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Ungezaehmte Leidenschaft

Ungezaehmte Leidenschaft

Titel: Ungezaehmte Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Der Wissenschaftler atmete bebend auf und ging weiter den Gang entlang.
    Dank der bei seinen vorangegangenen Forschungsarbeiten im Keller des Hollister-Hauses gewonnenen Erkenntnisse waren die Experimente mit den Damen Hackett und Ratford hundertprozentig erfolgreich verlaufen. Im Verlaufe jener Arbeit hatte er entdeckt, wie die Uhrwerkapparate zu kalibrieren waren. Nach den Experimenten mit Hackett und Ratford war zufriedenstellend erwiesen, dass die Geräte bei Spiegel-Talenten genauso arbeiteten, wie theoretisch geplant. Er war bereit für das finale Experiment, dasjenige, das seine großartige Maschine mit Energie versorgen würde, wenn es gelang. Aber zwei Tage zuvor war alles schiefgegangen. Das ist der Preis für wissenschaftliche Fortschritte, rief er sich in Erinnerung. Man muss mit Rückschlägen rechnen.
    Er öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Drinnen war alles genau so, wie er es in der Nacht des Experiments angeordnet hatte. Natürlich waren der Leichnam des Subjekts und ihre persönlichen Habseligkeiten sofort nach dem Eintritt des Todes entfernt worden. Sie waren nicht wichtig. Wichtig war nur, dass er sein Ziel erreicht und Energie tief im Inneren des Spiegels auf dem Frisiertisch entzündet hatte. Die Ströme waren ganz schwach, weil das Opfer schwach gewesen war, doch war dies unwichtig. Wichtig war, dass er die Richtigkeit der Theorie bewiesen hatte.
    Er öffnete seine Sinne. Der Spiegel auf dem Frisiertisch enthielt noch immer ein kleines Feuer, doch sank die Energie rasch. Es gab keinen Grund, in dieses Haus zurückzukommen. Das Experiment hatte ihm alles verraten, was er wissen wollte. Er verließ das Schlafzimmer und ging den Gang entlang zurück, nur innehaltend, um die Gottesanbeterin aufzuheben. Der Apparat war dank der Wirkung des Spiegels außer Funktion, doch würde dieser Zustand nicht lange anhalten. Um sicher zu verhindern, dass das Ding aktiviert wurde, musste man den Schlüssel aus dem Rücken der Maschine entfernen. Vorsichtig und mit angehaltenem Atem ging er ans Werk, bis er ihn in der Hand hielt. Er steckte den Schlüssel in die Manteltasche und verstaute das vermeintliche Spielzeug in dem Leinensack, den er zu diesem Zweck mitgebracht hatte.
    Draußen auf der Straße ging er an die Ecke und pfiff nach einer Droschke. Bis zum Ort des zweiten Experiments war es nicht weit, doch war es ihm nicht geheuer, zu so später Stunde allein zu laufen. Die Presse war voll von Geschichten unglücklicher Fußgänger, die nachts von Gewalttätern überfallen worden waren.
    Zehn Minuten später stieg er an einer Ecke aus, bezahlte den Kutscher und ging rasch in Richtung des Ratford-Hauses. Erregung und Vorfreude bauten sich in ihm auf. Das zweite Experiment lag noch nicht so lange zurück. Dazu kam, dass die Ratford etwas stärker gewesen war als die Hackett. Er war gespannt, ob die Feuer im Spiegel länger anhalten würden.
    Leise öffnete er die Tür und betrat die Küche, wo er innehielt, um die Stimmung in sich aufzunehmen. Die ersten schwachen disharmonischen Strömungen wehten über seine Sinne. Wut erfasste ihn. Wieder war die Atmosphäre des Hauses gestört worden. Wieder hatte sich ein Eindringling Zutritt verschafft und das sorgfältig inszenierte Experiment behindert. Das Ansteigen der Kriminalität war erschreckend. Der Drache hätte das Problem beseitigt, doch hätte es im oberen Flur vermutlich einen Toten gegeben, und eine Leiche loszuwerden war mühsam.
    Der Forscher zog seine Taschenuhr hervor und stieg die Treppe hinauf. Oben angelangt, blieb er stehen, strich ein weiteres Zündholz an und horchte angespannt auf das mechanische Klirren und Stampfen des Drachen, den er als Wächter zurückgelassen hatte. Verstörende Stille empfing ihn. Er blickte um sich, voller Angst, über den todbringenden Apparat zu stolpern. Doch er konnte ihn nirgends entdecken.
    Da kam ihm der Gedanke, dass die Waffe womöglich versagt hatte. Schließlich war es nur ein Uhrwerkmechanismus, und Uhren blieben zuweilen aus keinem ersichtlichen Grund stehen. Die Taschenuhr bereit in der Hand, ging er langsam den Korridor entlang und durchsuchte die dunklen Räume. Am Ende musste er den unausweichlichen Schluss ziehen, dass es nicht nur keine Leiche gab, auch der Drache war verschwunden.
    Panik durchfuhr ihn. Er stieß die Tür zum Labor auf. Alles schien unberührt, doch als er seine Sinne steigerte, entdeckte er die schwachen Energieströme, die ihm verrieten, dass es dieses Mal jemand geschafft hatte, den

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