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Ungeschoren

Ungeschoren

Titel: Ungeschoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Helsingborg.«
    »Es war das Billigste. Ein Seniorenrabatt.«
    »Kann jemand mir ein schnelles Resümee geben?«, fragte Paul Hjelm.
    Dreifaches Zischen und eine geflüsterte Antwort. Von Lena Lindberg. »Dein Nachfolger hat ihn in Polen eingekreist. Und Gunnar hat den Rest besorgt.«
    »Mein Nachfolger?«
    »Jon Anderson. Gestern Nacht wurde er niedergestochen. Hat in Lebensgefahr geschwebt.«
    »Au, verdammt«, sagte Hjelm. »Ich kenne ihn überhaupt nicht. Wann denn?«
    Kurzer stirnrunzelnder Blick von Lena. »Sag nicht, dass du auch …«
    »Wann?«
    »Um zwanzig nach zwölf.«
    Und Paul Hjelm dachte an eine großartige Frau mit Namen Christina. Er dachte an einen plötzlichen Druck auf dem Herzen, an das deutliche Geräusch von splitterndem Glas mitten im Genuss. Und alles war ziemlich wunderlich.
    »Also doch«, sagte Lena Lindberg und wandte sich wieder der Scheibe zu.
    »Warum nicht die Fährlinien Gdánsk-Nynäshamn, Gdynia-Karlskrona und Swinoujscie-Ystad?«, wollte Kerstin Holm wissen.
    »Das war viel teurer«, sagte Matheusz Kohutek. »Warum ist das so wichtig?«
    »Das ist es nicht«, sagte Jorge Chavez und begann, die Tragriemen abzustreifen. Isabel war noch vollkommen ruhig. Dank eines Schnullers.
    »Wohin willst du?«, fragte seine Frau und nahm das Kind entgegen.
    »Ich muss pinkeln«, sagte Chavez. »Wenn du es unbedingt wissen willst.«
    »Ich komme mit«, sagte Paul Hjelm, von einem unausgesprochenen Drang getrieben.
    »Ich kann ihn noch allein halten«, sagte Chavez und schob sich vorbei.
    Sie kamen auf den Korridor. Hjelm blickte sich um. Alles war genau wie immer. Das Einzige, was nicht war wie immer, war er selbst. Er lockerte seinen Schlips und schob die Kunststoffbrille in die Stirn.
    Etwas nahm Form an. Etwas, was kein anderer je erfahren durfte.
    »Wie geht’s dir denn?«, fragte Chavez und straffte den Rücken.
    »Gut«, log Hjelm. »Ich habe eine Frau getroffen. Christina. Man wird sehen, wie ernst es ist.«
    »Hast du noch Kontakt zu Cilla?«
    »Nein.«
    »Schade. Finde ich, also.«
    »Und dass ich eine Frau getroffen habe?«
    »Sehe ich mit gemischten Gefühlen. Ich mag Cilla. Eine prima Frau.«
    »Ja«, sagte Paul Hjelm und fühlte sich furchtbar.
    Und es sollte noch furchtbarer werden. Schwarze Hirnzellen waren in Bewegung.
    Sie kamen zur Toilette. Zuerst ein Vorraum mit Waschbecken. Dahinter die Toilette.
    »Du zuerst«, sagte Jorge.
    Dann blieb einem wenigstens das Problem erspart, dachte Hjelm. Er warf einen Blick auf das Waschbecken im Vorraum. Papierhandtücher, Plastikbecher. Gut.
    Er betrat die Toilette. Einen Moment schloss er die Augen. Fest. Dann beugte er sich hinab und untersuchte den Spülmechanismus. Doch, es müsste gehen. Er spielte in Gedanken einen Handlungsablauf durch. Dann spülte er, schraubte schnell den Handgriff vom Spülkasten ab und steckte ihn in die Armanitasche. Er fingerte ein wenig über der Toilette. Kein Griff.
    Er kam in den Vorraum, und während er sich die Hände wusch, drängte Chavez sich hinter ihm vorbei. Hjelm nahm einen Plastikbecher aus dem Halter und steckte ihn in die andere Jackentasche. Er hörte Chavez pinkeln, dass es plätscherte. Dann fluchte er laut und vernehmlich.
    »Scheißkram. Verfluchte Kiste.«
    Er kam heraus.
    »Was hast du gemacht, um zu spülen, Paul?«
    »Genau«, sagte Hjelm und trocknete sich die Hände ab.
    »Es war ein Trick dabei. Ich kann es machen.«
    Er ging in die Toilette, trat dagegen und rief: »Verdammter Mist.«
    »Gar nicht so einfach, was?«, sagte Chavez von draußen. Das Wasser wurde abgestellt, Rascheln von Papierhandtüchern.
    Hjelm trat noch ein bisschen gegen die Toilette. »So eine Scheiße«, sagte er.
    »Ist es in Ordnung, wenn ich schon gehe?«, sagte Chavez.
    »Okay, ich komme gleich.«
    Die äußere Tür wurde geschlossen. Hjelm seufzte tief und schraubte den Handgriff wieder an den Spülkasten. Dann nahm er den Plastikbecher aus der Jackentasche und schöpfte einen Deziliter Urin aus der Schüssel. Er betrachtete ihn in dem schwachen Licht und schüttelte den Kopf. Dann spülte er, ging hinaus, wickelte den Becher in ein paar Papierhandtücher und blickte auf den Korridor. Leer. Er glitt hinüber zu einem kleinen Archivraum und drückte das kleine Päckchen hinter ein paar Aktenordner. Dann kehrte er in das enge Kabuff hinter dem Spiegel zurück.
    Er warf einen Blick auf Chavez’ Nacken. Er war sehr konzentriert, genau wie die anderen.
    »Mjölby?«, sagte Kerstin auf der anderen Seite der

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