Ungezaehmte Leidenschaft
Gilmore glatt hinzu.
»Ich nehme an, dass ich diejenige bin, die vierzig Prozent bekommen soll?«
»Korrekt.«
»Die Bedingungen unseres gegenwärtigen Übereinkommens sehen vor, dass ich fünfundsiebzig Prozent der eingenommenen Honorare behalte«, sagte Virginia.
»Der geringere Profit der neuen Vereinbarung wird durch eine Erhöhung der Honorare und eine Zunahme der Aufträge mehr als ausgeglichen.«
»Wie großzügig von Ihnen.«
»Gemeinsam werden wir nicht nur mehr Geld verdienen, wir werden den Ruf dieses Instituts zu neuen Höhen führen.« Gilmores Augen wurden hart. Plötzlich wirkte er sehr intensiv. »Wir werden viele echte Talente anziehen, die hier arbeiten werden, und nicht nur solche, die bei Arcane nicht willkommen sind. Ich glaube, wir haben das Potenzial, Mitglieder der Society auf unsere Seite zu ziehen.«
»Glauben Sie das wirklich?«, fragte Virginia.
»Ja. Innerhalb von Arcane brodelt es. Nicht alle Mitglieder sind mit der neuen Richtung der Organisation glücklich. Viele fühlen sich von den Einschränkungen beengt, die die Jones in Zukunft den Forschungsarbeiten der Society auferlegen. Außerdem stieß die Etablierung von Jones & Jones innerhalb und außerhalb von Arcane auf Ablehnung. Viele haben das Gefühl, dass die Society nicht das Recht hat, uns einzuschränken.«
Virginia hatte immer gewusst, dass Gilmore die Arcane Society als Konkurrenz ansah, nun aber war ihr klar, dass es bei seiner Feindseligkeit gegen die Society um mehr ging als um das Geschäft. Es ging um etwas sehr Persönliches.
»Mr. Leybrook, Sie können versichert sein, dass ich Ihnen alles Gute für Ihre Bemühungen wünsche, eine Alternative zu Arcane zu schaffen, doch kann ich Ihr Angebot, meine Deutungen dramatischer zu gestalten, nicht annehmen. Ich bin an einer Partnerschaft, wie Sie sie vorschlagen, nicht interessiert.«
»Sie wollen einen höheren Prozentsatz des Honoraranteils aushandeln?«
»Ich will nicht mit Ihnen handeln, Sir. Ich sage nur, dass ich mein Geschäft auf meine Art aufbauen möchte. Ich will meine Klienten nicht betrügen, auch wenn es höhere Honorare bedeuten würde.«
»Es ist Sweetwater, nicht wahr?« Gilmore sprang auf und ging ans Fenster, um auf die Straße hinunterzublicken. »Sie lehnen mein Angebot seinetwegen ab. Er hat Sie verführt.«
»Die Natur meiner Beziehung zu Mr. Sweetwater geht Sie nichts an.«
»Streiten Sie es nicht ab.« Gilmore warf ihr einen vernichtenden Blick zu und sah dann wieder hinaus. »Gestern spürte ich die Energie, die Sie beide umgibt. Ich nehme an, dass alle anderen auf dem Empfang sie auch wahrnahmen.« Er verzog den Mund. »Auch Menschen ohne Talent können diese Art von Strömungen aufnehmen.«
Virginia fühlte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. Sie war froh, dass Gilmore sie nicht ansah.
»Was für eine ungezogene und unpassende Bemerkung«, sagte sie, so kalt sie konnte, aber ganz leise, da sie wusste, dass Matt lauschte. »Ich habe nicht die Absicht, meine persönlichen Angelegenheiten mit Ihnen zu besprechen, Mr. Leybrook. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie auf der Stelle mein Büro verlassen würden.«
Gilmore drehte sich wieder zu ihr um. »Sie setzen mich in Erstaunen, Virginia. Nie hätte ich gedacht, dass Sie die Geliebte eines Gentlemans werden würden. Ich war überzeugt, Ihr Stolz ließe das nicht zu.«
»Das reicht.« Sie sprang auf. »Sofort hinaus!«
»Sie vergessen wohl, dass dieses Büro Eigentum des Instituts ist und mir das Institut gehört. Solange Sie die Vorteile einer Verbindung mit meiner Organisation in Anspruch nehmen, werden Sie tun, was ich sage.«
Die Tür ging auf. Matt blickte Virginia direkt an.
»Gibt es ein Problem, Miss Dean?«, fragte er.
»Raus!«, befahl Gilmore.
Matt schenkte ihm keine Beachtung. Er wartete auf Virginias Reaktion.
Sie kam hinter dem Schreibtisch hervor »Es gibt kein Problem, Mr. Kern. Wir gehen jetzt.«
»Und wohin gehen Sie?«, wollte Gilmore wissen.
»Hiermit beende ich meine Beziehung zum Institut. Leben Sie wohl, Mr. Leybrook. Ich werde mit Interesse beobachten, ob es Ihnen gelingt, eine Organisation zu schaffen, die es mit Arcane aufnehmen kann. Es liegt viel Arbeit vor Ihnen.«
»Sie können doch nicht einfach so gehen.«
Sie blieb im Eingang stehen. »Wie Sie sehen, kann ich es doch«, sagte sie.
Matt lächelte Gilmore zu. Virginia hatte an Owen schon ein sehr ähnliches Lächeln gesehen. Das Sweetwater-Lächeln, dachte sie. Es verhieß nichts Gutes.
»Das
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