Ungestüm Wie Wind Und Meer
hatte. Doch Amy war nirgends zu entdecken. Auf ihrem Weg durch den Saal achtete Kit nun geflissentlich darauf, weder Lady Marchmont noch ihrer Schäferin in die Arme zu laufen. Schließlich war es Amy, die Kit aufspürte.
»Entschuldigt bitte.«
Kit fuhr herum - und sah in Amys Augen hinter der Kolumbinenmaske. Hinter ihrer weitaus effektiveren Maske lächelte Kit entzückt und verbeugte sich galant.
Als sie sich wieder aufrichtete, bemerkte sie die Verwirrung in Amys klarem Blick.
»Man hat mich gebeten, dir diese Nachricht zu überbringen -Kit!« Kit packte Amys Arm und drückte ihn warnend. »Sprich leise, du Gänschen! Was hat mich verraten?«
»Dein Augen, weitgehend. Aber da war noch etwas - etwas an, deiner Größe und Figur und der Art wie du die Hände hältst, glaube ich.« Amys Blick wanderte über Kits perfektes Kostüm zu den engen Beinkleidern und Strümpfen. »Ach, Kit!«
Kit überkamen leichte Schuldgefühle angesichts von Amys schockiertem Flüstern. »Ja, eben, deshalb darf auch keiner wissen, wer ich bin. Und erröte doch um Himmels willen nicht so deutlich, sonst, glauben die Leute noch, ich würde mich dir in schamloser Weise nähern.«
Am kicherte.
»Und du darfst auch nicht meinen Arm nehmen oder mir zu nahe kommen. Überleg doch bitte, Amy«, flehte Kit, »sonst bringst du mich in Teufels Küche.«
Pflichtschuldigst bemühte Amy sich zu beherzigen, dass Kit ein junger Mann war. »Das ist nicht eben leicht, da ich dich von Kindesbeinen an kenne und weiß, dass du kein junge bist«
»Wo ist diese Nachricht?« Kit nahm den Zettel aus Amys Hand und faltete ihn auseinander. Dreimal musste sie die kurze Botschaft lesen, bevor sie glaubte, was sie da sah.
Kit, komm so schnell wie möglich zu mir auf die Terrasse, Jack.
»Wer hat dir das gegeben?« Kit sah Amy streng an.
Amy erwiderte ihren Blick. George hatte sie eindringlich ermahnt, dem jungen nicht zu verraten, von wem die Botschaft kam - aber wusste George denn, dass der Junge Kit war? Sie runzelte die Stirn. »Weißt du das denn nicht?«
»Doch. Aber ich wüsste gern, wer dir den Zettel gegeben hat - hast du ihn erkannt?
Amy blinzelte. »Er ging durch mehrere Hände. Wer ihn geschrieben hat, weiß ich nicht.« Das war wenigstens die Wahrheit.
Zu verwirrt von der erschreckenden Entdeckung, dass Jack irgendwo in der Nähe war, vermutlich gar unter den Gästen, entging Kit wie ausweichend Amy geantwortet hatte. Sie vergaß ihre eigenen Ermahnungen und legte Amy die Hand auf den Arm. »Amy, du musst mir versprechen, niemandem etwas von meiner Verkleidung zu verraten.«
In der Beziehung konnte Amy sie ohne Vorbehalt beruhigen.
»Und natürlich werde ich zur Demaskierung nicht mehr hier sein. Kannst du Lady Marchmont - und Spencer - sagen, ich wäre kurz hier gewesen , aber wegen eines Unwohlseins frühzeitig heimgekehrt? Sag Spencer, ich wollte ihm den Abend nicht verderben.« Kit lächelte schief.- Würde sie zur Demaskierung bleibe, wäre der Abend für Spencer mit Sicherheit gelaufen.
»Aber was ist mit der Botschaft?« fragte Amy.
»Ach, das.« Kit schob das Papierchen in ihre Tasche. »Das hat nichts zu bedeuten. Nur ein Scherz - von jemandem, der mich erkannt hat.«
»Oh Amy beäugte Kit und wunderte sich. Die Verkleidung als Mann war nahezu perfekt - wenn sie selbst Kit schon kaum erkannt hatte, wem sollte es dann gelingen?
»Und jetzt, liebste Amy, müssen wir uns trennen, sonst fangen die Leute an, sich zu wundem.«
»Du tust doch nichts, was einen Skandal verursachen könnte?«
Kit wehrte sich gegen den Wunsch, Amy zu umarmen. »Natürlich nicht. Im Gegenteil, ich tu doch alles, um gerade das zu vermeiden.« Kit zwinkerte und verneigte sich.
Amy war augenscheinlich unfähig, eine Frau, die in Männerkleidung zu einem Ball erschien, mit der Vermeidung von Skandalen unter einen Hut zu bringen. Sie knickste und zog sich widerstrebend von Kit zurück.
Kit suchte Deckung hinter einer großen Palme an der Längsseite des Ballsaals. Die Vorsicht riet ihr, Jack um jeden Preis aus dem Weg zu gehen, aber war das möglich? Oder klug?. Wenn sie nicht auf der Terrasse auftauchte, war er durchaus imstande, im Ballsaal zu erscheinen und sich in eindeutig teuflischer Laune zu ihr zu gesellen. Nein - es war das kleinere Übel, und die Terrasse ließ sich nicht umgehen. Und was konnte er ihr schließlich auf der Terrasse des Lord Lieutenant schon tun?
Auf der Terrasse hielten sich einige Pärchen auf, um frische Luft zu schnappen.
Weitere Kostenlose Bücher