Ungeplant (German Edition)
mit Jakob in einem Bett liegen.
Auf einen Schlag spüre ich, wie falsch es ist. Wir haben nichts getan, doch wenn Sven davon wüsste, dann würde es für ihn kaum einen Unterschied machen. So unauffällig wie möglich löse ich unsere Hände voneinander, doch Jakob spürt sofort meine Zurückweisung. Mit einem schiefen Lächeln zieht auch er sich zurück und setzt sich auf die Bettkante.
„Ich verstehe“, sagt er nur.
„Es tut mir leid, Jakob.“
„Das braucht es nicht, Süße. Ich weiß, wann ich verloren habe. Und das ist nicht erst vor ein paar Sekunden passiert. Eine Sache möchte ich dir aber noch sagen, bevor ich dich schlafen lasse.“
„Was denn?“ Aufmerksam sehe ich zu ihm hoch.
„Es wird dir vielleicht nicht gefallen, Melina, aber ich glaube, du überträgst deine eigenen Unsicherheiten auf Sven. Du hast selbst die größten Probleme, dich mit der Situation zu arrangieren und glaubst, dass er genauso fühlt. An deiner Liebe zu Max zweifle ich keine Sekunde, das spürt man in jeder Geste, wenn du mit ihm umgehst, aber akzeptiert hast du deine Rolle noch nicht. Wir Männer sind vielleicht manchmal etwas sparsam in unseren Gefühlsäußerungen, aber wenn wir etwas sagen, dann meinen wir es. Und wenn Sven dir sagt, dass er dich will, ob mit Max oder ohne, dann glaub ihm einfach. Er ist auch kein 16jähriger Bengel mehr und er weiß, worauf er sich da einlässt.“
Ich will mich rechtfertigen, dass seine Einschätzung über mich nicht stimmt, doch Jakob gibt mir gar keine Chance.
„Denk über meine Worte nach. Du weißt, dass ich recht habe. Gute Nacht, Melina.“
Mit einem Kuss auf die Schläfe lässt er mich alleine.
Seine Worte fühlen sich nicht gut an.
In dieser Nacht mache ich fast kein Auge zu. Das hat vielleicht mit dem fremden Bett zu tun, aber auch eine ganze Menge damit, dass mir Jakobs Worte nicht aus dem Kopf gehen.
25.
Sven sitzt vor meiner Haustür, als ich am nächsten Nachmittag mit Max vom Einkaufen komme. Er hat die Arme um seine Knie geschlungen und die Stirn darauf abgelegt. Für Passanten mag es fast so aussehen, als würde er schlafen, doch ich kenne ihn besser.
„Sprichst du wieder mit mir?“, frage ich, während ich die Türe aufschließe und den Kinderwagen in den Hausflur manövriere. Sven folgt mir wortlos und nimmt mir die Einkaufstaschen ab, um sie in die Wohnung zu tragen.
Wir sind noch nicht ganz in der Wohnung und er schafft es gerade, die Einkaufstaschen neben sich abzustellen, als er eine Tirade auf mich niederprasseln lässt, bei der ich keine Chance auf einen Einspruch habe.
„Melina, was hätte ich anders machen sollen? Hätte ich mehr das Arschloch spielen und dich wie Dreck behandeln sollen? Natürlich komme ich gegen den Doktor nicht an, mit seinem fantastischen Haus und dem so eindrucksvollen Job. Vielleicht fehlen dir auch die Schmetterlinge im Bauch, weil wir uns zu lange kennen. Ich kann dir versichern, ich habe sie immer noch. Du dagegen scheinst sie dir woanders holen zu müssen. Sage ich dir nicht oft genug, wie schön du bist, Melina? Bin ich dir zu nah, als dass du sehen könntest, wer ich heute bin? Ich weiß, dass es damals nicht funktioniert hat. Aber Melina, wir waren noch Kinder. Das hat nichts mehr mit uns heute zu tun. Ich liebe dich, doch so langsam realisiere ich, dass es vielleicht nie genug für dich sein wird. Damals habe ich wirklich gehofft, wenn du ein paar Erfahrungen sammelst und dich austobst, dass du dann wieder zu mir zurückkommst. Du bist, neben meiner Mutter, die einzige Frau, der ich jemals gesagt habe, dass ich sie liebe. Melina, ich kann nicht mehr. Meine Reserven sind aufgebraucht.“
Wir haben uns immer noch nicht von unserem Platz in der Diele bewegt. Svens Rede hat vermutlich die ganze Nachbarschaft mitbekommen, da er mit jedem Wort lauter wurde. Er hat tiefe Ränder unter den Augen und seine Hände zittern. Gerne würde ich ihn festhalten, aber ich habe nicht das Gefühl, dass er mich lassen würde.
„Jakobs Kohle interessiert mich nicht, Sven. Ich hätte ihn gerne als Freund, aber wenn es dich verletzt, dann werde ich ihn nicht mehr sehen. All das zählt nicht, wenn ich dich nicht mehr habe. Der Kuss, den du gesehen hast, ging nicht von mir aus. Bevor ich überhaupt eine Chance hatte, ihn wegzuschieben, standest du schon in der Tür. Es geht nicht darum, dass ich uns anzweifle. Wäre Max nicht dazwischen gekommen, dann würden wir dieses Gespräch gar nicht führen. Ich liebe dich und ich will
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