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Ungeschoren

Ungeschoren

Titel: Ungeschoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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ermorden sollen, diesen tatsächlich fanden. Lars-Inge Runström packte seine alte Heimwehrpistole ein und fuhr zum Fernsehstudio, um Swärd zu erschießen. Stattdessen fand er ihn erschossen vor. Mateusz Kohutek reiste quer durch Nordeuropa, um Elzbieta eine Axt in den Schädel zu schlagen, nur um sie mit einer Axt im Schädel zu finden. Und Naska Rezazi war bereit, ihr kleines Schweizer Klappmesser gegen ihren Bruder Nedim zu richten, aber er sitzt schon da, ermordet mit einem ebensolchen Messer. Die Ausnahme ist Marja-Liisa Niemelä, aber da sind andere Aspekte wichtig.«
    Gunnar Nyberg sagte irritiert: »Und jetzt sollen wir dich natürlich fragen: ›andere Aspekte‹?«
    »Genau«, sagte Arto Söderstedt triumphierend. »Wir sind dem Mörder nämlich begegnet. Alle. Zur gleichen Zeit.«
    Sie starrten ihn an. Er spürte selbst, dass seine Vorliebe für dramatische Effekte ein wenig kindisch war, doch das hinderte ihn nicht. Nach einer wohlabgewogenen Pause fuhr er fort: »Juha-Pekka Niemelä war Fotograf. Er hatte den Auftrag, bei Jan-Olov Hultins Abschiedsfest Fotos zu machen. Stattdessen wurde er ermordet. Der Fotograf auf dem Fest war nicht der große Tollpatsch Juha-Pekka, sondern jemand ganz anderes. In jeder Hinsicht geschmeidiger.«
    Söderstedt sah deutlich, wie alle zurückgeworfen wurden in der Zeit. Zum vorigen Sonntag. Zu einem Fest, auf dem man an ganz andere Dinge dachte als an einen Fotografen. Er erkannte auch, dass niemand unmittelbar ein Gesicht vor sich sah. Der Fotograf war vollkommen anonym unter ihnen herumgeschlichen. Und hatte dann die Bilder geschickt, als wäre nichts gewesen.
    »Ich habe mit ihm gesprochen«, sagte Lena Lindberg und sah ziemlich betroffen aus. »Ich war nicht passend gekleidet und habe ihn gebeten, keine Bilder von mir zu machen. Aber wie er aussah, weiß ich nicht mehr.«
    »Ich glaube, das geht uns allen so«, sagte Söderstedt. »Wir hatten eine Menge lila Blitze auf der Netzhaut.«
    »Also zur Arbeitsverteilung«, sagte Kerstin Holm. »Einige von euch müssen mit den Festteilnehmern sprechen, mit allen, angefangen bei Jan-Olov Hultin bis zur kleinen Sandra Norlander. Jemand muss sich die Fotos vornehmen und eventuelle Überwachungskameras überprüfen. Und dann haben wir unsere bisherigen Verdachtspersonen. Arto?«
    »Lars-Inge Runström hat etwas in der Garage gesehen«, sagte Söderstedt. »Es ist möglich, dass das ›Wesen‹, das er gesehen hat, tatsächlich der Mörder war. Er braucht noch einen weiteren Anstoß. Ich nehme an, dass Viggo und ich damit weitermachen. Dann war da eure … Lera.«
    »So etwas von Präzision!«, sagte Sara Svenhagen. »Der Mörder muss genau Bescheid gewusst haben, wo und wann Naska ihren Bruder treffen sollte. Und dass sie Blumen pflücken und dass ihr eine Akelei fehlen würde. Er muss sein Wissen von Naska oder Nedim haben. Wenn es von Naska kam, muss er das Telefongespräch zwischen ihr und Nedim mitgehört haben, und höchstwahrscheinlich war er bei ihr zu Hause, als sie das Gespräch geführt hat.«
    »Ihr dürft nicht lockerlassen bei ihr«, sagte Kerstin Holm.
    »Auf der anderen Seite ist diese Präzision überall da«, sagte Söderstedt. »Er kriegt es hin, dass Runström im genau richtigen Augenblick in der Garage erscheint. Er kommt Kohuteks Axt mit im Höchstfall einer Stunde zuvor. Außerdem hat er noch die Zeit, allen posthum eine Tätowierung zu verpassen. Dahinter verbirgt sich eine sehr exakte Planung. Er kann ebenso gut Naskas oder Nedims Telefon abgehört haben.«
    »Aber irgendwo hat er angefangen«, sagte Kerstin Holm.
    »Es fragt sich, wie er gerade auf diese Menschen kommt. Auf irgendeine Art und Weise hat er eine Gruppe von Leuten lokalisiert, die alle im Begriff sind, einen ›gerechten‹ Mord zu begehen. Das ist wirklich verblüffend. Dann gelingt es ihm, alle glauben zu machen, er habe ihre Gedanken gelesen. Ich habe die Vernehmungsprotokolle durchgesehen, und alle sagen irgendwann, jemand müsse ihre Gedanken gelesen haben. Darauf hätte ich im Übrigen früher reagieren müssen. Aber wo ist der Ausgangspunkt? Wo fängt der Täter an? Wie denkt er?«
    »Kann es sein, dass es doch um einen Fernsehmord geht?«, sagte Viggo Norlander. »War Runströms Ausbruch gegen die Verdummung durchs Fernsehen der Auslöser? Swärd ist ja als Erster ermordet worden.«
    »Aber vom Leichenhandel in Polen habe ich schon im Januar in der Presse gelesen«, sagte Gunnar Nyberg. »Eigentlich ist der Fall doch der

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