Ungestüm des Herzens
Señorita s.« Er legte die Finger an seine Hutkrempe und sagte galant: »Ihre Gesellschaft hat eine an sich äußerst mühselige Reise zu einer angenehmen gemacht.«
Samantha nickte. »Das ist freundlich von Ihnen.«
»Vielleicht sehen wir uns vor meiner Abreise noch«, fuhr Hank fort. Dabei sah er Samantha an.
»Vielleicht«, erwiderte sie ausweichend.
Er lächelte. »Wenn nicht, dann verabschiede ich mich jetzt von Ihnen, Samantha. Señorita Allston.«
Er legte wieder die Finger an seinen Hut, und dann verschwand er eilig. Samantha sah ihm entgeistert nach. Sie war erleichtert, doch gleichzeitig empfand sie etwas anderes, etwas, worüber sie sich nicht klar werden konnte. Sie sagte sich, dass er die Umstände verstanden hatte. Indem er sie Samantha nannte, drückte er aus, dass er verstanden hatte. Und das mit Anstand, wie sie es gehofft hatte. Sie fand, dass er sogar fast zu schnell aufgegeben hatte.
»Das war ein ausgesprochen netter Gentleman ... und so bedachtsam«, bemerkte Jeannette .
»J a, das war er.«
»Und er hat sich sichtlich in dich verliebt, Chérie.«
»Nein ... nicht wirklich«, erwiderte Samantha voller Unbehagen.
»Er hat dir also nicht gefallen?« fragte Jeannette . »Das kann ich dir nicht verdenken. Er hat nicht direkt ansprechend ausgesehen.«
»Was soll das heißen?« fragte Samantha mit Schärfe in der Stimme. »Er war ein gutaussehender Mann.«
Jeannette war schockiert. »Mon Dieu! Du meinst es zu gut mit ihm, Chérie. Der Mann war viel zu dunkel. Zu ... wie soll ich es sagen? Ein rauhes Äußeres, und zu gefährlich. Er würde einen grässlichen Liebhaber abgeben.«
»Warum sagst du das?«
»Er wäre zu aggressiv, zu fordernd. Die Rohen sind immer zu fordernd.«
Samanthas Augen sprühten grünes Feuer. »Sprichst du aus Erfahrung?« fragte sie schneidend vor Wut.
»Oui, Chérie «, erwiderte Jeannette ruhig. Dann ließ sie Samantha stehen, die ihr überrascht nachsah.
Erst am späten Abend kehrte Adrien zurück, und er fand Jeannette und Samantha im Hotel vor. Er war aufgeregt und schmiedete Pläne für den kommenden Tag. Er hatte viele Ratschläge von den Goldgräbern bekommen, die ihren Anspruch bereits abgesteckt hatten, Ratschläge, die sich darauf bezogen, wo Gold zu finden war. Er fand am nächsten Tag kein Gold, doch das versetzte seinem Enthusiasmus keinen Dämpfer. Am dritten Tag fand er ein paar kleine Goldklümpchen heben einem ausgetrockneten Flussbett und steckte sich augenblicklich ein Stück Land ab. Er kam nur in die Stadt zurück, um seinen Besitz rechtmäßig eintragen zu lassen und Vorräte zu holen. Dann ritt er gleich wieder ins Tal.
Jeannette und Samantha begleiteten ihn, um in Zukunft zu wissen, wo sie ihn finden konnten, denn er würde dort draußen im Tal wohnen. Jeannette machte sich Sorgen. Es war Mitte Februar, nicht gerade die günstigste Zeit, um ein Zelt im Freien aufzuschlagen. Doch Adrien war nicht umzustimmen.
Jeannette war ebenfalls fest entschlossen - ihn täglich zu besuchen. Samantha kam jedes Mal mit. Das war ihre einzige Chance, Adrien zu sehen.
Bis auf diese Ritte langweilte sich Samantha. In Elizabethtown konnte man nichts anfangen. Sie verbrachte einen großen Teil ihrer Zeit damit, Dinge zu kaufen, die sie nicht gebrauchen konnte.
Sie hatte Hank Chavez nicht mehr gesehen und fragte sich, ob er Elizabethtown verlassen hatte. Bis zum Eintreffen ihrer Eskorte konnte noch ein Monat verstreichen. Was sollte sie mit dieser Zeit anfangen?
Sie dachte sehnsüchtig an zu Hause. Sie hatte ihren Vater seit fast drei Jahren nicht mehr gesehen. Die Zeit ihrer Abwesenheit hatte sich in die Länge gezogen, weil sie noch sechs Monate geblieben war, um Jeannette zu besuchen hauptsächlich deshalb, weil sie in Adriens Nähe sein wollte. Aber er hatte ihr nie seine Aufmerksamkeit zugewandt. Warum fand Adrien sie nicht attraktiv? Anderen Männern gefiel sie schließlich auch.
Samantha überlegte sich, ob er vielleicht wie Jeannette war und einen ebenso ausgefallenen Geschmack hatte wie sie. Allein die Vorstellung, dass Jeannette Hank Chavez nicht attraktiv fand! Fühlte sich Adrien von dunkler Haut abgestoßen? Vielleicht war sie ihm zu dunkel, zu robust, zu gesund. Als sie in den Osten gekommen war, hatte sie eine dunkle, gesunde Bräune gehabt, die fast sechs Monate gehalten hatte. Sie mochte jetzt b lass genug sein, aber vielleicht konnte er nicht vergessen, wie dunkel sie anfangs gewesen war. War ihm ihre blühende Gesundheit zuwider?
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