Ungestüm des Herzens
lächelte gegen ihren Willen. »Dasselbe habe ich gerade über Sie gedacht.«
Er grinste. Um seine Augen bildeten sich die Fältchen, und die Grübchen verliehen seinem Gesicht etwas Knabenhaftes. »Gehen wir? Ein paar Häuser weiter gibt es ein kleines Restaurant.«
»Hätten Sie etwas dagegen, erst noch einen kleinen Spaziergang zu machen?« wagte sich Samantha vor. »Wir könnten uns vielleicht ansehen, was es in dieser Stadt zu sehen gibt?«
»Es ist schon dunkel«, gab er zu bedenken.
»Wir können auf der Hauptstraße bleiben.«
Es gab kaum Licht, nur eine Mondsichel und gelegentlich einen Lichtschein aus einem Fenster. Sie schlenderten langsam über die Holzplanken vor den Geschäften. Samantha kostete es aus, nur einfach zu laufen, Gelegenheit zu haben, sich die Beine zu vertreten.
Wie sie es hasst e, mit der Postkutsche zu reisen! Nur noch drei Tage. Nur? Sie zog ernsthaft in Erwägung, eine Nachricht nach Santa Fe zu schicken, in der sie darum bat, in Elizabethtown abgeholt zu werden, doch die Vaqueros waren schon unterwegs, da sie ihrem Vater telegrafiert hatte.
»Wie werden Sie von engen Freunden genannt, Samantha?« fragte Hank leise.
Sie dachte an Adrien und Jeannette und antwortete: »Samantha.«
»Nennt jeder Sie so?«
Sie sah ihn belustigt von der Seite an. »Wieso? Gefällt Ihnen mein Name nicht?«
»Er pass t nicht zu Ihnen«, sagte er frei heraus. »Sie haben mehr von einer Carmen, einer Mercedes, einer Lanetta. Samantha ist so ... viktorianisch.«
Sie zuckte die Achseln. »Meine Großmutter war Viktorianerin, und sie hat meinen Namen ausgesucht. Aber Sie haben recht. Es klingt ziemlich förmlich.«
Dann grinste sie. »Zu Hause werde ich Sam oder sogar Sammy genannt.«
Hank kicherte. »Sam! Nein, ein Sam sind Sie ganz bestimmt nicht. Sammy ist gar nicht übel, wenn ich mir auch für ein so hübsches Mädchen durchaus bessere Namen vorstellen könnte. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie Sammy nenne?«
»Ich weiß nicht.« Sie zögerte. »Es ist ein bisschen zu ... «
»Vertraulich?« Er schüttelte den Kopf. »Sehen Sie mich nicht als einen Freund an?«
»Doch, natürlich«, versicherte sie ihm eilig. »Doch, ich glaube schon, dass sich das machen lässt . Aus Ihrem Mund wird es komisch klingen. Man nennt mich nur zu Hause so, und ich kenne Sie erst seit ein paar Tagen.«
»Aber Sie waren damit einverstanden, dass wir Amigos sind.«
»J a, wir sind Freunde. Und ich nutze im Moment unsere Freundschaft aus.« Sie hatte bemerkt, dass sein Humpeln schlimmer wurde. »Ich bringe Sie dazu, mit mir spazierenzugehen, obwohl Ihr Knöchel noch nicht richtig ausgeheilt ist.«
Er nahm ihren Arm und führte sie zurück zu dem kleinen Restaurant. »Ich versichere Ihnen, dass es mir ein Vergnügen ist, mit Ihnen spazierenzugehen ... Sammy.«
Sie grinste verschmitzt. »Trotz der Schmerzen?«
»Wenn ich mit Ihnen zusammen bin, spüre ich keinen Schmerz«, antwortete er gewandt.
»Wie galant! Aber das sollten Sie lieber Ihrem Knöchel sagen«, neckte sie ihn.
Sie betraten das Restaurant, und als er sie zu einem freien Tisch führte, glitt seine Hand von ihrem Arm zu ihrer Taille. Als sie diese starken Finger spürte, die ihre Taille um fasst hatten, geschah etwas mit Samantha. Ihr wurde von Kopf bis Fuß warm, und sie war sicher, dass sie stark errötete. Dennoch war sie nicht verlegen.
Sie sprachen wenig, während sie aßen. Es war schwer, Hank gegenüber die Gleichgültigkeit vorzutäuschen, die sie ihm hatte zeigen wollen. Er war einfach zu attraktiv, und sie genoss seine Gesellschaft sehr. Während der Mahlzeit ertappte sie sich oft dabei, dass sie ihn verstohlen ansah, wobei sie feststellen muss te, dass auch er ihr heimliche Blicke zuwarf. Wahrscheinlich war er es gewohnt, auf Frauen zu wirken, und es war ein berauschendes Gefühl, dieselbe Wirkung auf einen so gut aussehenden Mann auszuüben.
Langsam schlenderten sie zum Hotel zurück, denn es widerstrebte ihnen, gerade jetzt auseinanderzugehen. Aber es war spät, und die Kutsche würde am nächsten Morgen sehr früh weiterfahren.
Hank begleitete sie bis vor ihre Zimmertür, und Samantha wartete in atemloser Vorfreude. Würde er versuchen, sie zu küssen?
Seine Heftigkeit hatte sie nicht erwartet. Als sie sich zu ihm umdrehte, um ihm eine gute Nacht zu wünschen, schlang er seinen rechten Arm um ihre Taille und zog sie an sich. Seine linke Hand wanderte auf ihren Hinterkopf und hielt ihn so fest, dass sie sich nicht abwenden
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