Ungezähmt: Die Katze (German Edition)
sonst Beschwerden?“
„Sieht man mal davon
ab, dass mir vormittags kotzübel ist und ich nachmittags ein halbes Schwein
verspeisen könnte? Nein, ansonsten geht’s.“
„Ja, das ist normal.
Trinkt ausreichend. Wie weit seid Ihr?“
Kathryn lächelte die
Ältere verhalten an. „Ich hatte meine letzte Blutung vor dreizehn Wochen.“
„Oh, dann kommt die
Übelkeit aber spät“, sagte Agnes.
Kathryn zuckte die
Schultern. „Vielleicht war ich zu abgelenkt“, sagte sie dann schmunzelnd.
Agnes lachte wissend.
„Oh ja, das können sie gut, einen ablenken.“ Sie stockte kurz. „Weiß er davon?“
Kathryn schüttelte den
Kopf. „Nein. Ich hab es ja selber gerade erst erfahren. Und ich wollte ihn
nicht durcheinander bringen.“
Agnes nickte
vorsichtig. „Ihr habt ihn gern und wollt ihn nicht beunruhigen, damit er sich
auf seine Aufgabe konzentrieren kann?“, vermutete sie.
Kathryn seufzte. „Er muss einfach heil zurückkommen.“
„Das wird er. Wir alle
vertrauen darauf und beten für ihn.“
Am nächsten Morgen fand
Cat neben ihrem Bett ein Tablett mit trockenem Brot und einen Becher Tee.
Dankbar knabberte sie daran, bis sich die Übelkeit legte und zog sich dann an.
Es war gut, jemand Vertrauten zu haben, der sich mit den kleinen Übeln
auskannte, und ihr helfen konnte. Sie nahm sich vor, Agnes zu danken. Außerdem
waren da noch einige Veränderungen, die sie erledigen wollte, bevor Gideon nach
Hause kam.
Es gab viel zu tun auf
The Rock, da es hier ziemlich lange keine Hausherrin gegeben hatte. Die
Ablenkung war willkommen und sie freute sich darauf, ein Kinderzimmer
einzurichten. Und sie liebte Herausforderungen.
Im Garten wollte sie
einen Ort der Geselligkeit schaffen, sie dachte an eine gemütliche Sitzecke,
geschützt an der Mauer im Obstgarten, dazu ein Sandkasten für die Kleinsten. So
könnte man die Jüngsten beaufsichtigen, plaudern, die Sonne genießen und
trotzdem würde die Arbeit nicht liegen bleiben. Ja, das war eine gute Idee.
Sie blickte hinaus. Sie
musste sich beeilen, der erste Schnee würde nicht lang auf sich warten lassen.
Die Tage zogen sich
quälend dahin. Jede Woche schickte Gideon einen Boten, um Fortschritte und
Rückschläge zu berichten. Die Belagerung würde sich ziehen, denn auch wenn
Gilbrand Castle nicht so rau wie The Rock war, einer Belagerung war sie
durchaus gerüstet.
Natürlich hatte Harold
das Gewächs, an dem sich Christopher als Kind abgeseilt hatte, längst entfernen
lassen, und die Belagerung war ja auch nicht wirklich unerwartet. Harold hatte
sich gut vorbereitet.
Bis jetzt hatte Gideon
mit seinen Männern noch keine Schwachstelle gefunden, trotz dass Kathryn
versucht hatte, ihm alle möglichen Informationen zu geben.
Die Wochen vergingen
und noch immer war kein Ende in Sicht.
Kathryn wurde immer
stiller. Mit ihrem Bauch wuchs auch die Sorge um Gideon. Wer sollte sie,
Christopher und ihr Kind schützen, wenn Gideon etwas zustieße?
Mittlerweile wussten
die weiblichen Mitglieder des Haushalts Bescheid, trotzdem redete man nicht
offen darüber. Niemand wollte seinen Herren verlieren, weil der sich nicht
konzentrieren konnte. Eine ganze Reihe von Ratschlägen prasselte auf Cat ein,
was sie in der Schwangerschaft alles tun und lassen solle. Allerdings war nicht
alles davon ernst zu nehmen, so wie die Kornblumen unter dem Laken für blaue
Augen. Reiten war, sehr zu ihrem Ärger, jedoch eines der Dinge, die man ihr
strengstens untersagt hatte.
Christopher war die
meiste Zeit beschäftigt damit, die endlosen Gänge der Burg zu erkunden und den
Bewohnern den letzten Nerv zu rauben. Außerdem waren Michael sowie ein kleiner
Trupp Männer auf The Rock geblieben, um sie zu schützen. Er beschäftigte
Christopher mit Waffenübungen, sofern er ihn denn fand.
Cat sah die beiden nur
zu den Mahlzeiten in der großen Halle, und war damit nicht unglücklich. Ihrem
Bruder zu erklären, dass sie ein Kind erwartete, erfüllte sie mit Unbehagen.
Die meiste Zeit verbrachte sie eh im Garten auf der Meerseite. Hier saß sie oft
im Schatten der Obstbäume und versuchte sich von ihren Sorgen abzulenken. Sie
hatte begonnen, eine Decke für ihr Kind zu besticken. Gelegentlich gesellten
sich die anderen Frauen zu ihr, erledigten kleine Handarbeiten und achteten
nebenbei mit auf die Kinderschar der Dienerschaft.
Die kleine Sitzecke
hatte sich als voller Erfolg erwiesen.
Die kleine Truppe hatte
sich angefreundet und Kathryn genoss diese Stunden der Unbeschwertheit. An
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