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Ungezaehmte Leidenschaft

Ungezaehmte Leidenschaft

Titel: Ungezaehmte Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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müssen Sie alles so erschweren? Beinahe hätten Sie mein großes Werk zerstört.«
    Sie hielt den Atem an, hatte aber schon zu viel von dem Betäubungsmittel inhaliert. In ihrem Kopf drehte sich alles, die Welt zog sich in bodenlosen Nebel zurück. Sie versuchte, sich zu wehren, zumindest glaubte sie, es zu tun, war sich aber ihrer Sache nicht sicher.
    Virginia versank in endloser Nacht.

37
    Flammen loderten in der Tiefe der Spiegel. Virginia spürte die paranormale Hitze, ehe sie ganz erwacht war. Sie kannte Spiegellicht, so wie sie Sonne oder Regen kannte. Sie musste nicht erst in die Spiegel blicken, um zu wissen, dass sie von ihnen umgeben war und sie mit einer Energie aufgeladen waren, wie sie diese noch nie erlebt hatte. Die Kraft der Spiegel rief sie, löste Schauer der Bewusstheit aus, zog sie aus der Finsternis.
    Wachsam öffnete sie die Augen und erblickte ein blendendes, glitzerndes Wunderland aus Eis von massiven Glaslüstern erhellt. Sekundenlang fragte sie sich, warum sie die Kälte nicht spürte. Es dauerte einige Zeit, bis sie erkannte, dass es kein Eis war. Sie lag auf einer niedrigen Bank in einem langen hohen Raum, der gänzlich verspiegelt war. Der Raum erinnerte sie an die grausige Kammer im Keller des Hollister-Hauses, diese Halle aber war viel geräumiger und großartiger, ein Palastsaal voller Spiegel. Es gab keine Fenster und keine sichtbare Tür.
    Die strahlenden reflektierenden Flächen waren überall. Sie bedeckten die Wände und umhüllten die stattlichen Säulen. Ein kunstvolles Mosaik winziger verspiegelter Kacheln bedeckte die gewölbte dekorative Decke. Und sämtliche Spiegel vibrierten unter den paranormalen, im Glas gefangenen Feuern.
    Virginia kämpfte sich zu einer sitzenden Position hoch und sah, dass die Bank, auf der sie erwacht war, mit weißem Samt belegt war. Sie trug noch immer das Tageskleid, das sie angezogen hatte, ehe sie entführt worden war. Das kleine Schlüsseltäschchen baumelte an ihrem Gürtel. Benommen und wie betäubt von der Energie, die die Galerie durchflutete, schloss sie für einen Moment die Augen. Nach einer Weile nahm sie ihren Mut zusammen, steigerte ihre Sinne und blickte tiefer in die Spiegel.
    Sie war auf grässliche Todesvisionen gefasst, doch sah sie keine Nachbilder, nichts, was auf Morde in dem glitzernden Gemach hingedeutet hätte. Was sie sah, war schiere Kraft, enorme, in den Spiegeln eingeschlossene Kraftpotenziale. Seit ihrem dreizehnten Lebensjahr hatte sie Spiegel gedeutet, nie aber Ähnliches gesehen. Es war unvorstellbar, wie so viel rohe Energie in Spiegeln gespeichert werden konnte.
    Vorsichtig stand sie auf und entdeckte, dass sie sich in einer Museumsgalerie befand. Sämtliche Artefakte und Antiquitäten waren aus Spiegeln und Glas. Jedes einzelne Schaustück war auf einem verspiegelten Piedestal oder in einer Glasvitrine ausgestellt. In Verbindung mit den verspiegelten Wänden, dem Boden und der Decke war die Wirkung visuell vollkommen desorientierend. Virginia musste ihr Talent leicht steigern, um ihr Gleichgewicht halten zu können.
    Ihre benommenen Sinne flüsterten ihr zu, dass nicht die gesamte Energie im Raum von den Spiegeln kam. Auch die Ausstellungsstücke um sie herum waren mit Kraft getränkt. Es kam ihr in den Sinn, dass die Relikte sehr wahrscheinlich die Quelle des Feuers in den Spiegeln waren. Mit der Zeit hatten die Spiegel die paranormale, von den Antiquitäten ausgehende Strahlung absorbiert.
    Einer der Schaukästen, von Größe und Form an einen Sarg gemahnend, stand auf dem Boden und war mit weißem Samt drapiert. Virginias Intuition sagte ihr, dass sie nicht sehen wollte, was sich darunter verbarg. Sie blickte sich um, konnte aber nicht unterscheiden, welcher Spiegel die Tür verbarg. An einer Schwelle herrscht immer ein leichter Luftzug, sagte sie sich. Wenn sie die Galerie abschritt, würde sie eine Veränderung in der Luft feststellen können.
    Langsam ging sie durch den Raum. Die flachen Absätze ihrer Stiefel hallten auf den verspiegelten Bodenfliesen wider. Jedes Artefakt, an dem sie vorüberging, sprach ihre Sinne an. Es bedurfte starker Willenskraft, dem stummen Ruf einer alten Urne aus kobaltblauem Glas zu widerstehen. Sie musste sich zwingen, den Blick von einem glänzenden Obsidiandolch loszureißen, der nach dunklem Spiegellicht roch.
    Ein Stück weiter spähte sie in einen Schaukasten und sah eine kleine Pan-Statuette aus opakem grünem Glas. Sie hätte geschworen, dass sie die leisen Töne der

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