Ungezähmt: Die Katze (German Edition)
wanderte sein Blick zurück zu Kathryn. Zu
ihrem Bauch.
Wie hatte er das
übersehen können? Und warum hatte sie ihm nichts davon geschrieben? Oder war es
gar nicht sein Kind?
Nein, sie würde ihn
nicht betrügen, er zweifelte keine Sekunde daran. Sicher hätte sie eine gute
Erklärung, ihm verschwiegen zu haben, dass ihr beider Kind in ihr wuchs.
Ein Kind! Wie hatte er
sich danach gesehnt. Ein feuchter Glanz stahl sich in seine Augen. Und das
erklärte auch ihre Veränderung.
Agnes trat wieder ans
Bett. „Mylord, wir müssen den Pfeil entfernen. Oder sie stirbt. Wenn sie das
nicht ohnehin tut, falls sich die Wunde entzündet.“ Gideon blickte auf und
nickte dann benommen.
Michael zog ihn auf die
Beine und ein Stück vom Bett weg. „Wir sollten ihn nicht rausziehen, sondern
durchschieben.“ Auf Gideons entsetzten Blick hin erläuterte er „Gezackte
Pfeile. Wenn wir ihn rausziehen zerfetzt er mehr Fleisch, als wenn wir ihn nach
hinten durchschieben. Er ist ohnehin fast durchgegangen.“
Gideon war blass
geworden und ließ sich auf die Bettkante sinken. Konnte er ihr noch mehr
Schmerzen zufügen? Er hatte keine Wahl, wenn er sie retten wollte.
„Also gut. Was soll ich
tun?“
Michael und Christopher
drehten Kathryn auf die Seite. Gideon hielt sie fest und flüsterte ihr
beruhigende Worte zu, als sie vor Schmerzen stöhnte.
Dann kam das
Schlimmste. Michael schaute Gideon kurz in die Augen und dieser nickte zum
Zeichen seines Vertrauens. Dann bog er den Pfeil ein wenig von den Rippen weg
und schlug auf den Schaft. Der Pfeil drang plötzlich, wie beabsichtigt, schnell
und leicht durch Kathryns Fleisch und sie schrie auf. Dann brach er das Ende
mit den Federn ab und kam auf die andere Seite des Bettes. Kathryn wimmerte
leise. Gideon rückte zur Seite um Michael Platz zu machen.
„Ich kann das nicht…“,
murmelte er, aber Michael drückte ihm die Hand auf die Schulter.
„Du brauchst sie nur zu
halten, ich mache das.“
In diesem Moment schlug
sie die Augen auf. Ihr glasiger Blick fiel auf Michael und sie krächzte unter
Kraftanstrengung: „Sarah. Hol… Sarah und Joan.“ Michael nickte wortlos.
Dann nahm er die Spitze
des Pfeils in die Hand, drückte die andere Hand gegen die Wunde, die mit
Tüchern abgedeckt worden war und zog ihn mit einem Ruck heraus.
Erstaunlicherweise
schrie Kathryn nicht erneut auf. Sie war wieder bewusstlos.
Michael trat zur Seite
und ließ den Pfeil fallen. Er war blass und hatte Schweiß auf der Stirn. Gordon
zog ihn vom Bett weg und drückte ihn in den Sessel vor dem Kamin.
Agnes nahm seine Stelle
ein und mit Gideons Hilfe verbanden sie die Wunde.
Dann erst schaute
Gideon auf und ging zu Michael herüber. Seine Knie fühlten sich an wie Pudding
und er war schwach auf den Beinen.
„Wer ist Joan?“
Michael zuckte zusammen
und sein glasiger Blick brauchte eine Weile um Gideon zu fixieren. Dann hatte
er sich wieder gefangen und sah Gideon an. „Sie ist eine Freundin aus dem
Grenzgebiet. Eine sehr begabte Heilerin. Sie lebt in Kilmuir.“
Dann schaute er Gideon
forschend an. „Warum seid ihr überhaupt schon hier? Wir hatten Euch erst in
zwei Wochen erwartet.“
„Die Belagerung hat
sich ganz schön gezogen. Ich kam auf die Idee, vom Bergrücken mit dem Fernglas
in die Burg zu spähen, als ich auf eine Amazone traf. Sie sagte mir, dass
Harold in der Nacht geflohen war und schickte mich schnellstmöglich nach
Hause.“ Er holte das Stück Stoff aus der Tasche und zeigte es Michael.
„Oh, na dann kennt Ihr
Joan ja schon“, sagte der.
Sie gingen in die
Bibliothek und schenkten sich einen Whiskey ein – nur zur Stärkung – und
berichteten einander die letzten Ereignisse.
Doch schon nach einer knappen
Stunde kam Christopher ins Zimmer gestürmt und fuchtelte aufgeregt mit den
Armen herum.
So folgten sie
Christopher ins Krankenzimmer zurück. Dort rang Agnes bereits verzweifelt die
Hände. „Mylord, ich kann die Blutung nicht stoppen. Sie blutet zwar nicht
stark, aber es sickert immer wieder durch den Verband. Wenn das so weiter geht,
wird sie das Kind verlieren.“
Gideon war bleich und
still geworden.
Michael drückte ihm
noch mal die Schulter und sagte dann. „Ich reite so schnell ich kann.“
Gideon verließ ihre
Kammer nur zum austreten. Das Essen, das Agnes ihm schickte, rührte er kaum an.
Meist kniete er vor dem Bett, hielt Kathryns Hand oder kühlte ihre Stirn mit
feuchten Tüchern. Er fühlte sich hilflos und niedergeschlagen, da es
Weitere Kostenlose Bücher