugnisse der Brücke waren vorrangig. Der Wachoffizier dort hatte das Recht, in einem Notfall Vorzugsentscheidungen zu treffen.
    Lesbee machte eine schnelle Kopfrechnung und kam zu dem Ergebnis, daß der Erste Offizier Miller Dienst auf der Brücke tat. Miller war einer von Brownes zuverlässigsten Anhängern. Wahrscheinlich beobachtete er sie jetzt auf einem seiner Bildschirme, bereit, jeden Augenblick Browne zu Hilfe zu kommen.
     
    Zehn Minuten später hörte Lesbee nachdenklich zu, während Browne ihr gemeinsames Kommuniqué verlas. Er war ein wenig verblüfft und erschreckt über die absolute Zuversicht, mit der Browne seine eigene Machtposition auf dem Schiff beurteilen mußte. Es war ein großer Schritt, seinen Hauptrivalen öffentlich in einen so hohen Rang zu berufen.
    Brownes nächste Tat war nicht weniger überraschend. Während die Übertragung noch lief, beugte Browne sich über den Schreibtisch, klopfte Lesbee freundschaftlich auf die Schulter und sagte, zu den Fernsehzuschauern gewandt: »Wie ihr alle wißt, ist John Lesbee der einzige direkte Nachkomme des ersten Kapitäns. Niemand weiß genau, was vor mehr als fünfzig Jahren geschah, als mein Großvater das Kommando übernahm. Aber ich erinnere mich, daß der alte Mann immer dachte, nur er verstehe, wie die Dinge sein sollten. Ich bezweifle, daß er je Vertrauen in einen Jüngeren hatte, den er nicht unter seiner völligen Kontrolle wußte. Ja, oft hatte ich das Gefühl, mein Vater sei mehr das Opfer als der Nutznießer meines Großvaters gewesen; das Opfer von Launen und Überlegenheitsgefühlen.«
    Browne lächelte einnehmend. »Wie dem auch sei, Leute, obwohl wir die Eier nicht mehr ganz machen können, die damals zerbrochen wurden, können wir doch anfangen, die Wunden zu heilen, ohne –« sein Ton war plötzlich fest und energisch – »die Tatsache zu leugnen, daß meine Kenntnisse und meine Erfahrung mich zum geeigneten Kommandanten des Schiffes machen.«
    Er brach ab. »Kapitän Lesbee und ich werden nun gemeinsam versuchen, mit der gefangenen intelligenten Lebensform vom Planeten unter uns in Kommunikation zu treten. Ihr könnt zusehen, obwohl wir uns das Recht vorbehalten, die Fernsehübertragung aus gutem Grund zu

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