Ungeschoren
Geführt wurde es ja von Micke.«
»Micke Furberg? Der Kümmeltürke?«
»Aha, ich höre, Sie haben mit Rocke Rööf geredet. Er nennt alle, die er mag, Kümmeltürken. Was das heißen soll, weiß kein Mensch.«
»Waren noch andere beteiligt?«
»Wenn ich mich richtig erinnere, war es eine Art ideelle Vereinigung. Sie haben keinen Gewinn gemacht. Es gab einen Vorstand. Micke war der Vorsitzende, ein Enthusiast aus dem Ort war zweiter Vorsitzender, ein bärtiger Typ, der Suppan genannt wurde, glaube ich, er kann Sundberg geheißen haben oder so ähnlich, Jorge war als Stellvertreter dabei oder so, aber das Finanzielle hat Gurgel gemacht, und zwar verdammt schlecht – das war ein richtiger Raucher.«
»Raucher?«
»Rauchte so ziemlich alles. Immer ziemlich bekifft.«
»Kam das im Majls häufig vor?«
»Was? Rauchen? Nein, eigentlich nicht. Nur eben Gurgel. Natürlich kam es vor, dass jemand mal einen Joint geraucht hat. Aber das Lokal war ziemlich clean. Ich habe bedeutend Schlimmeres gesehen.«
»Und Jorge?«
»Nein, ich glaube nicht. Und ich selbst habe immer versucht, mich cool zu verhalten, wenn es um Drogen ging. Drogen sind ja in den Kreisen gang und gäbe, um es mal so zu sagen.«
»Aber im Majls nicht mehr als in anderen Lokalen?«
»Eher weniger, würde ich sagen. Es saß ein Bulle im Vorstand, herrje. Wenn sich etwas in organisierter Form abgespielt hat, dann haben sie es jedenfalls vor ihm geheim gehalten. Allerdings frage ich mich, ob ich Jorge nicht auch ein paarmal habe mitrauchen sehen. Er hat davon erzählt, dass er in seinem Job die Hölle hatte. Schikanen und solche Scheiße. Rassisten. Das war bei der Polizei wohl nichts Ungewöhnliches.«
»Hat er jemand besonders erwähnt?«
»Einen, der Eriksson hieß, glaube ich. Bernt Eriksson oder so ähnlich.«
»Bengt Eriksson?«
»Kann gut sein.«
Dann das Unangenehme. Paul Hjelm durchfuhr ein Frösteln, als er seine leicht ausweichende Stimme vom Band hörte: »Also Jorge hat ›mitgeraucht‹? Was denn? Heroin?«
»Nein, nein. Nur ein bisschen Gras. Ich habe es nur ein- oder zweimal gesehen. Es sah nicht nach einer Gewohnheit aus.«
»Woher bekam er es?«
»Hören Sie mal zu. Es wäre lächerlich, ihn deswegen festnageln zu wollen. Ich hätte nichts davon sagen sollen. Ein paar Züge bloß. Und Heroin habe ich nicht gesehen. Ich weiß nicht mal, ob es das damals schon gab zum Rauchen.«
»Manche Leute sagen, das Majls wäre der Umschlagplatz für Rauchheroin in Norrland gewesen.«
Stig Nilsson lachte laut. »Das hört sich eher nach dem Fuchs und den sauren Trauben an. Albern.«
»Und dieser Gurgel. Was wissen Sie noch über den?«
»No, sorry. Nur ein Gesicht. Aber ich erinnere mich, dass eine Sekretärin von der Sozialbehörde hinter ihm her war.«
Hjelm spulte vor auf 2805.
Eine klare Frauenstimme, die der Sekretärin Ann-Charlotte Stefansson gehörte, sagte mit einem leichten Lachen:
»Gurgel? Ja, natürlich. Unsere lokale Tragödie. Unglaublich starke Konstitution. Er kifft einfach immer weiter. Scheint unheimlich viel zu vertragen.«
»Wie heißt er?«
»Gunnar Urbansson. Gurgel. Im Augenblick ist er auf Entzug. Es ist das dreizehnte Mal. Er muss jetzt jede Woche rauskommen.«
»Und er war also für die Finanzen des Majls zuständig?«
»Ja, so kann man es vielleicht nennen. Sie sind in Konkurs gegangen, natürlich. Im Herbst achtundneunzig, wenn ich mich richtig erinnere.«
»Wer war da noch im Vorstand? Wissen Sie das?«
»Er war zuletzt der Einzige. Es ging ziemlich rasant den Bach runter, nachdem die Vernünftigen, die immer noch dafür gesorgt hatten, dass er auf dem Teppich blieb, ausgestiegen waren. Es fing an mit Chavez, dem Polizisten, dem Klugen, der alles zusammenhielt. Er bekam eine Stelle in Stockholm. Dann ging Micke Furberg nach Eskilstuna. Hat da einen Club aufgemacht, mehr profimäßig. Am Ende blieben nur noch Gurgel und Suppan übrig. Ein richtiges Rattennest.«
»Woher wissen Sie so viel darüber?«
»Mein Arbeitsbereich war der Drogenmissbrauch in Sundsvalls Kneipen. Die Polizei führte ziemlich früh, ich glaube, fünfundneunzig, eine völlig unmotivierte Razzia durch. Danach musste ich ein Auge auf das Lokal haben. Aber es war nie was. Ich hatte ziemlich guten Kontakt mit Chavez. Er passte auf Urbansson auf. Man kann sagen, dass wir zusammengearbeitet haben.«
»Und Chavez selbst?«
»Nein, nichts. Seine Rolle war nicht ganz einfach. Er musste ja auch im Majls ein bisschen Polizist sein.
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