Ungezähmt: Die Katze (German Edition)
den Weg.
Hätte Gideon gewusst,
worauf er sich einließ, hätte er Gordon zu Agnes geschickt. Es gefiel ihm
nicht, wenn seine Frau einen halb nackten Mann anfasste, auch wenn es nur zur
Wundbehandlung war. Scheiß auf nur wie ein Bruder . Er war in einer der
Gästekammern und sah zähneknirschend zu, wie Kathryn Gordons Rippen abtastete.
Wenn sie nicht sofort fertig war…
Auch Gordon schien die
Sache unangenehm, er hatte Gideons Blick bemerkt und mehrmals versucht, Kathryn
zu überreden, sich von Agnes behandeln zu lassen. Aber Kathryn ließ sich nicht
davon abbringen. Sie wusste, wie gut sie war.
Zwei Stunden später
waren die Rippen mit einer Salbe behandelt und verbunden, mehrere kleinere
Wunden sorgfältig genäht und jeder noch so kleine Kratzer versorgt.
Gordon saß frisch
gewaschen in einem Nachthemd – einem Nachthemd! - und mit einem Teller Suppe im
Bett und beobachtete Gideon, während er die Suppe in sich hineinschlang.
Gideons Laune war
zunehmend schlechter geworden. Zum Glück war Kathryn gerade hinausgegangen.
Gordon hielt kurz inne.
„Macht Euch nichts
draus, das hat sie mit Euch auch gemacht. Sie ist Profi.“
Gideon brummte nur.
Gordon zog die Augenbraue hoch. „Ich hätte Euch ja liegen lassen…“, stichelte
er.
Gideon blickte auf und
begegnete Gordons schmunzelndem Blick.
Plötzlich musste er
lachen. Wenn Kathryn nicht Kathryn wäre, wäre er heute wohl tot. Er sollte
tatsächlich froh sein, dass sie so loyal war. War sie auch ihm gegenüber so
loyal? Empfand sie etwas für ihn?
Gideon war kein
gefühlsduseliger Mann, aber er hatte einsehen müssen, dass ihm etwas an seiner
Frau lag. Sehr viel sogar. Loyalität war bei weitem nicht genug. Und verdammt
noch mal er war eifersüchtig. Aber damit würde er sich später befassen.
Einige Augenblicke des
Schweigens vergingen, und Gideon bekam sich wieder in den Griff. Sowas wie
ein Bruder , summte er im Geiste, wieder und wieder.
So kam es, dass die
Männer sich stillschweigend geeinigt hatten, als Kathryn wieder hereinkam. Ihr
auf dem Fuße folgend kamen auch Michael und Andrew mit hinein.
Die nächste Stunde
brachte Gordon damit zu, zu erzählen was er erlebt hatte.
Er war geradewegs nach
Gilbrand Castle geritten. Doch man hatte ihn nicht in die Burg gelassen,
sondern ihn verhöhnt und ihm gesagt, dass der Herr von Gilbrand, Sir Harold,
nicht mit Abschaum verhandelte.
Kathryn schnaubte.
„Dieser …“ Mit einer Handbewegung brachte Gideon sie zum Schweigen und bedeutete
Gordon, fortzufahren. Zu seiner Überraschung verstummte sie tatsächlich ohne
weitere Diskussion.
Er war wieder
umgedreht, um keine Gewalt zu provozieren. Im Dorf hatte er sich beim Gastwirt
erkundigt, wie es den Pächtern ergangen war.
Die verhielten sich wie
verabredet still und bisher hatte Harold keinen Grund gehabt, sie ernsthaft zu
strafen. Gordon hatte dem Wirt aufgetragen, den Leuten zu sagen, sie sollen
sich weiter ruhig verhalten. Er berichtete ihm von Kathryns Hochzeit und dass
Kit in Sicherheit war. Der Wirt ließ seine Glückwünsche ausrichten und war
froh, dass es dem jungen Lord gut ging. Nach einer kleinen Stärkung hatte er
das Gasthaus verlassen und sich auf den Weg zurück nach The Rock gemacht.
Doch kaum war das Dorf
außer Sicht gewesen, hatte er sich umringt gesehen von ein paar finsteren
Gesellen. Diese hatten ihn umgehend vom Pferd gezogen und ihm übel zugesetzt.
Dass sie von Harold
geschickt wurden, daran bestand kein Zweifel. Erst recht nicht, nachdem sie ihm
zum Abschied noch aufs Pferd gehievt hatten. Mit dem Rat, er möge sich hier nie
wieder blicken lassen. Da er nicht in guter Verfassung gewesen war nach dem
Überfall, er aber auch nicht zurück ins Dorf reiten wollte, hatte er mehrere
Tage für die Rückreise gebraucht.
Selbst bei Keith und
seiner Familie war er nicht eingekehrt, um den Freund und in gewissem Sinne
ihren Spion nicht auffliegen zu lassen und keine unerwünschte Aufmerksamkeit zu
erregen.
Nachdem er seinen
Bericht beendet hatte, schauten sich Kathryn, Gideon, Michael und Andrew
betreten an.
Kathryn räusperte sich,
strich Gordon über die Stirn und zog die Decken fest. „Schlaf jetzt. Wir halten
dich auf dem Laufenden.“ Gordon sah die Männer bei dieser Bemutterung
mitleidheischend an, wurde jedoch ignoriert. Dann erhob sie sich und die
anderen folgten ihr aus dem Raum.
In der Halle angelangt
schaute sie die drei Männer an. Gideon kam ihr zuvor. „Wir“, er blickte sie
mahnend an „werden uns erst
Weitere Kostenlose Bücher