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Ungeschoren

Ungeschoren

Titel: Ungeschoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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geschossen. Das Einzige, was ich als Fernsehkritiker erreicht habe, ist, dass die Einschaltquoten für den schlimmsten Schund drastisch gestiegen sind. Es gibt einen Gott, und der ist ein Komiker.«
    »Sie haben die Pistole in eine Tasche gepackt«, sagte Norlander.
    »Ich habe nicht gewagt, sie mir in die Hose zu stecken. Ich weiß noch, dass ich Angst hatte, kastriert zu werden, falls sich ein Schuss löste.«
    »Wer hätte das nicht?«, sagte Norlander. »Und dann?«
    »Ich ging hinaus zum Wagen, startete und fuhr los. Ich fuhr automatisch zum Kalastelevision.«
    »Woher wussten Sie, wo es liegt?«
    »Ich bin einmal da gewesen«, sagte Runström mit einem schiefen Lächeln. »Ich war eingeladen, um eine Folge des Quiz ›G wie Gewinn jedes Mal‹ live zu erleben. Es war grauenvoll. Allgemeinbildungsniveau ist nur ein Wort, das zu lang ist, um es auszusprechen. Von Buchstabieren gar nicht zu reden.«
    »Gewinn buchstabiert man doch mit g?«, sagte Söderstedt nachdenklich.
    »Hier wundern wir uns, wie gut alles geplant war«, sagte Norlander. »Wussten Sie, 1. dass Ronald Swärd im Haus war, dass er gerade um diese Zeit das Gebäude verlassen wollte, dass das Garagentor aufgehen würde, sodass Sie hineinkonnten, bevor Swärd hinauskäme, und 4. dass er allein sein würde? Alles war exakt ausgeführt.«
    »Außer dass Sie nach der Tat dageblieben sind.«
    »Hübsches Timing«, sagte Norlander. »Das Publikum hatte die Studioräume von Kalastelevision gerade verlassen und zog in einzelnen Gruppen den Värtaväg hinunter. Die geladenen Gäste hatten im Innern der Räumlichkeiten mit der Nachfeier begonnen. Der Einzige, der bei Kalastelevision noch arbeiten musste, war Swärd. Er hatte um halb zehn im Szeneclub Kharma in der Sturegata eine Verabredung mit einem Mister Vebach Zelsai. Das stand im Kalender. Wenn man – im Unterschied zu Swärds Sekretärin – diese Verabredung kannte, wäre es ein Leichtes gewesen, um zwanzig nach neun an Ort und Stelle zu sein. Gerade rechtzeitig, um das Garagentor aufgleiten zu sehen.«
    »Ich bin nur hingefahren«, sagte Runström. »Direkt nach der Sendung.«
    »Es muss ein wichtiges Treffen gewesen sein, wenn der Chef dafür auf die Nachfeier verzichtete«, sagte Söderstedt.
    »Könnte es sich um Geld gehandelt haben? Sie kennen nicht zufällig diesen Herrn Zelsai, anscheinend Ungar? Er existiert nämlich nicht. Wir haben überall gesucht. Die einzige Erwähnung dieses Namens findet sich in Ronald Swärds Taschenkalender.«
    »Auch diesmal nicht«, sagte Runström resigniert.
    Aus der Tasche holte Söderstedt jetzt einen Ballon und brachte ihn mit einer Stecknadel zum Platzen. Das Echo hallte zwischen den Wänden des Vernehmungsraums wider.
    »Peng, so haben Sie ihn erschossen«, sagte Arto Söderstedt.
    Viggo Norlander landete auf dem Stuhl. Er beobachtete seinen Partner mit maßlosem – aber schweigend hinuntergeschlucktem – Zorn. Söderstedt fand, dass das Schweigen auf einen gewissen Respekt hindeutete.
    Oder Norlander hatte seine Zunge verschluckt.
    »Jajaja«, sagte Runström müde. »Neue und spektakuläre Vernehmungstricks. Wie im Fernsehen. Ein eigenes ›Format‹.«
    »Was geschah in der Garage? Schnell.«
    Noch ein Ballon. Peng.
    »Aber verdammich!«, sagte Norlander nach dem Echo Nummer zwei. Dann schwieg er. Wieder.
    »Die Garage«, hetzte Söderstedt. »Die Garage, Runström. Sie fahren runter. Sie steigen aus. Sie schießen. Einmal. Zweimal. Dreimal. Viermal. Was passiert?«
    Runström starrte ihn an. Ein wenig aus der Fassung gebracht. Söderstedt wollte es in seinen stumpfen graublauen Augen sehen. Nur ein bisschen aus der Fassung. Herrgott. Er war nicht sicher. War diese Müdigkeit wirklich absolut kugelsicher?
    »Ich erinnere mich nicht daran, dass ich in die Garage fuhr«, sagte Runström. »Ich weiß, dass ich da aufgewacht bin. Ich erinnere mich, dass die Polizei gekommen ist und mich mitgenommen hat.«
    »Und Sie erinnern sich daran, dass Sie geschossen haben.«
    Der dritte Ballon knallte.
    »Und ich erinnere mich daran, dass ich geschossen habe. Aber es war niemand da.«
    »Was bedeutet das? Sie sind da. Sie sind wieder da. Denken Sie nach. Sie sitzen in Ihrem Wagen. Sie fahren den Värtaväg hinauf, das Publikum kommt Ihnen entgegen, in Autos und zu Fuß. Und dann?«
    »Ja. Doch. Das Garagentor steht offen.«
    Söderstedt holte einen blauen Ballon heraus und hielt die Nadel daran. »Das Garagentor ist geöffnet«, sagte er.
    »Verdammt«, sagte

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