Ungezähmt: Die Katze (German Edition)
der Dämmerung vom Trainingsgelände zurückkehrten.
Bei der Nachricht
stellten sich ihnen die Nackenhaare auf. Michael und Christopher schauten sich
an. „Sie wollte noch mal ans Meer…“ Im gleichen Moment rannten sie beide los.
Fast wären sie auf dem Steig zum Meer gestürzt.
Als sie unten
angekommen waren, brauchten sie nicht lange suchen. Kathryn lag am Strand, die
Füße halb in den Wellen. Offenbar lag sie schon eine Weile und die Flut hatte
sie halb erreicht. Sie war sehr blass, fast schon weiß, hatte die Knie an den
Bauch gezogen, während sie auf der Seite lag.
Als sie sie umdrehten,
schlug sie kurz die Augen auf und warf ihnen einen verwunderten Blick zu.
„Christopher?“, fragte sie. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht an dem
blöden Efeu klettern.“ In ihrer linken Seite, knapp unter der Achsel, steckte
ein Pfeil. Ein großer Blutfleck verunzierte ihr Gewand und breitete sich
langsam weiter aus. Michael prüfte kurz ihren Puls und stellte erleichtert
fest, dass er, wenn auch nur schwach, gleichmäßig schlug.
Sie blinzelte nochmals.
„Und du Michael? Bist du hinterher gesprungen oder ist er auf dir gelandet?“
Christopher brach in
Tränen aus, während Michael wie betäubt auf den Pfeil starrte. „Was redet sie
da?“, fragte Agnes hinter Michael.
„Ach, eine alte
Geschichte“, antwortete der zerstreut. „Christopher hat sich dabei fast die
Beine gebrochen.“
„Sie denkt wohl, wir
wären im Himmel“, zischte Christopher ihr zu.
„Aber warum…“, Agnes
schob den stämmigen Mann wie ein Kind beiseite und sog scharf die Luft ein, als
sie den Pfeil sah. „Ach herrje.“
Dann hob Michael sie
behutsam hoch, um den Pfeil möglichst nicht zu bewegen, und trug sie hinauf in
die Burg.
Sie war kalt und er
spürte kaum ihren Atem an seinem Hals.
In der Burg machte sich
Fassungslosigkeit breit, während man Kathryn in ihr Gemach brachte. Agnes, noch
immer fassungslos und jammernd, schnitt ihre Tunika auf. Bei dem Geräusch
öffnete sie kurz die Augen, fokussierte Michael kurz. „Wenn Gideon dich hier
sieht, macht er dich einen Kopf kürzer…“, murmelte sie und ließ dann die Lider
wieder fallen. Er sog scharf die Luft ein. Schnell hatte Agnes sich wieder
gefasst und orderte in Windeseile Tücher und heißes Wasser.
In der Halle hörte man
lautes Gebrüll. Michael, der ahnte, was vorging, lief hinunter und rannte
direkt Gideon in die Arme. „Verdammt, was machst du hier?“
Gideon sah ihn besorgt
an und fragte: „Was ist hier eigentlich los? Keiner will mir etwas sagen und
alle schauen mich so betreten an.“
Michael räusperte sich
verlegen. „Kathryn, sie ist…“ Weiter kam er nicht, denn Gideon, der schlagartig
blass geworden war, unterbrach ihn scharf. „Wo ist sie? Was ist passiert?“
Als Michael denn Kopf
in Richtung Treppe neigte, rannte er los. Michael folgte ihm die Treppe hinauf.
Gideon rannte in sein
und Kathryns Gemach. Bei ihrem Anblick stolperte er über den Teppichrand und
schlug lang hin. Verdammt, seine Wange brannte wie Feuer, sein Jochbein tat
furchtbar weh und sein halbes Gesicht würde wahrscheinlich in den nächsten
Tagen eine schöne Blaufärbung bekommen.
Etwas benommen starrte
er auf die Fremde im Bett.
Nun, irgendwie war es
schon Kathryn, aber irgendwie war sie es auch nicht. Sie war fülliger geworden,
ihre Haare waren inzwischen um einiges länger. Das war zu erwarten gewesen,
aber die Locken klebten ihr um den Kopf und sahen so gar nicht seidig aus. Ihre
süßen kleinen Apfelbrüste waren einem ausgewachsenen Busen gewichen.
Mühsam rappelte er sich
hoch und starrte auf das Bett. Kathryn war leichenblass und noch immer nicht
bei Bewusstsein. Agnes hatte die Stelle um den Pfeil gesäubert, doch er steckte
noch tief im Fleisch. Gideon bewegte sich langsam auf sie zu.
Das musste ein Alptraum
sein! Das war nicht wahr! Er hatte gedacht, in der Feste sei sie sicher und
dann so etwas. Er hatte sie nicht schützen können. Entsetzt von der Erkenntnis,
verließ ihn alle Kraft.
Vor dem Bett fiel er
auf die Knie. „Himmel hilf!“ Er legte Ihre Hand in seine. Sie war eiskalt, aber
er fühlte schwach ihren Puls.
Michael legte ihm die
Hand auf die Schulter und fasste zusammen. „Sie lebt, Gott sei Dank, aber wir
müssen den Pfeil entfernen. Offensichtlich ist er nur durchs Fleisch gegangen
und dann durch die Rippen gebremst worden. Hoffentlich passiert dem Baby
nichts…“
Gideons Kopf flog hoch
und er starrte erst Michael an, dann
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