Ungestüm Wie Wind Und Meer
ließe, würdet ihr ihm sofort am Hals hängen. Aber wir dürfen uns nicht zusammen erwischen lassen, und wie würdest du es ihm erklären, wenn er dich allein hier anträfe? Komm schon!« Die beiden Gestalten verschwanden, und Kit war allein.
Lord Hendon war in der Nähe, und sie war nicht einmal in der Lage aufzustehen. Die Chancen, dass jemand näher herankam und über die Lehne der Bank blickte, waren gleich Null. Kit schloss voller Empörung die Augen und fluchte in ihren Knebel hinein.
Zwei Minuten später raschelte es in der Hecke. Kit schlug die Augen auf und sah Jack, der sich über sie beugte. Er hob sie hoch, lehnte sie gegen seine Hüfte und neigte sich herab, um seinen Gürtel zu lösen. Als ihre Beine frei waren, ließ Kit sich auf die Bank sinken.
Während Jack seinen Gürtel wieder umschnallte, schaute Kit sich um, spähte jeden der drei Wege entlang, die von der Bank fortführten. Wo steckte Lord Hendon?
»Wen suchst du?« fragte Jack verwundert.
Kit funkelte ihn böse an.
Mit einem schiefen Grinsen machte Jack sich daran, ihren Knebel zu lösen. Kit befeuchtete ihre Lippen und schaute sich erneut um.
»Da war ein Pärchen hier auf der Bank. Vor ein paar Minuten sind sie gegangen, weil sie Lord Hendon kommen sahen. Hast du ihn gesehen?«
Jacks Magen krampfte sich zusammen. Langsam schüttelte er den Kopf und erwiderte wahrheitsgetreu: »Nein. Ich habe ihn nicht gesehen.« Woran lag es, dass man ihn so leicht erkannte? Er trug noch die Perücke, und er hinkte nicht einmal mehr.
Er sah zu, wie Kit nach allen Seiten Ausschau hielt. Wieso interessierte sie sich für Lord Hendon? Hatten die Erzählungen über ihn ihre Neugier geweckt? Jack verbiss sich ein hämisches Grinsen. Wenn das so wäre, würde es später bedeutend einfacher sein, ihr die Wahrheit zu sagen. Er ergriff ihren Arm und zog Kit auf die Füße. »Komm jetzt. Ich habe Delia geholt.«
Sie gingen zwischen den Hecken hindurch, wobei Jack sie am Ellbogen führte. Ihre Handfesseln hatte er nicht gelöst - er hatte keine Lust zu erfahren, welcherlei Strafen sie ihm zukommen lassen würde, wenn sie die Möglichkeit dazu hätte.
Kit schritt neben ihm und fühlte sich innerlich merkwürdig verkrampft. Seine Hand an ihrem Arm war besitzergreifend, verstärkt noch durch die Tatsache, dass ihre Hände gebunden waren. Kit hielt es nicht der Mühe wert, ihn um die Lösung der Fesseln zu bitten. Das würde er tun, wenn es ihm passte, und die Freude, ihre Bitte nicht zu gewähren, gönnte sie ihm nicht.
Hinter der letzten Hecke war Della an einem Ast angebunden. Jack geleitete Kit zu ihrer Stute und trat zu ihrer Erleichterung dann hinter sie, um ihre Hände zu befreien.
Ihre Erleichterung hielt nicht lange vor. Er löste nur eine Hand, zog beide nach vorn und band sie wieder zusammen.
»Was um alles in der Welt ... ?« Kits fassungsloser Protest hing in der Dunkelheit
»Mit auf dem Rücken gefesselten Händen kannst du nicht reiten.«
»Mit wie auch immer gefesselten Händen kann ich nicht reiten.«
Jacks Lippen zuckten. »Du hast doch nicht etwa geglaubt, ich würde dich auf Delia setzen und losreiten lassen?«
Kit schluckte. Nein, das hatte sie nicht geglaubt. Aber sie wusste einfach nicht was er jetzt vorhatte.
»Wenn ich das getan hätte«, fuhr Jack fort, während er Delias Zügel losknüpfte, wärst du so schnell wie Delia dich tragen kann wieder auf dem Ball gewesen.«
Das konnte Kit schwerlich leugnen, und so schwieg sie.
Jack zog sich die Perücke vom Kopf und stopfte sie in die Satteltasche. »Sitz auf.« Die Zügel der Stute in einer Hand, hob er Kit aufs Pferd.
Kit schwang ihr Bein über Delias Rücken und setzte sich in den Sattel. Da merkte sie, dass die Gurte der Steigbügel zu lang waren. Sie starrte Jack an, »Wir können nicht beide reiten - das Gewicht wäre zu viel für Delia.«
»Sie schafft es. Wir werden höchstens im Trab reiten, wenn es sein muss. Rück nach vom.«
Einen Augenblick lang sah Kit ihn aufmüpfig an, doch als er einen Fuß in den Steigbügel setzte, wurde ihr klar, dass sie zerquetscht werden würde, wenn sie nicht tat was er sagte. Und obwohl sie nach vorn rückte, bis der Sattelknauf sich in ihren Bauch bohrte, war es doch reichlich eng im Sattel. Delia tänzelte, gab sich aber
schließlich zufrieden. Dank seines bedeutend schwereren Gewichts konnte Jack sich richtig im Sattel niederlassen und die Füße in die Steigbügel schieben. Er hob Kit hoch und setzte sie auf seinen Schoss, was
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