Ungestüm des Herzens
Lorenzo«, sagte sie leise. Sie sah ihn flehentlich an. »Er... er ist verrückt.«
»Was hat er getan?«
»Was hat er nicht getan!« Sie packte seinen Arm. »Bitte, Lorenzo, lass mich bei dir bleiben.«
»Aber er hat gesagt, dass du bei ihm bleiben muss t«, erinnerte Lorenzo sie vorsichtig. »Das hatten wir schon mal, Kleines. Wenn es nur darum geht, dass du nicht in seiner Nähe sein willst, werde ich mich nicht gegen ihn stellen.«
»Es geht um mehr, verdammt noch mal!«
»Komm schon. Das bügeln wir aus.«
Er nahm ihren Arm und hielt sie fest, als sie versuchte fortzulaufen. »Lorenzo, um Gottes willen, bring mich nicht zu ihm zurück!«
»Du bist albern«, sagte er ungeduldig.
»Albern!« Jetzt geriet Samantha vollständig aus der Fassung. »Er hat mich vergewaltigt! « schrie sie, ohne sich etwas daraus zu machen, dass Hank sie hören konnte. »Und das hätte er gerade eben wieder getan, wenn ich nicht davongelaufen wäre.«
Lorenzos Finger gruben sich schmerzhaft in ihren Arm, und sie zuckte zusammen. »Das ist eine grobe Anschuldigung, mujer! Wenn du lügst, damit ich deine Schlachten schlage ... «
»Glaubst du, ich würde etwas derart Erniedrigendes zugeben, wenn es nicht wahr wäre?«
Lorenzo packte noch fester zu, und plötzlich hielt Samantha den Atem an, denn sie sah, wie der Zorn ihn übermannte und sein Gesichtsausdruck sich veränderte. Er fluchte laut vor sich hin und ging mit heftigen Schritten auf das Haus zu.
Samantha blieb dort stehen, wo er sie zurückgelassen hatte, und sah ihm nach. Lorenzo würde für sie kämpfen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Erleichtert war sie jedoch auch nicht. Hatte er eine Chance, zu gewinnen? Wenn nicht, dann muss te sie sehen, wie sie mit Hank fertig wurde, und er würde wütend sein, weil sie einen seiner eigenen Männer gegen ihn aufgehetzt hatte.
Hank erwartete Lorenzo mit leicht gespreizten Beinen. Lorenzo stürmte die Stufen hinauf und holte zu einem gewaltigen Hieb aus, aber Hank duckte sich und warf sich auf Lorenzo. Sie landeten im Staub am Fuß der Treppe, Hank oben. Er presste Lorenzos Schultern auf den Boden, aber er schlug nicht auf ihn ein.
Samantha starrte die beiden an. Nichts geschah. Wo blieb der Kampf um ihre Ehre? Hank sagte etwas zu Lorenzo, und sie kam näher, weil sie hören wollte, welche Lügen er von sich gab. Doch als sie bei den beiden ankam, standen sie auf, klopften sich den Staub aus den Kleidern, und sie hörte nur noch den Schluss .
»Wird sie einverstanden sein?« fragte Lorenzo Hank.
»J a, das wird sie.«
»Was wird sie?« fragte Samantha mit den Händen in den Hüften. Ihre Smaragdaugen schossen Pfeile auf Hank.
»Ach, du bist also von selbst zurückgekommen?« sagte Hank. Seine Stimme war gedämpft, doch sein Blick verriet ihn. Samantha kümmerte sich nicht um seinen zornigen Blick.
»Welche Lügen hast du ihm aufgetischt, Hank?«
»Keine Lügen.«
»Du hast geleugnet, dass du mich vergewaltigt hast?« schrie sie.
»Rufino hat es nicht geleugnet«, meldete sich Lorenzo voller Unbehagen zu Wort. »Aber er wird es wiedergutmachen.«
Sie starrte Lorenzo entgeistert an. »Könntest du mir diese lächerliche Bemerkung erklären?«
Doch Lorenzo sagte nichts mehr dazu. Er ertrug ihre zornigen Blicke nicht mehr und ging schnell fort. Sie blieb mit Hank zurück.
»Was zum Teufel hast du ihm erzählt, Hank?«
»Das wirst du noch früh genug erfahren«, antwortete er barsch.
»Ich will ... «
»Silencio!« fiel er ihr ins Wort. »Wir verlassen diesen Ort Für deine Fragen ist jetzt keine Zeit, und ich habe auch keine Lust, deine Neugier zu stillen.«
»Verlassen?« keuchte sie. »Aber du hast doch gesagt, dass wir warten müssen, bis ... «
»Ich habe es mir anders überlegt.«
»Dann bringst du mich also zu meinem Vater?«
»Más adelante de lo explicaré, fauchte er ungeduldig.
Samantha warf ihm zornige Blicke nach, als Hank die Stufen hinaufstieg und ins Haus trat. Offensichtlich erwartete er, dass sie ihm folgen würde. Er würde keine ihrer Fragen beantworten.
Sie wußte, dass sie sich eigentlich über ihre Abreise hätte freuen sollen, doch stattdessen machte sie sich Sorgen. Es kam zu plötzlich, und wenn Hank ihr jede Erklärung verweigerte, muss te sie auf der Hut sein.
Was hatte dieser Mann bloß jetzt schon wieder vor?
28
In jener Nacht schlugen sie ihr Lager in der Ebene auf und taten nichts, um ihre Anwesenheit zu verbergen. Inigo bereitete am Feuer ein köstliches Mahl aus Hühnchen
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