Ungestüm des Herzens
nur bis dahin würde Hank den Sieg davontragen. Samanthas Übermut nahm ihr die Langeweile, und sie vergaß sogar, die Tage zu zählen.
Doch Hank ging ihr jetzt gar nicht mehr aus dem Kopf, und sie dachte nicht nur im Zorn an ihn. Ihre Neugier für den Mann erwachte, der jetzt im Brennpunkt ihres Lebens stand. Er hatte sie einmal mit sich nach Mexiko nehmen wollen. Wie wäre es gewesen, wenn sie ja gesagt hätte? Die Umstände hätten völlig anders sein können, wenn sie das mit Adrien eher gewusst hätte. Wenn Hank sie gebeten hätte, ihn zu heiraten, nicht nur, mit ihm zusammenzuleben. Alles hätte ganz anders kommen können. Schließlich war er trotz allem ein außergewöhnlich attraktiver Mann - muy guapo -, wie Froilana sich ausgedrückt hätte. Sie hatte ihn von Anfang an aufregend gefunden. Auch leugnete sie die seltsame Macht nicht, die er über sie hatte, wenn er sie in seinen Armen hielt. Wie wäre es wohl, seine willige Partnerin zu sein, statt gegen sich selbst anzukämpfen?
Sie würde es nie erfahren. Sie würde sich immer gegen ihn zur Wehr setzen. Anders konnte es nicht kommen, nicht nach allem, was geschehen war.
Dennoch stellte sie sich immer wieder diese Fragen. Er hatte diese andere Seite, die Seite an ihm, die sie nicht verstehen konnte. Er konnte der gewinnendste, liebenswerteste Mann auf Erden sein! Wenn diese grauen Augen vor Lachen strahlten und blitzten, konnte er jedem ein Lächeln entlocken.
Und es gab den Hank, der für seinen Cousin sein Leben aufs Spiel setzte. War er wirklich so selbstlos und tat alles für einen anderen? Aber was hätte es ihm einbringen sollen?
Samantha streckte ihre Beine auf den Stufen der Veranda aus. Die Morgensonne muss te sich noch ihren Weg über das Dach auf die Stufen bahnen, und noch war es kühl, aber es versprach, ein heißer Tag zu werden, selbst in dieser Höhe. Sie sah sich um. Ihre wunderbaren Berge. Sie hätte nie geglaubt, dass sie einmal dort leben würde, und sie wußte nicht einmal, wie lange.
Es machte ihr nichts aus, von Hank beobachtet zu werden, denn sie genoss es, allein auf den Stufen zu sitzen. Sicher war seine Miene finster. Sie lachte leise in sich hinein. Heute Morgen hatte sie sein Frühstück anbrennen lassen, nicht absichtlich, aber natürlich legte er es so aus. Aber mehr noch fraßen die Zweifel am Gelingen seines Vorhabens an ihm, und diese Zweifel hatte sie in ihm aufkeimen lassen. Samantha stand auf und blieb in der Tür stehen. Hanks Gesicht verfinsterte sich.
»Ist etwas, Sam?« fragte er barsch. Sie wandte ihren Blick nicht ab.
»Nichts Bestimmtes. « Sie zuckte die Achseln. »Ich habe nur über dich nachgedacht.«
»So?«
»Sag mir eins: Wenn ich mich bereit erklärt hätte, als deine Frau mit dir zu leben, nur mal angenommen, hättest du dich dann trotzdem der Sache deines Cousins angenommen?«
Hank lehnte sich zurück und grinste zum ersten mal seit zwei Tagen. »Wenn du die Frau an meiner Seite wärst, würde ich mehr als zu jedem anderen zu dir halten.«
»Du sagst das doch nicht nur, damit ich an allem schuld sein soll, weil ich dich zurückgewiesen habe?«
J etzt zuckte er die Achseln. »Denk dir doch, was du willst.«
»Hättest du mich in diese Hütte gebracht? Ist das das Leben, das du mir bieten wolltest?«
Hank lachte trocken. »Glaube mir, die Dinge hätten ganz anders gelegen. Aber wozu spekulieren? Du hast abgelehnt. Heute sind wir unter reichlich anderen Umständen hier.«
»Natürlich«, sagte sie beiläufig. Sie seufzte. »Langweilt es dich nicht, hier rumzusitzen und nichts zu tun?«
»Ich habe nichts zu tun, bis ich weiß, dass dein Vater meine letzte Nachricht bekommen hat. Mir gefällt das Warten ebensowenig wie dir.«
Samantha stellte sich ihm gegenüber. »Du könntest auch einfach aufgeben«, sagte sie beiläufig.
»Weshalb? Bloß, weil du sagst, dass du am Ende doch gewinnst? Du hast keine Garantie auf ein langes Leben, Sam. Menschen sind sterblich. Dein Vater könnte dich überleben, und dann hätte mein Cousin gewonnen.«
»Klammere dich doch an solche Unwahrscheinlichkeiten, die zudem noch in ferner Zukunft liegen, wenn es dich glücklich macht.« Sie lächelte.
Hank räusperte sich. »Es gibt immer noch zwei Dinge, die ich tun kann, niña , um sicherzugehen, dass das Land im Besitz der Familie Chavez bleibt. Aber es wird dir beides nicht gefallen.«
Sie sah ihn wachsam an. »Und zwar?«
»Nun ja, wir beide könnten zusammen ein Kind machen wenn wir das nicht bereits getan
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