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Ungeplant (German Edition)

Ungeplant (German Edition)

Titel: Ungeplant (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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nennen.“
    „Lina?“
    „Was?“
    „Antworte mir?“
    „Was willst du hören? Dass du mir fehlst?“
    „Das wäre schon mal ein Anfang, ja. Dann käme ich mir mit meinen Gefühlen nicht ganz so einsam vor.“
    Er klingt beinahe wütend, doch das bin ich auch. Wütend über meine eigene Dummheit.
    „Oder willst du lieber hören, dass ich kaum noch essen und schlafen kann, seitdem du nicht mehr da bist und ich deswegen schon zu meinem Chef zitiert wurde? Ginge es dir besser, wenn du wüsstest, dass ich es bitter bereue, dich einfach so gehen gelassen zu haben? Willst du wissen, wie ich in diesem Sessel sitze und nichts anderes tun kann, als an dich zu denken? An deinen Mund, deine Hände, dein bewundernder Blick, wenn du mich beobachtest, während wir Liebe machen.“
    Ich bin kurz davor, die Webcam abzustellen, damit er mich nicht heulen sieht, aber es ist schon zu spät.
    „Baby, nicht weinen. Du hast es gesagt.“
    „Was habe ich gesagt?“, schluchze ich.
    „Liebe machen.“
    „Und?“
    Ich greife nach einem Taschentuch und wische mir die Tränen vom Gesicht.
    „Seitdem diese angeblich so unverbindliche Geschichte zwischen uns angefangen hat, hast du immer nur davon gesprochen, dass ich dich ficke.“
    „Ich sag dir aber doch, dass ich dich liebe.“
    „Ich weiß, aber das ist nicht dasselbe.“
    „Du fehlst mir.“
    „Lina, nur ein Wort von dir und ich buche den nächsten Flug nach Hause. Aber ich komme nicht, wenn du mich nicht haben willst.“
    Es ist so verlockend, einfach Ja zu sagen.
    „Sven, nicht. Wegen mir brichst du gar nichts ab.“
    „Okay, Baby“, sagt er resigniert. Er hat sich etwas anderes erhofft.
    Scheinbar sitzt er in einem Internetcafé, denn hinter ihm stehen mehrere Computer und es gehen immer wieder Leute an ihm vorbei. Durch ein Fenster im Hintergrund kann man die abendliche Dämmerung erkennen.
    „Wenn du wieder kommst, dann bin ich Tante.“
    „Vermutlich hat sich vieles verändert, wenn ich wiederkomme.“
    „Veränderungen sind nicht grundsätzlich schlecht, Sven.“
    „Das werden wir dann sehen.“
    „Wie in Gottes Namen kommst du auf die wahnsinnige Idee, dir ein Tattoo stechen zu lassen.“
    Er zuckt nur mit den Schultern und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich darauf überhaupt eine Antwort haben will.
    „Ich liebe dich“, flüstere ich und hoffe, er könnte es vielleicht nicht gehört haben.
    „Tust du das?“
    Scheinbar ist die Verbindung doch besser als ich dachte.
    „Was steht auf deiner Hüfte?“
    „Das musst du selbst rausfinden.“
    „Ist es über mich? Bitte sag mir, du hast nicht meinen Namen da stehen.“
    „Es ist nicht dein Name.“
    Ich hasse es, wenn er so ausweichend antwortet, aber ich bin ja auch nicht besser.
    „Was ist es dann?“
    „Ich würde dich jetzt so gerne küssen.“
    „Sven!“
    Er zuckt nur müde mit den Schultern.
    „Ich muss ins Bett. Morgen trete ich einen neuen Job an. Gute Nacht, Lina.“
    Bevor ich eine Chance habe, zu reagieren, wird mein Bildschirm schwarz und Sven hat mich abgewürgt.
     
    Überstunden haben den Vorteil, dass ich nicht zum Nachdenken komme. Sie haben aber auch den Nachteil, dass ich nach Feierabend immer noch kurz vor Ladenschluss durch den Supermarkt hetze, um wenigstens etwas Obst, Brot und frische Milch im Haus zu haben.
    Vor dem Cornflakesregal trete ich für einen Moment weg und starre verträumt auf die bunten Kartons. Das passiert mir in den letzten Wochen öfter, doch normalerweise versuche ich, diese Vorkommnisse in der Öffentlichkeit zu vermeiden.
    Ein vertrautes Augenpaar schiebt sich in mein Blickfeld und bringt mich fast dazu, hysterisch loszuschreien. Dasselbe, intensive Braun, jedoch mit ein paar zusätzlichen Fältchen in den Augenwinkeln, und der Rest passt überhaupt nicht. Es ist Thomas, Svens älterer Bruder. Die Augen sind wirklich die einzige Ähnlichkeit, die die Beiden teilen. Thomas ist wesentlich kleiner, sehr rund um die Hüften und ein ganzes Jahrzehnt älter. Außerdem hat er dunkelbraune Haare, die schon mächtig von grauen Strähnen durchsetzt sind.
    „Hey Melli. Wie geht es dir?“
    Er umarmt mich kurz. Die Verwendung meines Kosenamens wärmt mich innerlich.
    „Mir geht’s gut. Was macht die Familie?“
    Thomas hat mit seiner Frau 5jährige Zwillinge. Junge und Mädchen, die ihnen kaum Luft zum Atmen lassen. Zusammen mit Sven habe ich schon oft den Babysitter für die Zwei gemacht. Lara und Tim sind kleine Teufel in Engelsgestalt, aber wir hatten sie

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