Ungezähmt: Die Katze (German Edition)
letzte
Nacht stiften gegangen“, erklärte sie kurz.
Eine eisige Faust
umklammerte sein Herz. „Verdammt“, fluchte er. „Ich muss sofort…“
„Stopp!“, hielt sie ihn
auf. Unwillig fuhr er zu ihr herum.
Sie winkte ihn zu sich
heran und drückte ihm das Fernglas in die Hand.
„Schaut mal dort
hinüber.“ Sie deutete nach Westen.
Erfolgte ihrem
Fingerzeig. „Ihr könnt auf das Gebirge zureiten, bis Ihr an den Fluss kommt.
Folgt ihm bis ans Meer, dann dreht Ihr nach Süden ab.“
So also hatte Kathryn
ihn so schnell nach Hause bekommen.
Dann deutete sie auf
den Berghang, den er vor zwei Stunden hinaufgeritten war. „Seht Ihr die zwei
Spione, dort bei den Bäumen und dem Felsen, der wie ein schlafender Bär
aussieht?“
Er brauchte eine Weile,
bis er den betreffenden Felsen gefunden hatte. Wie sie auf einen schlafenden
Bären kam, war ihm allerdings rätselhaft. In seinem Schatten lauerten zwei
finstere Gestalten und suchten die Umgebung ab, während sie sich möglichst
unsichtbar machten. Gideon nickte.
„Gut.“
Sie drückte ihm ein
besticktes Stück Stoff in die Hand. „Tragt es offen bei Euch, dann werdet Ihr
nicht aufgehalten. Nehmt den direkten Weg. Und dann gebt Ihr es Cat.“
Er zog die Augenbraue
hoch. „Kleiner Nachbarschaftsdienst“, erklärte sie trocken und schwang sich auf
ihr Pferd.
„Grüße.“ Gleich darauf
war sie verschwunden.
Gideon schaute ihr
irritiert nach, dann ritt er den Berg hinab. Die zwei Männer hielten ihn nicht
lange auf, schließlich wusste er ja schon, wo sie waren.
Schon komisch, dachte
er. Zwei ausgebildete Söldner waren kein Problem für ihn. Sie hatten kaum sein
Schwert aufblitzen sehen, bevor sie tödlich getroffen zu Boden sanken. Ihr Blut
versickerte träge im Gras. Aber eine Frau mit einem Bauernstab hatte ihn
beinahe zur Strecke gebracht.
Eilig ritt er zurück
ins Lager. Gordon grinste ihn breit an. „Kleine Begegnung?“, sagte er mit Blick
auf den Tartanstoff, in den ein Wappen eingestickt war.
„Ja“, sagte Gideon
finster. „Sie erzählte mir, dass Harold geflohen ist. Ich muss so schnell wie
möglich heim.“
Kathryn saß derzeit im
Garten, vertieft in einen Brief von Gideon. Er hatte gute Neuigkeiten. Sie
hatten einen Tunnel gegraben und würden in einer Woche in der Burg sein. Er
freute sich ehrlich, dann wieder bei ihr zu sein.
Sie stieß einen tiefen
Seufzer aus. Dann fiel ihr ein, dass Gideon ja noch nichts von ihrer
Schwangerschaft wusste. Ihr wurde flau im Magen. Hätte sie ihm doch bloß
gesagt, dass sie sein Kind trug! Oh, er fehlte ihr so sehr. Sie versuchte, sich
den ganzen Tag zu beschäftigen, verbrachte viel Zeit mit den anderen Frauen,
aber wenn sie dann nachts allein in dem breiten Bett lag… Sie weinte sich jeden
Abend in den Schlaf und nur um des Kindes Willen aß sie so viel. Hunger hatte
sie meist eher nicht.
Bald darauf kam
Christopher in den Garten gelaufen.
Kathryn berichtete ihm
kurz den Inhalt des Briefes. „…und er sagt, nächste Woche wird es vorbei sein.
Sie haben einen Tunnel gegraben und … uh!“
Er schaute sie
erschrocken und besorgt an. „Stimmt etwas nicht?“
Kathryn kämpfte mit den
Tränen. „Nein nein, alles in Ordnung. Ich habe nur gerade einen Tritt
bekommen.“ Oh Gott, was würde sie dafür geben, wenn Gideon jetzt hier wäre, um
das mitzuerleben.
Christopher bekam große
Augen. „Darf ich mal?“
Fasziniert legte er
seine Hand auf ihren Bauch. Kathryn beobachtete sein verzücktes Gesicht und
wünschte sich mehr als alles andere, dass es Gideon wäre. Schließlich erhob sie
sich schwerfällig. In Schwermut zu versinken wäre nicht gut, besonders nicht,
da Gideon bald nach Hause kommen würde. Und es reichte ja, dass er sie
hochschwanger vorfinden würde, da müsste sie nicht auch noch melancholisch
werden.
„Ich werde mir den
Sonnenuntergang am Meer anschauen. Möchtest du mit?“ Das beruhigte sie immer.
Christopher lehnte ab.
„Ich muss noch mit Michael trainieren. Wir sehen uns zum Abendmahl.“
Er hüpfte fröhlich
davon und Kathryn war sich sicher, dass er Michael haarklein berichten würde,
dass das Baby ihn und Kathryn durch den Bauch getreten hatte. Und dass er
Michael gnadenlos ausfragen würde, bis dem vor Scham die Ohren glühen würden.
Kapitel 11
Kathryn erschien nicht
zum Abendmahl. Eine Stunde später war der ganze Haushalt in hellem Aufruhr.
Keine der Frauen hatte sie gesehen. Agnes war völlig aufgelöst, als Michael und
Christopher bei Anbruch
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