Ungezähmt: Die Katze (German Edition)
ihnen und blickte sich aufmerksam um, als er
mit Sarah die Treppe hinaufstieg.
Sarah
hingegen verhörte ihn regelrecht.
Wie
groß war die Wunde? Wie hatte man sie bisher versorgt? Sie war nicht wach? Nun,
das war kein gutes Zeichen. Wie lange schon? Nahm sie etwas zu sich? Und wie
stand es um das Kind? War das Fieber konstant oder zwischenzeitlich gesunken?
Gideon
versuchte, so gut es eben ging, zu antworten, doch schnell merkte er, dass sein
Wissen recht beschränkt war. Ein leises Schuldgefühl machte sich in ihm breit.
Hätte er nicht all das wissen müssen?
Sie
erreichten ihre Kammer und Sarah näherte sich aufmerksam dem Bett. Sie fasste
Kathryns Handgelenk und fühlte den Puls. Dann sah sie Joan an und nickte ihr
zu.
Einige
Zeit verging und Gideon sah verwirrt von einer zur anderen. Auch Joan hielt ihr
Handgelenk fest. Plötzlich sagte sie „Stopp“ und Sarah antwortete
„Neunundsiebzig“.
Sarah
runzelte die Stirn. „Das ist nicht gut.“
Auf
Gideons fragenden Blick erklärte sie „Ihr Herz schlägt ziemlich langsam, dafür
dass sie schwanger ist und Fieber hat.“
Gideon
ließ sich ungelenk in den nächsten Sessel fallen. Sarah zog eine kleine Flasche
aus ihrer Tasche und verteilte die Flüssigkeit auf ihren Händen. Joan öffnete
die Fenster weit, hielt aber Abstand. Sie postierte sich hinter Gideons Sessel.
Währenddessen
untersuchte Sarah Kathryn weiter und begann denn Verband abzuwickeln.
Darunter
war die Wunde rot und geschwollen und ein wenig Eiter war zu sehen. Sarah
leuchtete sie mit einem Spiegel aus. Dann durchtrennte sie die Fäden und Gideon
wollte sie schon aufhalten, als er Joans Hand an seiner Schulter spürte, und
schweigend warteten sie einige Minuten, während Sarah die Wunde begutachtete.
Sarah
sah auf zu Joan und sagte leise „Hab ich’s mir doch gedacht. Es ist noch ein
Splitter drin.“
Gideon
setzte sich aufrechter hin „Und jetzt?“
Joans Hand drückte
fester zu. „Wir öffnen die Wunde, holen den Splitter raus und spülen sie mit
Salzwasser und starkem Schnaps.“ Sie zögerte einen Moment, fuhr dann aber mit
einem ironischen Lächeln fort „Da sie schon bewusstlos ist, wird sie es
wenigstens nicht merken.“
Gideon merkte recht schnell dass die
zwei Frauen ein eingespieltes Team waren und er potentiell eher im Weg stand.
Kurzerhand wurde er zu einem Bad verdonnert und man sagte ihm, er solle Frische
Kleider anziehen.
Als er das Zimmer wieder betrat,
hatten sich auch die Schwestern umgezogen. Ihr Haar war unter einer Haube
verschwunden und sie trugen saubere Kittel.
Gideon wusste nicht recht, ob er den
beiden über den Weg trauen sollte, andererseits hatte Kathryn ausdrücklich nach
ihnen verlangt.
Er wurde an das Kopfende verbannt.
Die Schwestern öffneten die Naht und Joan begann, mit einer Pinzette darin zu
suchen. Gideon war verdonnert worden, mit einem Spiegel für mehr Licht zu
sorgen. Eigentlich sah Gideon nicht viel, aber er litt mit.
Dass ein so kleiner Splitter die
Ursache des Übels war?
Joan legte die Stirn in tiefe Falten
und wühlte weiter in der Wunde herum. Sarah spülte die Wunde wieder und wieder
aus, während Joan irgendetwas zu suchen schien.
Dann legte sie die Pinzette weg und
tauschte mit Sarah den Platz. Die griff nach einer großen Nadel und dem
Schlauch Rum.
Gideon drehte sich der Magen um als
er sah, dass sie die Nadel erst über dem Feuer zum Glühen brachte und dann in
der Wunde herumstocherte. Und erst dieser Geruch!
Als sie anschließend die Wunde mit
dem Rum ein letztes Mal durchspülte, sah er, dass nicht nur Blut, sondern auch
große Mengen Eiter mit ausgespült wurden.
Auf Kathryns Rücken war die Wunde
schon fast geschlossen, nur vorn, wo der Pfeil eingetreten war, hatte sie sich
entzündet.
Die Frauen vernähten die Wunde nicht
wieder, sondern polsterten sie aus und legten nur lose einen Verband um, der
lediglich die Polsterung halten sollte.
Auf Gideons Frage hin erklärte Sarah,
die Wunde müsse von innen nach außen heilen. Wenn man Wunden dieser Größe zu
früh schloss, bildete sich ein Hohlraum, in dem sich Eiter sammeln könnte,
fügte Joan hinzu.
„Das ist schon so eine Sache“, führte
sie weiter aus „ein Mönch hat mal geschrieben, man solle unbedingt vermeiden,
dass Eiter oder üble Gerüche sich festsetzen. Deshalb spülen wir den Eiter raus
und lüften regelmäßig. Der Rum oder auch anderer Schnaps, Hauptsache ist, er
muss brennen, verhindert eine Ausbreitung.“ Sie zuckte mit
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